Es wird gebohrt, gehämmert und geschraubt: Am Verkehrsknotenpunkt S-Bahnhof Köpenick herrscht Dauerlärm. Die Großbaustelle sorgt für Schmutz, Stau und jede Menge Ärger. Wer hier unterwegs ist, spürt das Chaos sofort. Die meisten wollen nur schnell durchkommen. Verweilen möchte hier niemand.
Die Bahnhofstraße am S-Bahnhof Köpenick ist seit dem 18. August vollständig gesperrt. Bis zum 10. November 2025 soll die Sperrung voraussichtlich andauern. Laut Deutscher Bahn, Wasserbetrieben und BVG ist die Großbaustelle notwendig. Alte Leitungen und Schienen werden erneuert und die Haltestellen barrierefrei umgebaut. Für die Menschen in Köpenick bedeutet das aktuell vor allem viel Lärm und Staub, zeitraubende Umwege und geringere Umsätze in den Geschäften.

Ladenchefin in Köpenick: „Hunderttausend Mal das Gleiche erklärt“
Kerstin Sosinski, die Chefin des Modegeschäfts „Snow and Sun” am Elcknerplatz, steht täglich mit ihrem Kollegen vor dem Laden, um den Menschen der Stadt den Weg zu weisen. Die Ersatzbushaltestellen sind zu schlecht ausgeschildert, die Umwege und der Ersatzverkehr sind zu verwirrend. „Wir haben bereits Info-Schilder aufgehängt, damit die Leute wissen, wohin sie müssen. Einige haben sogar gemeint, wir sollten das Bundesverdienstkreuz bekommen, weil wir so hilfreich sind“, sagt Kerstin Sosinski dem Berliner KURIER. „Aber seien wir mal ehrlich: Die Baustelle ist laut und dreckig. Viele Stammkunden kommen nicht mehr, weil sie keine Parkplätze finden. Das Ganze soll bis 2027 dauern, und wie wir Berlin kennen, wohl sogar noch länger. Diese Baustelle ist wirklich eine Katastrophe.“ Sie schüttelt den Kopf und hilft einem Kunden.

Fahrradladen-Besitzer: „Der umsatzschwächste Sommer seit 2004“
Gleich nebenan treffen wir auf Frank Pudras, den Inhaber des Fahrradhauses Haske. Er beschreibt die Situation noch drastischer: „Die Ersatzbushaltestelle direkt vor der Tür sei auch für ihn eine ‚Katastrophe‘. Die Motorengeräusche der Busse und LKWs dringen direkt in den Laden. Man kann keinen klaren Gedanken fassen.“ Er erzählt, dass er Sorge hat, die Baustelle könne das Ende mancher Läden in Köpenick bedeuten. „Für mich ist es der umsatzschwächste Sommer seit 20 Jahren. Sonst stehen zu dieser Jahreszeit und Uhrzeit die Kunden hier Schlange. Das ist jetzt schon lange her.“ Kann es wirklich so weit kommen, dass du deinen Fahrradladen wegen der Baustelle schließen musst? „Ich hoffe, dass ich ein guter Kaufmann bin und es nicht passiert. Ich hoffe, wir kommen mit einem blauen Auge davon und halten noch bis 2027 durch. Wir haben viele Stammkunden, die hoffentlich weiterhin zu uns finden.“

Die Köpenicker Baustelle ist der „Wahnsinn“
Auch für Privatpersonen bedeutet die Sperrung eine Belastung. Ralph Scholz (55), der gerade umzieht, sagt: „Das ist eine Katastrophe. Die Baustelle verursacht viel Dreck und Lärm. Eigentlich wollte ich nächste Woche Freitag auf die Mahlsdorfer Straßenseite ziehen. Das wird jetzt schwierig. Und jetzt muss ich wohl durch den Stau.“ Er fügt hinzu, dass die Baustelle und die Unterführung für Rollstuhlfahrer eine Herausforderung sind. „Der Boden ist so wellig und uneben, dass man immer wieder aufsetzt. Es ist wirklich schwierig, da durchzukommen. Wenn die S-Bahn ankommt, kommen so viele Menschen, dass ich nicht durchkomme.“

Haltet durch, liebe Köpenicker! Der Baustellen-Spuk hat hoffentlich bald ein Ende!
Für Beate Gründer, Passantin und Rentnerin, ist die Situation kaum nachvollziehbar. „Die Baustelle macht so ein Chaos, ein Vierteljahr Vollsperrung ist Wahnsinn, vor allem, wenn alles gleichzeitig hier in Köpenick passiert. Ich weiß gar nicht, ob die zu viel Geld haben und deshalb alles auf einmal machen müssen?“, fragt sie sich und schüttelt den Kopf. Sie wohnt auf der anderen Seite der Bahnhofstraße und muss fast täglich durch das Chaos hindurch. „Zum Glück arbeite ich nicht mehr und kann mir die Zeit frei einteilen. Aber die armen Berufstätigen tun mir wirklich leid.“ Mit dem Fahrrad komme man noch irgendwie in die Altstadt, meint sie, aber mit dem Auto gehe „gar nichts mehr“. Es gebe kaum Parkplätze und man kommt einfach nicht durch. „An die Autofahrer denkt man offensichtlich zuletzt.“









