KURIER ist dabei!

Party auf der Spree: Scorpions feiern 60. Geburtstag auf dem Schiff

60 Jahre und kein bisschen leise: Klaus Meine und Co. lassen sich zum Scorpions-Geburtstag mit einer Dampferfahrt beschenken. Der KURIER ist bei der exklusiven Sause dabei.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Am Mittwochabend feiern die Scorpions (Rudolf Schenker, Klaus Meine und Matthias Jabs) auf einem Schiff auf der Spree den 60. Geburtstag ihrer Band. Der KURIER ist dabei! Links: KURIER-Reporter Norbert Koch-Klaucke mit Klaus Meine.
Am Mittwochabend feiern die Scorpions (Rudolf Schenker, Klaus Meine und Matthias Jabs) auf einem Schiff auf der Spree den 60. Geburtstag ihrer Band. Der KURIER ist dabei! Links: KURIER-Reporter Norbert Koch-Klaucke mit Klaus Meine.Norbert Koch-Klaucke/Berliner KURIER

60 Jahre ist die Band alt – und immer noch kein bisschen leise: Die Scorpions („Wind of Change“), weltweit Deutschlands härtester Musik-Export, rocken nach wie vor wie ein Hurrikan. Nicht nur das! Die Jungs können auch feiern ohne Ende. Nachdem sie im Sommer in ihrer Heimatstadt Hannover das Jubiläumskonzert spielten, geht die Geburtstagssause in Berlin weiter. Schauen Sie mal auf die Spree! Da schippern seit dem frühen Mittwochabend die Scorpions auf einem Partydampfer durch die Stadt und feiern ihren 60.! Der KURIER ist mit dabei.

Volldampf voraus! Gegen 17.30 Uhr legte der Dampfer „Schöneberg“ am Märkischen Ufer nahe der Jannowitzbrücke in Berlin-Mitte ab. An Bord sind die Scorpions – allerdings nicht vollzählig. Nur die ältesten Mitglieder (nach Band-Jahren) sind da: der Sänger Klaus Meine (77) sowie die Gitarristen Rudolf Schenker (77) und Matthias Jabs (69). Dazu kommen zahlreiche Gäste. Insgesamt passen 150 Leute auf das Salonschiff der Reederei Riedel. Und die Scorpions zeigten sich bestens gelaunt. Vor 15 Jahren sollte es die letzte Scorpions Platte geben. „Zum Glück haben wir nicht Wort gehalten“, sagt Klaus Meine. „Heute verschwenden wir keinen Gedanken darüber. Die Rockerrente steht nicht zur Debatte.“ BMG-Chef Tom Scherer überreichte den Scorpions-Award, ein 30 Kilo schweres Bild als Erinnerung an das Jubiläum.

Alle Mann an Bord! Die Mitglieder der Scorpions mit Familie auf dem Schiff. Hier feiern sie am Abend den 60. Geburtstag der Band.
Alle Mann an Bord! Die Mitglieder der Scorpions mit Familie auf dem Schiff. Hier feiern sie am Abend den 60. Geburtstag der Band.Norbert Koch-Klaucke/Berliner KURIER

Zu der Feier, zwei Tage vor dem Tag der Deutschen Einheit, „hat uns die Plattenfirma BMG eingeladen“, sagt der Sänger Klaus Meine dem KURIER. Und den Hardrockern gleich das Partyschiff für einen Abend dazu geschenkt. Eine gute Wahl: Denn die MS „Schöneberg“ (40 Meter lang, sechs Meter breit, 170 PS, 18 km/h schnell) gehört zu den edelsten Dampfern, die Berlin zu bieten hat. Sessel und Sofas im Innenraum, Lounge-Atmosphäre pur. Vor drei Jahren wurde die „Schöneberg“ zum Salonschiff umgebaut.

Klaus, Matthias, Rudolf: Wer von ihnen gründete die Scorpions?

Übrigens: Das Schiff ist nur zwei Jahre älter als die Scorpions! 1963 lief es unter dem Namen „Helena“ an der Weser in Nordrhein-Westfalen vom Stapel, bevor es 1987 an die Spree in den Westteil Berlins kam.

Nun wird das Partyschiff mit den Scorpions und den Geburtstagsgästen fast drei Stunden lang auf der Spree durch die Berliner Innenstadt schippern, vorbei an so manchem Wahrzeichen. Allerdings findet an Bord kein fröhliches Gebäuderaten statt, anderes Faktenwissen ist gefragt. Denn wer glaubt, dass alle anwesenden Scorpions-Musiker Bandmitglieder der ersten Stunde sind, der irrt mächtig.

Francis Buchholz, Matthias Jabs, Klaus Meine, Herman Rarebell und Rudolf Schenker: Das waren die Scorpions 1984, als ihr Mega-Album „Love at first Sting“ erschien, das es später auch in der DDR gab.
Francis Buchholz, Matthias Jabs, Klaus Meine, Herman Rarebell und Rudolf Schenker: Das waren die Scorpions 1984, als ihr Mega-Album „Love at first Sting“ erschien, das es später auch in der DDR gab.Brigani-Art/imago

Die Hardcore-Scorpions-Fans werden es natürlich wissen, dass Klaus Meine erst 1969 als Sänger in die Band kam. Matthias Jabs (der den Scorpions-Sound wie kaum ein anderer prägte) ist sogar erst seit 1979 richtig dabei. Nur Rudolf Schenker ist in dem Trio an Bord der Einzige, der bei der Bandgründung dabei war und auch als Sänger am Mikro stand, bevor Klaus Meine kam.

Von wegen 60! Auf der Dampferfahrt kommt heraus: Scorpions sind jünger!

Und es macht die Anekdote die Runde, dass die Scorpions formal gesehen erst nächstes Jahr ihren 60. Geburtstag feiern müssten. Denn 1965 hatte Schenker mit dem damaligen Schlagzeuger Wolfgang Dziony eine namenlose Band gegründet, die „Nameless“ hieß. Reimte sich gut auf Beatles, deren Songs man spielte. Erst 1966 kam man dann auf den Namen Scorpions. Sechs weitere Jahre brauchte es, bevor die erste Scorpions-LP „Lonesome Crow“ erschien.

20 Studioalben und Live-Platten (wie die legendäre „Tokyo Tapes“) folgten. Über 120 Millionen Platten verkauften die Scorpions insgesamt. Deshalb sollen Meine, Schenker und Jabs dafür bei der Geburtstagssause geehrt werden. Mit einem Überraschungspreis. „Denn das, was die Jungs in 60 Jahren geleistet haben, kann man nicht mehr mit Gold- und Platin-Platten aufwiegen“, sagt einer der Organisatoren der Party.

Die Scorpions und KURIER-Reporter Norbert Koch-Klaucke vor 15 Jahren: 2020 erschien das Album „Sting in the Tail“. Es sollte eigentlich das letzte Album der Band sein. Doch die Scorpions machten weiter und weiter.
Die Scorpions und KURIER-Reporter Norbert Koch-Klaucke vor 15 Jahren: 2020 erschien das Album „Sting in the Tail“. Es sollte eigentlich das letzte Album der Band sein. Doch die Scorpions machten weiter und weiter.privat

Geheim bis zur Abfahrt war auch noch, wer diesen Preis und die Rede dazu halten wird. Geplant war, dass Kulturstaatsminister Wolfram Weimer diese Ehrung vornehmen sollte. Doch wegen eines Trauerfalles in der Familie musste er absagen. Geheim ist nicht, dass in zwei Wochen das Album „From the first Sting“ erscheinen wird. Darauf sind die besten Songs der Scorpions – von „Big City Nights“, „Rock you like a Hurricane“, „Holiday“, „Still loving you“ bis zum Mega- und Wende-Hit „Wind of Change“.

Klappern fürs Geschäft gehört zum Handwerk, auch bei einer Geburtstagsfeier. Genauso, wie die Band immer einmal wieder ankündigte aufzuhören. Doch dann entschloss man sich weiterzumachen. Und wenn es nach den drei Scorpions-Urgesteinen geht, denkt da auch nach 60 Jahren so keiner richtig an die Rockerrente.