Jetzt wird er 80! Dieter „Quaster“ Hertrampf, Gründer, Gitarrist und Sänger der Puhdys – am 29. November ist sein Ehrentag. Zum großen Geburtstagsinterview hat er vorab den KURIER eingeladen. Wir sitzen bei Quaster daheim in seiner gemütlichen Hausbar. „In familiärer Atmosphäre lässt es sich schöner plaudern“, sagt der Rocker.
Zu plaudern gibt es jede Menge, nicht nur über den 80. Geburtstag. Es geht auch um die Puhdys, über das Ende der DDR-Kultband – und über seinen einstigen Mitstreiter Dieter „Maschine“ Birr (wurde im März 80).
KURIER: Quaster, wie wirst du deinen 80. Geburtstag feiern?
Quaster: Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Bisher habe ich meinen Geburtstag daheim mit der Familie, Freunden und Kollegen im kleinen Rahmen gefeiert. Da standen wir draußen an einer großen Feuerschale, haben etwas getrunken, über und Gott und die Welt gesprochen. Und bei dieser Lagerfeuerstimmung haben wir natürlich auch Musik gemacht, mit allen Instrumenten, die wir dabei hatten. Ja, und jetzt lasse ich mich mit einer Feier überraschen, die „Schatten“ organisiert hat.

Zum Glück ist beim Interview auch Frank Toeffling (62), Spitzname „Schatten“, dabei. Seit Jahren ist er mit Quaster befreundet, spielt neben Ex-Puhdys-Bassist Peter Rasym in der Band des Rockers, ist quasi Quasters „rechte Hand“, wenn es auch um organisatorische Dinge geht.
Frank Toeffling: So viel kann ich verraten: Für Quaster geht es hoch hinaus – zum Müggelturm. Dort feiern wir im Restaurant, es wird eine geschlossene Veranstaltung. Viel Ostrock-Prominenz wird da sein. Und so mancher der Gäste hat wie Quaster an diesem Tag Geburtstag – wie Silly-Bassist Jäcki Reznicek. Mal sehen, wer da alles kommen wird.

Quaster: Da werde ich viel anstoßen müssen (lacht). Allerdings nicht nur mit Bier, sondern vor allem mit alkoholfreien Getränken. Denn am nächsten Tag stehe ich im Freiberger Tivoli auf der Bühne, da muss ich fit sein.
KURIER: Also wird es auch mit 80 nichts mit der Rockerrente?
Quaster (lacht): Na, die bekomme ich ja schon seit Jahren. Aber ich kann von der Rockmusik nicht lassen, mache mit meiner Band die Shows „Ich bereue nichts“ und „Quaster & Friends unplugged“, sind bei „Ostrock meets Classic“ oder Stadtfesten dabei. Da kommen schon mal über 30 Konzerte im Jahr zusammen.
Dieter „Quaster“ Hertrampf: Seinen 80. Geburtstag feiert er im Müggelturm-Restaurant
KURIER: Wird auch Maschine zur Feier kommen?
Toeffling: Eher nicht. Ich hatte aber bei ihm wegen einer Videobotschaft angefragt.

KURIER: Quaster, Maschine sagte im KURIER-Interview zu seinem 80. Geburtstag im März, für ihn ist das Kapitel Puhdys abgeschlossen. Wie siehst du das?
Quaster: Maschine hat recht. Eine Reunion geht ja auch nicht mehr, weil Harry Jeske und Klaus Scharfschwerdt nicht mehr leben. Die Puhdys haben eine abgeschlossene Historie. Wir haben alles erreicht, was man in der DDR und danach erreichen konnte. Darauf bin ich stolz. Schade nur, dass es nach 47 Jahren nicht zu einem guten Ende kam. Es ist viel vorgefallen. Aber der Puhdys-Streit ist jetzt vorbei. Maschine und der Rest der Band – man respektiert sich.

KURIER: Wie findest du es, dass die Fans auch acht Jahre nach dem Aus noch immer die Puhdys lieben?
Quaster: Ich finde es schön, nicht in Vergessenheit zu geraten. Und mit den Songs und den Geschichten der Puhdys, die ich bei den Shows erzähle, mache ich auf der Bühne weiter. So wie es auch in anderer Form Maschine macht. Jetzt spielt jeder von uns, solange er kann.

KURIER: Viele Puhdys-Hits wie „Alt wie ein Baum“, „Bis ans Ende der Welt“ oder „Frei wie die Geier“ hast du gesungen …
Quaster: … habe ich auch. Und man muss sagen, Maschine hat tolle Songs geschrieben. Ich erinnere mich noch, als wir 1997 in den berühmten Kölner Dierks-Studios eine LP aufnahmen, in denen schon Weltstars spielten. Fürs Album fehlten noch Titel, ich hatte drei Songs, aber ohne Text. Wir setzen uns zusammen, Maschine nahm eine dieser Kompositionen (entstand mit Quasters Adoptivsohn Carsten „Beathoven“ Mohren, starb 2017 an Krebs – Anm. d. Red.) und fing dann an, im Studio den Text dazuzuschreiben. Fertig war „Frei wie die Geier“, der dann der Titelsong des Albums wurde.
KURIER: Gibt es eine Geschichte über die Puhdys, die du noch nie erzählt hast?
Quaster: Ja, über die Dankbarkeit, die unter uns herrschte. Es war zu tiefsten DDR-Zeiten, da spielten wir in Ostrava in der damaligen CSSR. Auf der Rückfahrt fiel bei meinem Auto die Batterie aus, ich kam nicht weiter, der Wagen ließ sich nicht mehr starten. Da halfen mir Peter Meyer, Maschine und Harry Jeske. Jeder gab mir abwechselnd die Batterie aus seinem Auto, damit meines ansprang und ich irgendwie vorwärtskam. Am Ende haben wir uns dann alle gegenseitig den ganzen Weg nach Berlin abgeschleppt. Ja, die Puhdys waren schon ein ganz gut eingespielter Haufen.

KURIER: Du singst „Alt wie ein Baum möchte ich werden“. Willst du das auch?
Quaster (lacht): Wie alt werden denn Bäume überhaupt?
KURIER: Laut Internet werden Linden bis zu 300 Jahre alt. Der älteste Baum der Welt ist eine etwa 10.000 Jahre alte Fichte, die in Schweden stehen soll.
Quaster: Na, dann lieber so alt werden wie eine Linde (lacht). Denn die Gesundheit muss dabei schon mitspielen. Und die stand bei mir schon ein paarmal auf der Kippe.
Dieter „Quaster“ Hertrampf: „Solange wie es geht, mache ich weiter“
KURIER: Wie das?
Quaster: Als Jugendlicher hatte ich TBC, deshalb brauchte ich auch nicht zur Armee. 2009 hatte ich Prostatakrebs. Da ich unbedingt die 40-Jahre-Tour der Puhdys mitmachen wollte, verschob ich die OP, ging erst nach der Tour in die Klinik. Den Krebs habe ich überstanden. Aber 2011 fiel ich während einer Tour plötzlich im Hotelzimmer um. Zum Glück fand man mich, brachte mich schnell ins Krankenhaus, sonst wäre das mein Ende gewesen. Ich bekam einen Herzschrittmacher, der aber 14 Tage später, auf Anraten einer Ärztin, ausgetauscht werden musste, weil der erste bei mir nicht richtig angebracht war. Wer weiß, was sonst passiert wäre.
KURIER: Du bist ein wahres Stehaufmännchen.
Quaster: Ja, das bin ich. Ich hatte viel Glück.
KURIER: Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Quaster: Wie gesagt, solange wie es geht, werde ich weitermachen. Auch nächstes Jahr werden Quaster & Friends durch die Lande touren, viele Termine stehen bereits. Und vielleicht wird es auch irgendwann neue Songs und ein Album geben. Wir arbeiten daran.
Das Interview führte Norbert Koch-Klaucke