Der Fernsehturm ist heute ein Wahrzeichen Berlins, eine Touristenattraktion, das jährlich über eine Million Besucher anlockt. Die Geschichte zur Entstehung des 368-Meter hohen Gebäudes in der DDR bleibt kurios. Kostenexplosion, Baustopp 1965 für fünf Tage, fehlende Sondergenehmigungen. Darüber setzte sich das SED-Politbüro hinweg. Ein Scheitern des Bauprojekts wäre fatal gewesen. Denn schon vorher gab es zwei vergebliche Versuche, einen Fernsehturm an ganz anderen Stellen zu bauen.
Die Deutsche Post der DDR suchte schon in den 50er Jahren nach einem Ort für einen großen Turm, denn mehrere kleine Sendestationen waren aus technischen Gründen unzureichend für einen guten Fernsehempfang in den Haushalten Berlins. Das Areal war schnell gefunden. Die Müggelberge, eine Erhöhung, auf dem ein Turm nicht so hoch gebaut werden muss. Klingt logisch! Alle im Politbüro stimmten einem 130 Meter hohen quadratischen Turm für 8,5 Millionen DDR-Mark im Mai 1954 zu.
Auch der damalige Innenminister Willi Stoph (von 1973 bis 1976 Staatsratsvorsitzenden, trotz eines Lobesartikels über Adolf Hitlers Geburtstagsfeier während der NS-Zeit) nickte das Bauvorhaben ohne Einwände ab, obwohl ihm ein Sicherheitsproblem in der Luft hätte auffallen müssen. Der SED-Opportunist wollte in den Elitenkreisen nie anecken, um Karriere im jungen deutschen Staat zu machen.

Baustopp am Fernsehturm Müggelberge wegen Schönefeld
Als Stoph dann 1955 Verteidigungsminister wurde, schlug sein Nachfolger im Innenministerium Alarm. Die Bauarbeiten auf den Müggelbergen liefen von den fleißigen Maurern bereits auf Hochtouren, schon 31 Meter waren im Dezember 1955 für den Turm geschafft. Dann schaltete sich der neue Innenminister Karl Maron ein. Der Bau müsse gestoppt werden, er lag im Luftraum des Flughafens Schönefeld, der gerade für Düsenjetflugzeuge ausgebaut wurde. Der Fernsehturm wäre zu nah an der Einflugschneise.
Die Post als Bauherr arbeitete vergeblich an einem Kompromiss, wollte den Turm nicht mehr so hoch bauen. Das Veto aus dem Innenministerium setzte sich durch. Im November 1956 wurde das erste Fernsehturmprojekt eingestellt. Der Turmstumpf blieb und die Staatssicherheit benutzte ihn danach als Abhörstation. Nach der Wiedervereinigung wurde die Telekom Besitzer und hat dort bis heute eine Richtfunkanlage.
Teurer Mauerbau 1961, kein Geld mehr für Fernsehturm
Der zweite Versuch für einen Fernsehturm wurde dann 1960 gestartet. Im Volkspark Friedrichshain sollte er entstehen, die Planung sah die Inbetriebnahme für 1964 vor. Doch der Mauerbau 1961 hatte im einzigen Sieben-Jahres-Plan der DDR-Geschichte ein riesiges Finanzloch gerissen. Für den Fernsehturm Friedrichshain war 1962 kein Geld mehr da. Erst 1964 kamen die Planungen wieder in Schwung. Zunächst wollte die Post weiterhin in Friedrichshain bauen.
Doch immer mehr setzte sich die Auffassung durch, dass dieser Fernsehturm nicht nur für die Technik da sein soll, sondern ein echtes Prestigeobjekt in der Hauptstadt der DDR. Dazu gehörte ein anderer Standort – direkt am Alex. Der dritte Versuch klappte dann. Der Gigantismus des Fernsehturms mit seinen 368 Metern Höhe verschlang am Ende 132 Millionen DDR-Mark. Doch das Wahrzeichen der Stadt war 1969 endlich gebaut und hat bis heute seinen stolzen Bestand.