Nach dem Abriss-Aus durch Spatzen und Senat-Sparhammer: Sollten Sie zufällig Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) treffen, fragen Sie bloß nicht danach, ob man das alte Jahnstadion doch noch erhalten und kostengünstig sanieren könnte. Denn die Behörden der Senatorin reagiert offenbar auf solche Fragen sehr empfindlich, wie jetzt ein aktuelles Beispiel zeigt.
Seit einer Woche steht fest: Der Abriss des Jahnstadions, der am 7. Oktober begann, liegt für lange Zeit auf Eis. Nicht nur der Eilantrag von Naturschützern vor Gericht sorgte dafür, dass die Arbeiten wegen brütender Spatzen nicht weiter ausgeführt werden dürfen. Auch der Sparhammer des Senats schlug heftig zu: Für den mittlerweile 20 Millionen Euro teuren Abriss der Arena aus DDR-Zeiten steht derzeit kein Geld zur Verfügung. Vor 2026 dürfen keine Bagger mehr rollen – so der Senatsbeschluss am vergangenem Dienstag.
Da darf man doch einmal fragen, wie es nun mit dem Jahnstadion weiter geht, ob nicht doch die einstige DDR-Arena weiter genutzt werden sollte, wenn man sie für weniger Geld sanieren und umbauen könnte. Schließlich wurde ja bisher nur der Eingang zur Tribüne platt gemacht.

So ist auch die jüngste parlamentarische Anfrage der Grünen Abgeordneten Klara Schedlich zu verstehen, die sie so sinngemäß an die Verwaltung von Sportsenatorin Iris Spranger stellte. Zugegeben, die Anfrage wurde im Oktober eingereicht, als gerade noch über den Spatzen-Eilantrag entschieden wurde. Doch die Sportbehörde ließ sich Zeit. Ihre Antwort wurde erst jetzt veröffentlicht, nach dem nun längst die Spatzen von den Dächern pfiffen und es fest stand, dass der Stadion-Abriss schon aus Spargründen derzeit keine Zukunft hat.
Doch offenbar wollte oder konnte die Sportverwaltung die Frage nicht richtig verstehen. Und so ging man bei der Beantwortung der Grünen-Anfrage nicht auf die aktuellen Ereignisse ein und tat so, als würde der Abriss bald fröhlich weiter gehen.
Denn Klara Schedlich wollte wissen: „Welche Sportarten und Wettkämpfe können aktuell im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark Stadion ausgetragen werden?“ Doch die Sportverwaltung machte sich noch nicht einmal die Mühe, einer Überlegung nachzugehen, die Arena nun doch zu erhalten.
Jahnstadion: Kein Abriss möglich, Senatsbehörde weicht Fragen zum Umbau aus
Also wich man bei der Antwort aus: „Seit Schließung und Abrissbeginn des Großen Stadions steht im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark lediglich das Kleine Stadion zur Verfügung. In diesem können Leichtathletik und Fußball sowie regionale Wettkämpfe in beiden Sportarten ausgetragen werden.“
Auch bei der Antwort zur nächsten Fragen der Grünen-Abgeordneten tat man so, als wäre das Jahnstadion schon komplett weg. „Wie viele Zuschauer*innen können im Stadion unter den aktuellen Bedingungen Platz finden?“, wollte Schedlich von der Sportverwaltung wissen.
Die ausweichende Antwort der Behörde: „Für das Große Stadion erübrigt sich die Frage, da es nicht mehr für den Betrieb zur Verfügung steht. Die Nutzung der Stehtribünen des Kleinen Stadions erfolgt derzeit mit maximal 500 Personen.“
Mit aller Macht geht man nicht auf die mögliche Alternative zum Erhalt des Jahnstadion ein. Auch bei den folgenden Fragen nicht, die die Grüne-Abgeordnete ganz gezielt zu einem möglichen Umbau und Erhalt des Jahnstadions stellt.

So will Schedlich wissen, welche baulichen oder technischen Anforderungen für weitere Sportarten oder größere Wettkämpfe noch für das Stadion im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark erfüllt werden müssten. Wie hoch die Kosten wären, um Umbau- und Sanierungsmaßnahmen komplett durchzuführen? Schedlich meint damit offenbar ganz klar das Große Stadion.
Doch der Senat ignoriert dies, bezieht sich in den Antworten immer nur auf das Kleine Stadion, nach dem aber gar nicht gefragt wurde. So stellt sie klar: „Eine dauerhafte bauliche Ertüchtigung zur Erweiterung des Angebotsspektrums im Kleinen Stadion ist aufgrund der örtlichen Gegebenheiten – zur Verfügung stehende Fläche und angrenzende Wohnbebauung – nicht möglich.“
Weiter heißt es: „Auf Wunsch von Berlin Thunder soll kurzfristig geprüft werden, ob das Kleine Stadion temporär, also bis zur Fertigstellung des Großen Stadions, für den Spielbetrieb in der Sportart American Football ertüchtigt werden kann. Über Umfang, Kosten und Realisierungszeiträume können noch keine Angaben gemacht werden.“
Diese Angaben wird es auch nicht so schnell geben. Denn wegen des Sparhammers des Senats ist ja die Fertigstellung eines neuen großen Stadions ebenfalls in weite Ferne gerückt, in dem eigentlich ab 2025 Fußball oder American Football gespielt werden sollte.
Die einzige Alternative, um relativ schnell wieder große Sportveranstaltungen im Jahnsportpark durchzuführen, wäre ein möglicher kostengünstiger Umbau der alten DDR-Arena. Doch davon will man in der Behörde von Sportsenatorin Spranger nichts wissen.
Auch eine Prüfung nach dem Abriss-Stopp zieht man noch nicht einmal in Erwägung. „Dabei ist es wichtig, dass man mit dem wenigen Geld, das man noch hat, wieder mehr Sport im Jahnsportpark ermöglicht“, sagt Grüne-Abgeordnete Klara Schedlich dem KURIER. ■