Es gibt ein Bild von mir als kleines Mädchen. Ich sitze dick eingemummelt, eine teddyartigen Fellmütze mit Bommeln auf dem Kopf, eine wenig begeisterte Schnute ziehend, auf dem Schoß des Weihnachtsmanns auf dem Weihnachtsmarkt irgendwo in der Mitte Berlins. Wenn ich das Bild ansehe, sind sofort alle Erinnerungen wieder da. Auch wenn ich andere Fotos aus der Weihnachtzeit in der DDR sehe, oder Freude ihre Erinnerungen teilen, so stellen sich viele Wiedererkennungs-Momente ein. Es gibt einfach ein paar Dinge und Rituale zur Weihnachtszeit, die in Familien in der ganzen DDR gleich waren.

An Weihnachten, dem christlichen Fest, feierten auch die Atheisten besinnlich, die Kirchen in der DDR waren wie heute an Heiligabend voller als sonst. Und das, obwohl die Staatsführung mit dem Fest Jesus' gar nichts am Hut hatte. „Die DDR war ein betont kirchenfeindlicher Staat“, sagt Dr. Stefan Wolle, wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums in Berlin. „Der Atheismus war Teil der Staatsideologie.“ Trotzdem ging Weihnachten und DDR nach anfänglichen Schwierigkeiten ganz gut zusammen. „Die SED war letztendlich klug genug, der Tradition nichts entgegenzusetzen, und die Leute feiern zu lassen, wie sie es wollten“, so Wolle.
Weihnachtslieder in der DDR
So finden sich auch auf der bekanntesten Weihnachts-Schallplatte des Ostens traditionelle und auch christliche Weihnachtslieder. Frank Schöbels und Aurora Lacasas „Weihnachten in Familie“ aus dem Jahr 1985 ist mit 1,6 Millionen verkauften LPs die meistverkaufte Platte der DDR.

Ganz sicher findet sich in den Plattensammlungen von Menschen, die in der DDR groß geworden sind, mindestens eine der folgenden LPs: Entweder singt Peter Schreier Weihnachtslieder, Frank Schöbel ist heimelig mit der Familie, oder der Dresdner Kreuzchor singt „Bald nun ist Weihnachtszeit“. Statt nach Rolf Zuckowski klang Weihnachten in der DDR in meinen Ohren immer nach Kinderchören.
Weihnachtsklassiker in der DDR: das Aschenbrödel aus der Tschechei
Im ersten oder zweiten DDR-Fernsehen lief an den Weihnachtsfeiertagen irgendwann der Klassiker „Drei Nüsse für Aschenbrödel“. Auch heute ist die liebliche Titelmelodie für viele das Startsignal für Weihnachten.

Holzkunst aus dem Erzgebirge
Wenn man von der Flimmerkiste weg und in das Wohnzimmer schaute, sahen die meisten Holzkunst aus dem Erzgebirge. Da drehten sich die Engel auf den Pyramiden und die Schwibbögen leuchteten.

Räucherkerzen mit Weihrauchduft
Am Weihnachtsbaum, der bei uns immer erst am Morgen des Heiligen Abends geschmückt wurde, glitzerte Lametta und irgendwo räucherte immer ein kleiner Duftkegel der Marke Knox vor sich hin. Tannenduft oder Weihrauch-Aroma nahm einem in der gut geheizten Stube nicht selten den Atem.

Adventskalnder-Kerzen aus der DDR
Schon Wochen vor dem großen Fest hatten die Eltern Leckereien für Weihnachten zurückgelegt. Wir Kinder fieberten mit einer Kerze, die, neben dem Türchen-Kalender mit Schokolade, ebenfalls als Adventskalender diente, dem 24. entgegen. Jeden Morgen wurde die Kerze angezündet und ein Stück weit abgebrannt.

Das gab es Weihnachten in der DDR zu essen
Die Geschenke lagerten da meist schon mehr oder weniger gut versteckt in den Schränken. Denn sie wurden das ganze Jahr über gekauft, dann, wenn es sie gab. „Die Produkte, die die Leute sich wünschten, waren nicht immer da. Besonders nicht in der Vorweihnachtszeit“, sagt Dr. Stefan Wolle. Das betraf auch Schokolade und andere Kakaoprodukte. „Für Weihnachten wurde also nicht noch gesondert geworben. Doch das war natürlich völlig wirkungslos“, so Wolle.
Wer ein paar saure Apfelsinen aus Kuba oder Bananen ergatterte, schnippelte sich einen Obstsalat und genoss ihn mit den Schmakofatzien wie selbst gebackenen Plätzchen und Lebkuchen vom bunten Teller. Auch den Eierlikör machten viele Menschen einfach selber. Wenn doch in einem Westpaket eine Flasche Verpoorten ankam, wurde sie ganz sicher bis zum Weihnachtsfest aufgehoben.
Dünnes Geschenkpapier statt Hochglanz

Am Heiligabend dann begann auch in den DDR-Wohnzimmern die Bescherung. Doch statt Hochglanz-Papier waren die Päckchen in dünnes, bedrucktes Papier eingeschlagen. Weihnachtliche Motive zierten die Bögen und nicht selten wurden sie glattgestrichen und wieder verwendet. Nachhaltigkeit made in GDR.
Osten pur: das DDR-Museum in Berlin
Wenn Sie vor dem Fest noch einmal tiefer in die Welt des Ostens eintauchen wollen, sei ein Besuch im DDR-Museum empfohlen. Die Ausstellungsstücke, die wir hier zeigen, stammen aus dem Depot des Museums in Mitte. Für Besucher gibt es derzeit eine neue Ausstellung zur Porzellanherstellung in der DDR und an diesem Mittwoch einen interessanten Vortrag.
Im Sommer 2003 unternahmen zwei Fotografen eine 1.376 Kilometer lange Wanderung entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Startpunkt war das einstige Dreiländereck der Staaten ČSSR, DDR und BRD. Endpunkt der Tour war der Priwall bei Lübeck-Travemünde an der Ostseeküste.
Anhand von über 4.000 Dias dokumentierten Karsten Höft und Marco Bertram die Grenzmuseen, die Reste der noch sichtbaren Grenzanlagen, den Kolonnenweg, den einst geteilten Grenzort Mödlareuth und andere Erinnerungsstätten der Teilung sowie die Natur, die den Todesstreifen wieder in ein grünes Band verwandelt. 18 Uhr in Konferenzraum des DDR-Museums, der Eintritt ist frei.
Das DDR-Museum, und der Shop für Weihnachtsgeschenke hat täglich von 9.00 – 21.00 Uhr geöffnet.