Der „König von Deutschland“ sitzt im Knast: Peter Fitzek (59), Anführer einer rechtsnationalen Sekte, die die Bundesrepublik Deutschland ablehnt, wurde am Dienstag zusammen mit drei anderen Rädelsführern festgenommen und einem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof Karlruhe vorgeführt. Ermittelt wird gegen die Festgenommenen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung. Wer ist der selbsternannte König, warum hält ihn die Justiz für so gefährlich?
Ein ausgebildeter Koch, der sich als Karatelehrer und Videothekar betätigte, 2009 erfolglos für den Bundestag kandidiert: Im selben Jahr gründete Peter Fitzek den Verein „NeuDeutschland“, mit dem er sich der Reichsbürgerszene anschloss: Die Bundesrepublik Deutschland und das Grundgesetz lehnen Reichsbürger ab und streben an, Deutschland in den Grenzen vom 31. Dezember 1937 wiederherzustellen – also einschließlich Schlesiens, Pommerns und Ostpreußens und Kaliningrad, die heute Polen, Litauen und anderen Ländern zugehören. Sicherheitsbehörden halten Reichsbürger nicht für harmlose Spinner, sondern für gewaltbereite Umstürzler.
„Königreich Deutschland“ Verfassungsschutz beobachtet Vernetzung mit Querdenkern und AfD
In seinem sogenannten Lichtzentrum Wittenberg erklärte Fitzek seine Vorstellung einer eigenen Verfassung, einem Staat mit eigenen Ämtern, Gesetzen, einer Krankenversicherung und einer Währung namens „Engelsgeld“. Solche Vorstellungen mögen lächerlich klingen, doch Behörden wie die BaFin sahen sich veranlasst, Fitzeks NeuDeutsche Gesundheitskasse NDGK zu verbieten. Diese sollte zahlenden Mitgliedern den Besuch von angeschlossenen Heilpraktikern und alternativen Gesundheitskursen gegen „Engelsgeld“ zu ermöglichen. Fitzek plante auf seinem Areal die Errichtung eines Krankenhauses, eines Kindergartens, einer Privatschule, sogar einer Universität.

Für brisanter halten Verfassungsschützer Vernetzungen Fitzeks mit Querdenkern und anderen rechtsextremen Gruppierungen: So beobachtete der Thüringer Verfassungsschutz ein Vernetzungstreffen mit 100 Aktivisten mit Querdenken-Chef Michael Ballweg und Peter Fitzek in Saalfeld-Wöhlsdorf. In Sachsen kam bei einer kleinen Anfrage der Linken im Landtag heraus, dass dem Verfassungsschutz mehrere AfD-Mitglieder als Reichsbürger bekannt sind. Das sächsische Innenministerium erwähnte in der Antwort Peter Fitzek, über den sich AfD-Parteimitglieder und der AfD-Kreisverband Mittelsachsen verharmlosend geäußert hätten (externer Link).
„Königreich Deutschland“: Peter Fitzek mehrfach wegen Gewalt verurteilt
Fitzek kam mit dem Gesetz mehrfach in Konflikt, wurde verurteilt unter anderem wegen Nutzung nicht amtlich zugelassener KFZ-Kennzeichen, Fahren ohne Fahrerlaubnis in dutzenden Fällen und Körperverletzung: Im Wittenberger Rathaus wollte Fitzek eine Mitarbeiterin „festnehmen“, verletzte sie dabei am Arm. Bei der Urteilsverkündung wiederum wollten Fitzek-Unterstützer den Richter „festnehmen“. 2023 wurde Fitzek erneut verurteilt, nachdem er eine Frau bei einem Streit in einem Dienstgebäude des Landkreises Wittenberg gegen eine Tür stieß und nach ihr trat.