Haben Sie es gewusst?

Ekel-Alarm in Berlin! Diese Gefahr lauert in „Zu verschenken“-Kisten

Sie sollen eigentlich dafür sorgen, dass Dinge nicht gleich weggeworfen werden: „Zu verschenken“-Kisten. Doch die Boxen bergen eine echte Gefahr.

Author - Florian Thalmann
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„Zu verschenken“-Kisten stehen überall. Doch wer sich daraus bedient, unterstützt die Ausbreitung von Bettwanzen, warnt Schädlingsbekämpfer Adam Tesmer.
„Zu verschenken“-Kisten stehen überall. Doch wer sich daraus bedient, unterstützt die Ausbreitung von Bettwanzen, warnt Schädlingsbekämpfer Adam Tesmer.Jürgen Ritter/imago, Sabine Gudath

Sie stehen in Berlin in vielen Wohnanlagen, enthalten mal kleine Schätze, mal gammeligen Müll: die „Zu verschenken“-Kisten. Die einen wollen damit Gebrauchtes wieder einer nützlichen Verwendung zuführen, die anderen einfach nur ihren Krempel loswerden, der eigentlich zum Wertstoffhof müsste. KURIER berichtete schon über die Kisten – und über die Gefahr, für das Abstellen ein Bußgeld zu kassieren. 400 Euro kann es kosten, wenn man beim Parken einer Kiste im öffentlichen Straßenland erwischt wird. Doch in den Kisten lauert noch eine andere Gefahr: Wer zugreift, holt sich eventuell Schädlinge ins Haus!

„Zu verschenken“-Kisten in Berlin: Sie kosten nicht nur Strafe, sondern sind auch gefährlich!

Die Rede ist von Bettwanzen, die sich auch in Berlin seit Jahren immer weiter ausbreiten. Die Plagegeister sind nicht nur nervig, weil sie sich in den kleinsten Ritzen verstecken und in der Nacht zubeißen – die Chancen stehen schlecht, dass man sie ohne professionelle Hilfe wieder loswird. Der Berliner Schädlingsbekämpfer Adam Tesmer beobachtet das Phänomen seit Jahren, berichtete auch im KURIER immer wieder davon, wie groß das Problem in der Hauptstadt ist. Nicht nur in privaten Haushalten oder in Hotels, sondern sogar in Kinos musste der Schädlingsbekämpfer schon einschreiten.

Hauptsächlich verbreiten sich Bettwanzen durch den massiven Tourismus – in Koffern von Reisenden gelangen sie unbemerkt von A nach B, nisten sich dann ein. Und vermehren sich unkontrolliert: Bei einem Bettwanzen-Weibchen reicht eine einzige Befruchtung durch ein Männchen, damit das Tierchen eine massive Anzahl an Eiern legt. Gerade in Städten wie Berlin, der Hauptstadt der Bettwanzen, gibt es neben den Reisebewegungen noch einen anderen Weg, über den sich die Plagegeister ausbreiten können: Über gebrauchte Gegenstände, die von einem befallenen Haushalt in einen unbefallenen wandern. Und dazu gehören eben auch die „Zu verschenken“-Kisten am Straßenrand.

Zu verschenken-Kisten gibt es in Berlin überall. Die einen wollen ihren alten Kram weitergeben, andere nutzen es als einfache Variante der Müllentsorgung.
Zu verschenken-Kisten gibt es in Berlin überall. Die einen wollen ihren alten Kram weitergeben, andere nutzen es als einfache Variante der Müllentsorgung.Jürgen Ritter/imago

„Tatsächlich ist es so, dass über ,Zu verschenken‘-Kisten in Berlin Bettwanzen eingeschleppt werden können, was natürlich sehr gefährlich ist“, sagte Adam Tesmer dem KURIER. „Besonders bei gut erhaltenen neuen Möbelstücken denken viele Leute, dass sie diese mitnehmen können, wenn sie am Straßenrand stehen.“ Doch der Schädlingsbekämpfer warnt: Finger weg von solchen Gegenständen! Hinzu kommt: Nicht nur in Möbeln sind die Wanzen zu finden. „Kleidung, Bücher, Haushaltswaren und kleine Elektrogeräte können befallen sein“, sagt er.

Adam Tesmer hat seinen Hund Taylor zum Bettwanzen-Spürhund ausgebildet. Er kümmert sich überall in Berlin um die Plagegeister.
Adam Tesmer hat seinen Hund Taylor zum Bettwanzen-Spürhund ausgebildet. Er kümmert sich überall in Berlin um die Plagegeister.Sabine Gudath

Besonders Kleidung und Bücher seien tückisch, denn die Wanzen und deren Eier seien mit bloßem Auge oft nur schwer zu erkennen. Sie finden sogar in Buchrücken oder kleinen Spalten einen Platz – oder, bei Kleidung, in Nähten oder engen Falten. Hat man sie einmal in die Wohnung geschleppt, kann es  schon zu spät sein, wenn man sie überhaupt bemerkt. Tesmer berichtet, dass Kunden, deren Wohnungen er behandelt, immer angewiesen werden, Möbelstücke zu zerstören und sie nicht einfach an den Straßenrand zu stellen. Denn schnell greifen etwa Bewohner von Studenten-WGs zu, holen sich damit die Wanzen ins Haus.

Bettwanzen sind mit bloßem Auge oft nur schwer zu erkennen. Doch wer sie einmal im Haus hat, wird die Plagegeister nur schwer wieder los.
Bettwanzen sind mit bloßem Auge oft nur schwer zu erkennen. Doch wer sie einmal im Haus hat, wird die Plagegeister nur schwer wieder los.imagebroker/imago

Schädlingsbekämpfer: Problem mit Bettwanzen wird in Berlin immer schlimmer

Auch dadurch ist es schwer, die Bettwanzensituation in Berlin überhaupt unter Kontrolle zu bringen. Entspannung gibt es rund um die Tiere aktuell nicht, sagt Tesmer. Leider habe sich die Lage eher verschärft. „Wir beobachten, dass sich die Fälle nicht nur häufen, sondern auch, dass die Tiere mittlerweile immer mutiger werden – man findet sie nicht mehr nur im Bett, sondern auch vermehrt in Sofaritzen, auf dem Boden, hinter Bilderrahmen oder eben in mitgenommenen Gegenständen“, sagt er. Hinzu kommen Probleme mit der Bekämpfung: Weil die Wanzen mittlerweile resistent gegen verschiedene Mittel werden, müssen die Schädlingsbekämpfer jedes Mal neu herausfinden, womit sie den jeweiligen Wanzenbefall unter Kontrolle bringen können.

Ob mit dem Koffer aus dem letzten Urlaub, aus der „Zu verschenken“-Kiste oder vom Flohmarkt: Wer sich die Wanzen ins Haus geholt hat, sollte handeln. Es wird davon abgeraten, sich auf Hausmittel zu verlassen – ohne einen professionellen Schädlingsbekämpfer ist es laut Experten schwer, einen Wanzenbefall zu bekämpfen. Erkennen kann man den übrigens an kleinen schwarzen Punkten – Kotspuren, die die Wanzen hinterlassen. Bei einem Befall finden sich außerdem oft Blutspuren auf dem Bettlaken. Sie entstehen, wenn sich die Wanzen vollsaugen und dann durch das Körpergewicht des Menschen, der sich im Bett dreht, zerquetscht werden.