„Deutschdenken“

AfD will „Stolz-Pass“ einführen: Das erhoffen sich die Rechtsextremen

Die als gesichert rechtsextrem eingestufte AfD will „deutscher Identität“ einen Stempel aufdrücken und die Geschichte des Deutschen Reiches feiern.

Author - Joane Studnik
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Das Kyffhäuser-Denkmal an der Grenze von Sachsen-Anhalt zu Thüringen wurde zu Ehren von Kaiser Barbarossa errichtet. Solche Orte möchte die AfD mit einem sogenannten Stolz-Pass feiern.
Das Kyffhäuser-Denkmal an der Grenze von Sachsen-Anhalt zu Thüringen wurde zu Ehren von Kaiser Barbarossa errichtet. Solche Orte möchte die AfD mit einem sogenannten Stolz-Pass feiern.dpa/Bodo Schackow

Im kommenden Jahr wird in Sachsen-Anhalt ein neuer Landtag gewählt – die AfD liefert sich in den Umfragen mit der regierenden CDU ein Kopf-an-Kopf-Rennen. In dem Ost-Bundesland ist die „Alternative für Deutschland“ bereits seit 2023 als gesichert rechtsextrem eingestuft. Nun profiliert sich die Partei mit dem Vorstoß für einen „Stolz-Pass“, der deutsche Identität mit Stempeln versehen soll. Das steckt dahinter!

Die AfD erhofft sich mit dem „Stolz-Pass“ Schwung für den Tourismus in der Region: Nicht den Reisepass für deutsche Staatsbürger soll er ersetzen, vielmehr meint die rechtextreme Partei eine Stempel-Karte, mit der es an historischen Stätten Vergünstigungen geben soll, heißt es in dem Vorstoß der AfD-Landtagsfraktion. Gemeint sind damit aber nicht kulturell herausstehende Orte wie die Bauhaus-Meisterhäuser in Dessau, Touristen-Magnet in der Region: Diese international geschätzten Kulturstätten nennt die AfD „Irrweg der Moderne“, knüpft damit an die Abwertung der wegweisenden Bauhaus-Architektur in der Nazi-Architektur an.

AfD mit Vorstoß zu Stolz-Pass „zur Bestätigung oder Weiterentwicklung deutscher Identität“

Feiern möchte die AfD mit ihrem provokativen Vorstoß stattdessen Orte aus der Kaiserzeit wie eine „Straße des Deutschen Reiches“. Für den sogenannten Stolz-Pass schlägt die AfD ein Logo mit einer nach rechts unten wehenden Deutschlandfahne vor.

Die Partei richtet sich damit gegen eine Werbekampagne der Landesregierung, die touristisch interessante Orte wie das Bauhaus mit dem Slogan „#moderndenken“ bewirbt. Diesen will die AfD durch „#deutschdenken“ ersetzen, heißt es in dem Antrag, über den der Landtag abstimmen soll.

Stolz-Pass: rechtsextreme AfD entlehnt „Pride“-Begriff der queeren Szene

Der Begriff „Stolz-Pass“ greift bemerkenswerterweise den von der LGBTIQ-Szene verwendeten Begriff „Pride“ auf, der für die offen gelebte queere Lebensart steht und auf Pride-Paraden gefeiert wird. Den Begriff haben sich queerfeindliche, rechtsextreme Aktivisten entliehen und parallel zu den Pride-Paraden und CSD-Zügen einen „Stolz“-Monat eingeführt. Stolz soll nicht nur für heterosexuell und cis (im Gegensatz zu trans) stehen, sondern auch für deutschtümelnd. In diesem Zusammenhang schlägt die AfD-Landtagsfraktion auch Historiker-, Kunst-, Philosophie- und Literaturpreise vor, die besondere Leistungen „zur Bestätigung oder Weiterentwicklung deutscher Identität“ würdigen sollen.

Damit meint die AfD eben nicht solche international einflussreichen Kulturschätze wie das Bauhaus, deren vorwiegend jüdische Schöpfer in der NS-Zeit flüchten mussten oder in Konzentrationslagern ermordet wurden. Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt reagierte auf den Vorstoß kühl: Man plane aktuell keine Veränderung der Landeskampagne „#moderndenken“, so eine Sprecherin des Ministeriums für Kultur.