
Gerade erst hat Deutschland die Einheit gefeiert – und sich dabei über Tage an längst vergangene Zeiten erinnert. Im ZDF wird am Dienstag noch einmal das kulinarische Erbe der DDR aus der Kiste geholt – in der Reihe „besseresser“. Star-Koch und Lebensmittel-Experte Sebastian Lege nimmt sich hier die Tricks der Industrie vor, rechnet mit Kathi-Backmischungen, Malzkaffee und Soljanka aus der Dose ab. Und verrät, was in den beliebten Produkten steckt. Besonders hart geht er mit den beliebten Halloren-Kugeln ins Gericht: Trotz Sahne-Füllung steckt keine Sahne darin. Aber: Dem Osten schmeckt's trotzdem!
Sta-Koch Sebastian Lege knöpft sich bei „besseresser“ Produkte aus der DDR vor
In der beliebten Serie nimmt sich Sebastian Lege, selbst im Jahr 1978 in Bremen geboren, beliebte DDR-Produkte vor – und analysiert, was wirklich darin steckt und was vom damaligen Kult übriggeblieben ist. Eines der Ost-Lebensmittel, die er sich in der Sendung (Dienstag, 20.15 Uhr, ZDF) vorknöpft, ist auch heute noch beliebt: Halloren-Kugeln, die inzwischen zu „Halloren O’s“ geworden sind. Schoko-Pralinen, gefüllt mit Kakao- und Sahnecreme. Nicht nur eine besondere Nascherei aus dem Osten, sondern zugleich ein Kult-Produkt aus der ältesten deutschen Schokoladenfabrik.
Die wurde bereits im Jahr 1804 in Halle an der Saale gegründet. Die beliebten Halloren-Kugeln werden in der Fabrik seit 1952 hergestellt, im gleichen Jahr bekam das Unternehmen auch seinen bis heute bestehenden Namen Halloren. 1980 wurde der Betrieb an den VEB Kombinat Süßwaren Delitzsch angeheftet, der VEB „Halloren“ Schokoladenfabrik Halle wurde der Stammbetrieb. In den ersten vier Jahren nach der Erfindung der Halloren-Kugeln wurden sie in Handarbeit hergestellt, danach maschinell. Alles andere wäre später auch nicht mehr möglich gewesen: Im Jahr 2019 etwa wurden 14,5 Millionen Schachteln der Konfekt-Kugeln verkauft.

Vom Kult der DDR-Produkte bleibt bei „besseresser“ Sebastian Lege nicht viel übrig
Nur: Wenn Sebastian Lege zuschlägt, bleibt vom Kult oft nicht viel übrig. In der Sendung geht es unter anderem darum, dass in den Halloren-Kugeln von Anfang an wenig Kakao und Schokolade steckte – weil beides im Osten Mangelware war. Das Problem: Mit der DDR-Mark konnte man im kapitalistischen Ausland nichts kaufen – das ging nur mit Westgeld. „Deswegen war alles, was im Ausland gekauft werden musste, irrsinnig knapp und schwer zu bekommen“, erklärt Historiker Dr. Stefan Wolle bei „besseresser“. Das zeigte sich auch bei anderen Schoko-Produkten: Ob Schlagersüßtafel oder die beliebte Creck-Schokolade – man arbeitete häufig mit Ersatzstoffen.

Sebastian Lege rechnet mit Halloren-Kugeln ab – aber sie schmecken trotzdem!
Nur: Wie wurden die Halloren-Kugeln trotzdem zum Hit – und was steckt darin? Das zeigt Sebastian Lege in seiner Sendung. Massiv viel Zucker, Invertzucker- und Glucosesirup bilden die Grundlage für die Masse, erklärt er. Sahne kommt trotz Sahne-Füllung aber nicht hinein. „Typ Sahne wird simuliert durch Vollmilchpulver und Butter“, sagt er. Aroma sorgt für den passenden Geschmack. Das Enzym Invertase sorgt dann dafür, dass die Zuckermasse geschmeidig und feucht bleibt. Die Mischung wird dann mit Kakaopulver und Vollmilchpulver zu zwei Massen verarbeitet. Natürlich sorgt das für Kritik: In der Praline ist keine Sahne enthalten, trotzdem steht „Typ Sahne“ auf der Packung. Die Bezeichnung „Typ“ macht das trotzdem zulässig.

Die Füllung wird in Formen gefüllt, dann ausgehärtet und dann mit einer Schokoladenmasse überzogen. Fertig sind die Halloren-Kugeln. Die sind laut Sebastian Lege aber auch Jahrzehnte nach dem Ende der DDR noch immer „ohne Sahne und ohne genügend Schokoladenüberzug“, sagt er. „Mensch, seid doch ein bisschen großzügiger. Die Zeiten aus der DDR sind vorbei, es gibt jetzt alles in Hülle und Fülle.“ Würden die Kugeln heute plötzlich andere Zutaten enthalten, käme vermutlich auch der typische Geschmack der DDR verloren – und ob die Kunden das begrüßen würden, ist fraglich.