Es wächst und wächst – und soll sich ab 2027 endlich wieder drehen: In den vergangenen Tagen und Wochen nahm das Riesenrad im berühmten Spreepark nach und nach Form an. Schon vor Jahren wurde das einstige Wahrzeichen des DDR-Vergnügungsparks abgebaut, zu einem Spezialunternehmen nach Polen transportiert. Dort wurden die Einzelteile saniert und repariert – und es entstand daraus ein neues Riesenrad, in dem trotzdem Spreepark-Geschichte steckt. Nur: wie viel DDR steckt wirklich noch im Wahrzeichen?
Riesenrad im Spreepark wurde kurz vor der Wende aufgestellt
Das Riesenrad im Spreepark bekam selbst nur einen winzigen Teil der DDR mit – es wurde anlässlich des 20-Jahre-Jubiläums im Park aufgestellt, ersetzte damit das Rad, das sich bereits im Jahr 1969 zur Eröffnung des DDR-Freizeitparks drehte. Das neue hatte verschiedene Vorzüge: Es fasste nicht nur mehr Fahrgäste, hatte 40 Gondeln statt der bisherigen 36. Es war auch fünf Meter höher als das letzte, maß 45 Meter statt 40 Meter Höhe. Und ermöglichte den Besuchern einen noch besseren Blick gen Westen.

Zu DDR-Zeiten kamen 1,7 Millionen Besucher in den Kulturpark
Allerdings nur für kurze Zeit: Im November 1989 fiel die Mauer, dann brauchte es kein Riesenrad mehr für den spektakulären Blick. Und nicht nur mit der DDR ging es bergab, auch mit dem Spreepark: Immer weniger Menschen kamen nach der Wende, zum Schluss waren es statt der 1,7 Millionen Besucher pro Jahr zu DDR-Zeiten nur noch 400.000. Der Park rutschte in die Insolvenz – das, was danach geschah, ist nicht nur ein Stück Rummel-Geschichte, sondern auch Berliner Folklore.

Nur: Wie viel vom DDR-Riesenrad steckt im neuen Riesenrad im Spreepark? Schon auf den ersten Blick wird klar: Das neue Riesenrad hat zumindest optisch nicht mehr viel mit dem alten Fahrgeschäft zu tun. Der bisherige Farbton – ein Rostrot – gehört der Vergangenheit an, stattdessen haben die Stahlteile einen blauen Anstrich bekommen. Nur bei den Speichen findet sich etwas Gelb und Rot. Und auch die Gondeln sollen laut Entwurf in verschiedenen Farben strahlen, wie es beim DDR-Rad der Fall war.
Riesenrad im Spreepark: Warum war es eigentlich rostrot?
Für die rostrote Farbe für das Riesenrad, das in der DDR im Spreepark errichtet wurde, gab es übrigens einen Grund – Christopher Flade, der die größte Spreepark-Fanseite im Netz betreibt, verriet ihn dem KURIER vor Jahren. „Einer der Techniker erzählte mir, dass das erste Riesenrad weiß war, aber mit der Zeit einen Grauschleier bekam.“ Denn auf der anderen Seite der Spree steht das Heizkraftwerk Klingenberg, das damals wohl noch keine Rußfilter in den Schornsteinen hatte. Die rote Farbe sollte vermeiden, dass das neue Rad zu schnell schmutzig aussieht.

Im Inneren des Rades steckt schon mehr Historie: Etliche Stahlteile des alten Rades konnten wiederverwertet werden, von 90 Tonnen Stahl ist die Rede. Die entsprechenden Teile wurden laut Grün Berlin GmbH sandgestrahlt, geprüft, repariert und neu beschichtet. Viele andere Elemente – etwa der Antrieb, die Steuerung und die Gondeln – wurden von einer Spezialfirma allerdings neu angefertigt werden. Denn natürlich hat der Zahn der Zeit am Riesenrad im Spreepark genagt: Jahrelang war es Wind und Wetter ausgesetzt – die alten Gondeln waren beispielsweise so verrostet und verzerrt, dass man sie nicht mehr nutzen konnte. In einem besonders kalten Winter froren die Gondeln etwa fest – und als sich das Riesenrad im Wind weiterdrehte, standen sie ab. Dann setzte das Tauwetter ein: Die Gondeln lösten sich, schlugen aneinander, verkeilten sich.