Ältere Pankower erinnern sich noch. Am westlichen Ende der Wollankstraße war Schluss. Die Mauer teilte Berlin hier einst in Ost und West. Das Gleiche gilt jetzt wieder. Bis Weihnachten ist Berlin an dieser Stelle wieder eine geteilte Stadt. Wegen der umfangreichen Brückenbauarbeiten an der Wollankstraße ist ein Passieren der längst vergessen geglaubten Grenze für Autos, Fußgänger und Radfahrer nur unter sehr abenteuerlichen Bedingungen möglich.
Ein Hellsichtiger hat tatsächlich pünktlich zur angekündigten Sperrung der Ost-West-Verbindung zwischen Pankow und Wedding ab dem 26. November ein Pappschild am einzigen„ Grenzübergang“ aufgehängt. „Grenzgebiet“ steht an dem engen Tunnel, der am nördlichen Ausgang des Bahnhof Wollankstraße das einzige Schlupfloch zwischen den Bezirken ist.

Der Grund für die massiven Bauarbeiten an der Wollankstraße ist die marode S-Bahnbrücke, sie wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. In Schönholz errichtet die Bahn zudem ein neues ICE-Instandsetzungswerk. Von 2025 bis 2028 sollen am S-Bahnhof Wollankstraße daher auch keine S-Bahnen in Richtung Norden halten.
Nach der jetzigen Vollsperrung der Straße für den Auto- und Bus-Verkehr kommt der Verkehr im März 2025 erneut komplett zu erliegen. Stau auf den umliegenden Straßen ist vorprogrammiert, denn auch im restlichen Pankow läuft längst nicht alles rund.

Regelmäßig braucht man im Berufsverkehr 30 Minuten länger, um die Wollankstraße in Richtung Mitte und zurück zu passieren. Mit der jetzigen Sperrung, die im Laufe des Dienstags eingerichtet wird und ab Mittwochfrüh gilt, ist eine Verschärfung der Lage zu befürchten.
Der Verkehr wird sich dann durch die Florastraße und die Mühlenstraße zwängen, hier werden extra Fußgängerfurten temporär zurückgebaut und Parkplätze einkassiert und die Massen abfließen lassen zu können.
BVG-Busse der Linien M27, 250 und 255 betroffen
Auch die BVG-Busse der Linien M27, 250 und 255 sind von der Sperrung der Wollankstraße betroffen. So gibt es westlich der Brücke im Wedding eine Busrunde und östlich in Pankow eine zweite. Wer hier umsteigen muss, muss einen halben Kilometer Fußweg zwischen den Haltestellen hüben und drüben in Kauf nehmen und passiert den schon erwähnten Durchgang im „Grenzgebiet“.
🚧 Bis voraussichtlich 20. Dezember 2024 ist die #Wollankstraße in #Pankow in beiden Richtungen zwischen Schulzestraße und Nordbahnstraße voll #GESPERRT. Auch @BVG_Bus sowie der Fuß- und Radverkehr sind betroffen. Den Bereich weiträumig umfahren. #STAU zu erwarten! 🚧 pic.twitter.com/yJUcK4F0nG
— Verkehrsinformationszentrale Berlin (VIZ Berlin) (@VIZ_Berlin) November 26, 2024
BVG-Busse drehen separate Ost- und Westrunde
Die Linie M27 etwa spuckt die Fahrgäste von Osten kommend schon vor der Florastraße aus und biegt dann als 255er weiter in die Florastraße ab und fährt zum Schwarzelfenweg. Die Linie 250 verkehrt zwischen Buchholzer Straße und Gaillardstraße.
Auf der anderen Seite der einstigen Mauer dreht der M27 ebenso an der S-Bahnbrücke ab und wendet über die Nordbahnstraße, die während der Sperrung eine Einbahnstraße geworden ist, um wieder zum U-Bahnhof Jungfernheide zu zuckeln.
Auch an diese neuen Abläufe werden sich die Pankower gewöhnen, wie auch die Autofahrer, die in Richtung Wedding über Schönholz und die Hermann-Hesse-Straße und Provinzstraße ausweichen müssen. Obwohl die Baustelle am frühen Vormittag noch gar nicht komplett eingerichtet war, und noch Autos die Engstelle Wollankstraße passieren konnten, war es auf den Umleitungsstrecken schon voll. Autofahrer müssen auf jeden Fall zu den Stoßzeiten mehr Zeit einplanen. Achtung: auch auf dem Rückweg gibt es noch eine weitere Baustelle. Der Heinrich-Mann-Platz ist in Richtung Pankow nicht zu passieren.

Wer hofft, über die Schulzestraße schneller in Richtung Herrmann-Hesse-Straße oder retour zu gelangen, muss von der Fahrbahnverengung dort wissen. Ansonsten ist es in Pankow wie immer.
Das Abbiegen von der Damerowstraße in Richtung Berliner Straße ist seit Wochen nicht möglich, man muss geradeaus fahren und nähert sich damit unweigerlich dem Bermudadreieck und Stauausläufern von der Wollankstraße. Wer kann, tut gut daran, die Autobahn im Norden erst an der Granitzstraße zu verlassen und das Baustellen-Paradies Pankow weit zu umfahren.

Denn auch die Breite Straße ist weiterhin in Richtung Berliner Straße gesperrt. Allein der ÖPNV wird durch das Absperrgatter gelassen. Gut, dass bald keine Autos mehr von der Wollankstraße nach Pankow reinkommen, denn spätestens am Rathaus müssten sie eh in die Mühlenstraße abbiegen. Von Westen kommt der Verkehr stattdessen nun über die Bornholmer Straße nach Pankow, um an der Berliner Straße kurz vor der Kirche jäh gestoppt zu werden. Nochmal einen Schlenker durch die Hadlichstraße machen, heißt es da.
Vor lauter gelben U-Schildern wird einem als Autofahrer ganz schwindelig, noch übler dran sind die Menschen, die an den zahlreichen Ersatzhaltestellen stehen oder zwischen ihnen hin und her irren. Busse kommen einem auf Wegen entgegen, die unvertraut sind, die Tram 50 wird weiter im Schienenersatzverkehr betrieben.
Nach dem Baustellenchaos ist vor dem Baustellenchaos

Derweil ist es auf der Wollankstraße schon fast so leer, als hätten sie die Mauer wieder aufgebaut. Auf der 100 Jahre alten, maroden Brücke drehen sich schon die Bagger. Wenn das hier überstanden ist, liebe Pankower, beginnen ab 2027 die Arbeiten der Brücke Schönhauser Allee. Eigentlich war der Start der Bauarbeiten dort bereits für 2025 geplant, doch der Abriss und Neubau der Brücke soll nun erst 2027 beginnen. Die Schönhauser-Allee-Brücke ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte im Berliner Nordosten. Der Verkehr soll deswegen trotz der Bauarbeiten, die sich bis 2032 hinziehen sollen, so gut wie möglich aufrechterhalten werden. ■