Wer im Frühjahr und Sommer gern spazieren geht, der sollte nun wieder ganz besonders vorsichtig sein: Aktuell ist Hochsaison bei den Eichenprozessionsspinnern. Die Giftraupen erobern auch dieses Jahr Berlin, sind in zahlreichen Parks und Gärten unterwegs. Die Berührung mit den feinen Härchen, die die Raupen am Körper haben, kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Aber: Was passiert mit dem Körper, wenn man mit den Gift-Haaren in Kontakt kommt? Wir klären auf – und verraten, wie Sie sich schützen können und was Sie im Ernstfall tun müssen.
Eichenprozessionsspinner in Berlin: DAS macht die Giftraupen so gefährlich
Schon in den vergangenen Jahren breiteten sich die gefährlichen Raupen in Berlin immer weiter aus. Das Strandbad Köpenick musste in der vergangenen Saison beispielsweise vorübergehend gesperrt werden. Zu den Gründen gehört – wie bei vielen Phänomenen in der Natur – der Klimawandel. Er sorgt dafür, dass sich die Raumen auch hierzulande immer wohler fühlen. Sie bauen ihre Nester an Eichen, suchen sich dafür meist freistehende Bäume aus, die ausreichend Sonne abbekommen. Das Problem: Die Raupen sind mit feinen Härchen ausgestattet, die auch als Brennhaare bezeichnet werden und die mit dem Wind durch die Luft fliegen. Die Berührung mit dem Eichenprozessionsspinner kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben.
Laut Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat enthalten diese Haare ein Nesselgift namens Thaumetopoein. Kommen wir mit den Brennhaaren in Kontakt, bohren sich diese leicht in Haut oder die Schleimhäute, geben das Gift ab. Die Folge können Hautirritationen und Ausschläge, Reizungen der Augen und sogar allergische Reaktionen sein. In besonderes schweren Fällen droht sogar ein allergischer Schock. Betroffen kann jeder sein, der sich in der freien Natur bewegt – ob Wanderer und Spaziergänger oder Hobbygärtner.

Die Folgen können verheerend sein. „Wir waren ziemlich überrascht über die Fälle, die wir bekommen haben“, sagte Augenärztin Dr. Lamis Baydoun vom Universitätsklinikum Münster in einem Interview über ihre ersten Patienten, die in Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner kamen. An einem Wochenende seien zwei Fälle in die Klinik gekommen – mit Augenrötungen, Schmerzen, Fremdkörpergefühlen und Jucken. „Wir haben uns das Auge angeschaut und finden feine Härchen, die sich in die Hornhaut eingebohrt haben, zum Teil unter der Oberfläche, zum Teil auch richtig tief in der Hornhaut.“
Betroffene packen aus: So furchtbar ist die Begegnung mit dem Eichenprozessionsspinner
Im Magazin „Zibb“ berichtete schon vor Jahren eine Mutter, deren Kind mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners in Berührung kam, von den verheerenden Auswirkungen. „Die Beine waren angeschwollen, es waren richtig aufgequollene Hautpartien, quaddelartig, wie das bei Allergien üblich ist“, beschrieb sie die Symptome. Die Nacht sei der absolute Horror gewesen, ihr Sohn habe überhaupt nicht geschlafen. „Er hat nur gejuckt, gekratzt, geweint.“

Auch in Berlin gab es in diesem Jahr bereits Parks und Gärten, in denen die Eichenprozessionsspinner zu finden waren. Erst in der vergangenen Woche meldete das Bezirksamt Pankow einen Befall in der Botanischen Anlage Blankenfelde. „Die betroffenen Bäume sind mit deutlich sichtbaren Warnhinweisen versehen. Besucherinnen und Besucher werden aus Gesundheitsgründen dringend gebeten, die markierten Abschnitte zu meiden und die Hinweise zu beachten“, hieß es von den Behörden. Eine spezielle Firma kümmert sich um das Entfernen der Nester, damit sollte schon diese Woche begonnen werden.
Pankow und Reinickendorf: Hier gab es bereits Berichte über den Eichenprozessionsspinner
Auch in Reinickendorf waren bereits Nester der Eichenprozessionsspinner zu finden – laut Berichten waren mehrere Eichen an der Ruppiner Chaussee in Heiligensee befallen. Der Bezirksverordnete Felix Lederle (Linke) forderte im April die Entfernung der Nester. Wer bei einem Spaziergang die Gespinste in den Bäumen entdeckt, sollte laut offiziellen Angaben die Bezirksämter informieren, damit ggf. die Bekämpfung der Giftraumen eingeleitet werden kann.
Und was, wenn man mit den Brennhaaren der Eichenprozessionsspinner in Berührung gekommen ist? Das Bundesministerium für Landwirtschaft rät zur Reinigung. „Wer mit den Raupenhaaren in Kontakt geraten ist, der sollte möglichst rasch duschen und die Haare waschen“, heißt es auf der Website des Ministeriums. „Auch die Kleidung sollte gewechselt und gewaschen werden. Bei Hautausschlag, Atemnot oder anderen allergischen Reaktionen sollte ein Arzt aufgesucht werden.“