Aus Liebe zur holden Weiblichkeit greift so mancher Mann zur Gitarre – und wird dann am Ende sogar ein echt guter Musiker. So war es auch bei Dieter „Quaster“ Hertrampf, der am 29. November 80 Jahre alt wird. Die Liebe zu Conny machte ihn zum späteren Puhdys-Star. Allerdings war das nur Schwärmerei, das Mädel war für den Rocker unerreichbar. Denn seine Conny war in den 50er-Jahren ein Kino- und Teeniestar im Westen Deutschlands.
14, 15 Jahre war Quaster damals alt. Den Jungen aus Ost-Berlin zog es oft in die Kinos im Westen. Zu einer Zeit, als Berlin noch nicht von einer Mauer getrennt war.
„Ja, ich war damals mächtig in Conny Froboess verknallt“, sagt Quaster dem KURIER. „Und natürlich ging ich nach West-Berlin, um im Kino die Filme mit ihr und Peter Kraus zu sehen.“
Conny Froboess, die als Kinderstar mit Liedern wie „Pack die Badehose ein“ durchstartete, war in den späten 50ern mit dem Sänger Peter Kraus das Traumpaar in der damaligen Bundesrepublik. Um sich den Besuch in den Kinos in West-Berlin überhaupt leisten zu können, kam Quaster auf eine geniale Idee. „Ich sammelte im Osten Schrott und verkaufte diesen bei Händlern in West-Berlin.“
Dank der West-Kohle konnte Quaster sich 1958 unter anderem den Schlagerfilm „Wenn die Conny mit dem Peter“ ansehen. Da war es um den jungen Dieter Hertrampf geschehen. Nicht nur wegen der Hauptdarstellerin – auch wegen Peter Kraus.
Conny Froboess und Peter Kraus im West-Kino: Da war es um Quaster geschehen
„Der saß da in dem Film mit seiner Gitarre und sang für seine Conny ‚Ich denk’ an dich‘“, sagt Quaster. Was Hertrampf dabei begeisterte, war die Gitarre. „Das war eine ganz besondere, sie hatte nur vier statt sechs Saiten und war daher leicht zu spielen. So eine Peter-Kraus-Gitarre wollte ich unbedingt haben.“
Natürlich auch, um bei den Mädels anzukommen, gibt Quaster zu. Genau so ein Musik-Typ wollte er sein wie Peter Kraus, der mit seinen Hits wie „Sugar Sugar Baby“ als deutscher Elvis Presley galt. „Er war mein Idol.“
Seine Songs und die Rock-Nummern anderer Stars hörte Quaster ständig im Westradio – bei Radio Luxemburg oder in der legendären Sendung „Schlager der Woche“, die im RIAS lief. „Ich schrieb die Liedtexte mit und wollte die Songs natürlich auch spielen“, erzählt Quaster. Nur die Peter-Kraus-Gitarre fehlte zu seinem Glück.

„In den Musikgeschäften in West-Berlin sah ich sie“, sagt Quaster. Für einen Jungen aus Ost-Berlin war das Instrument aber unerschwinglich. „Nur die dazugehörigen Hefte ‚Lernen Sie in sieben Tagen die Peter-Kraus-Gitarre‘ konnte ich mir leisten.“
Ein Ernteeinsatz in der achten Klasse im Oderbruch war die Rettung. Dort verdiente Dieter Hertrampf 40 DDR-Mark. Das reichte, um sich eine Ostgitarre für 37,50 DDR-Mark zu kaufen. „Die hatte natürlich sechs Saiten. Ich baute zwei aus – und fertig war nun meine Peter-Kraus-Gitarre.“

Das Üben mit den Heften aus dem Westen war tatsächlich ein Kinderspiel. „Darin war sogar das Lied ,Ich denk’ an dich‘ aus dem Film mit Conny Froboess und Peter Kraus.“
Mit der Gitarre war nun der Grundstein für Quasters Musikkarriere gelegt. Zunächst begeisterte er mit dem Instrument die Mädels in seiner Berufsschule, wo Hertrampf Verkehrsbauzeichner lernte. „30 Mädchen und nur zwei Jungs waren wir in der Klasse“, sagt Quaster. „Und wenn wir im Sommer im Zeltlager waren, dann trat ich mit meiner Gitarre auf.“
Dieter „Quaster“ Hertrampf : So kam er zu den Puhdys und zu seinem Spitznamen
Später absolvierte Hertrampf ein richtiges Gitarrenstudium an der legendären Musikschule in Berlin-Friedrichshain, wo so manche DDR-Rocker ihre Ausbildung machten, und konnte als Tanzmusiker auftreten. Er spielte in verschiedenen Bands, bis er 1965 auf Peter Meyer traf, der in der Udo-Wendel-Combo war, die sich gerade auflöste. „Man brauchte mich als neuen Gitarristen.“ Und aus den Anfangsbuchstaben der Musiker Peter Meyer, Udo Jacob, Harry Jeske und Dieter Hertrampf plus Y und S entstand der neue Bandname – die Puhdys.

„Das waren allerdings die Ur-Puhdys“, sagt Quaster. Mit der Combo lief es nicht lange: Peter Meyer musste zur Armee, es gab mehrere Umbesetzungen (sogar der spätere Karat-Sänger Herbert Dreilich spielte bei den Ur-Puhdys kurz mit). Dann war Schluss. Erst 1969 gründeten Meyer, Hertrampf und Jeske mit Dieter Birr und Gunther Wosylus die „neuen Puhdys“. Der Rest ist Geschichte.
Und wie kam nun Quaster zu seinem Spitznamen? Eingefleischte Fans wissen natürlich, dass Dieter Hertrampf in den Anfangsjahren besonders einen Song gerne spielte und wohl auch damit so einige Schwierigkeiten hatte – das Instrumental „Quartermaster’s Store“ von den Shadows. „Daraufhin bekam ich von Peter Meyer den Spitznamen Quaster verpasst.“