Im Nilpferd-Haus im Berliner Zoo ist derzeit die Hölle los. Nachmittags wird die Anlage plötzlich von Besuchern gestürmt. Über 100 Hippo-Fans aus aller Welt drängeln sich tägglich vor den Glasscheiben, die Abschied von Zwergflusspferd Toni nehmen wollen. Noch bis Sonntag (28. August) haben Tierliebhaber die Chance, einen letzten Blick auf den süßen Zoo-Star, der in wenigen Tagen Berlin verlässt. Manche Fans kommen sogar extra aus Prag oder New York angereist.
In ihrem Hippo-Shirt und ihrem Stoff-Hippo auf dem Arm fällt Sarka Zlamalova (23) in der Besuchermenge sofort auf. Die Studentin aus Prag hat eine viereinhalbstündige Zugfahrt hinter sich. „Ich bin extra wegen Toni nach Berlin gekommen“, sagt sie. „Ich wollte sie unbedingt noch sehen und kennenlernen, bevor die Kleine nach Frankreich umzieht.“ Die Studentin verspricht: „Ich werde Toni auch dort besuchen.“
„Bye, bye“, „Au revoir“ und ein „Tschüss“ ist hier und da in der Halle zu hören. Kinder rufen laut nach Toni. Erwachsene filmen und fotografieren mit Smartphones das Mini-Flusspferd-Mädel, während es von einem Pfleger mit einer Extradusche aus dem Gartenschlauch und einer Extra-Portion Erdnüsse verwöhnt wird. Diese „Toni-Abschiedsshow“ ist bis zum Sonntag (24. August) täglich um 13.30 Uhr zu erleben.

Noch weiter als die Studentin aus Prag kommt Molly Swindall (30) her. Aus New York düste sie an. „Natürlich wegen Toni“, sagt die US-Amerikanerin, die nicht nur Taylor Swift verehrt, sondern als eine der verrücktesten Hippo-Fans der Welt und im Internet gilt. So flog Swindall etwa nach Thailand, um dort das Hippo-Baby Moo Deng zu sehen und darüber auch in den Sozialen Netzen zu berichten.
New Yokerin ist verliebt in Zoo-Star Tino
Nun steht die New Yorkerin im Berliner Zoo und nimmt Abschied. Sie war schockverliebt, als sie Toni das erste Mal im Internet sah. Das war vor einem Jahr. Seitdem scheint die ganze Welt verrückt nach dem Mini-Flusspferd aus Berlin zu sein.

In nur 15 Monaten wuchs die Instagram-Community des Zoos von 125.000 auf rund 254.000 Follower. Tonis Videos erreichten Millionen von Menschen weltweit. Bereits die Aufnahmen des winzigen Hippos, kurz nach der Geburt am 3. Juni 2024, gingen viral. Über 20.000 Namensvorschläge kamen aus Deutschland, aber auch aus den USA oder Australien. Namensvetter und Ehrenpate wurde Fußballer Antonio Rüdiger.
Warum alle so begeistert von Zwergflusspferden wie Toni sind? „Sie sind süß, sie sind niedlich, sie sind lustig, sie sind frech. Jedes hat seine eigene kleine Persönlichkeit“, sagt Molly Swindall. „Egal, was für einen Tag du hast, du schaust dir ein Video von einem von ihnen an und sofort hast du ein Lächeln im Gesicht. Das hat mich dazu gebracht, sie zu lieben. Sogar jetzt, während ich Toni sehe, wie sie ihr Heu frisst.“

Den Trip nach Deutschland hat die New Yorkerin nicht bereut. Auch Til (6) nicht, der mit seinen Großeltern Beate (60) und Jürgen Keck (62) aus dem nicht allzu weiten Trebbin (Brandenburg) angereist war. Der Junge braucht nicht so viele emotionale Worte wie die Amerikanerin, um zu erklären, warum er Toni sehen. „Die Hippos sind einfach toll“, sagt Til kurz und knapp. Und er sagt: „Schade, dass sie nun Berlin verlassen muss.“
Süßes Zwergfusspferd aus Berlin: So reist Zoo-Star Toni nach Frankreich
Aber warum nur? „Zeit wird es“, sagt Zoo-Direktor Andreas Knieriem. Schließlich sind Zwergflusspferde Einzelgänger. Schon im Alter von etwa einem Jahr gehen die Jungen ihre eigenen Wege. Bereits jetzt ist Toni noch kaum bei Mama Debbie, verbringt die Nachmittage allein mit den Besuchern oder den Pflegern.

Tierpflegerin Svenja Schulze findet es schön und traurig zugleich, dass Toni in einen neuen Zoo umzieht. „Man ist schon ein bisschen emotional, auch wenn man Profi ist.“ Schulze war bei Tonis Geburt dabei. Sie hat das Zwergflusspferd geduscht und in einer Wanne gebadet, als es noch ganz klein war.

Nun zieht Toni nächste Woche in den Zoo von Mulhouse in Frankreich. Per Auto geht die Reise, die eine spezielle Tiertransportfirma durchführen wird. Bereits seit mehreren Wochen wird Toni behutsam mit täglichem Kistentraining an den Transport gewöhnt.