Der Fernsehturm, ein stolzes Wahrzeichen der Stadt. Vom Prestigebau des Sozialismus ist der 368 Meter hohe Turm nach der Wiedervereinigung zum architektonischen Evergreen geworden. Doch zur Wahrheit gehört auch: Der Bau zwischen 1965 und 1969 wurde zur Kostenfalle in der sozialistischen Planwirtschaft der DDR. 132 Millionen Euro statt veranschlagter 33 Millionen kostete der Telespargel, im Volksmund auch „Sankt Walter“ genannt, am Ende.
Ein Kostentreiber waren Westwaren bei der Ausstattung des Gebäudes. Es waren echte Devisenvernichter. Als der damalige Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht den Fernsehturm am 3. Oktober 1969, vier Tage vor dem 20. Jahrestag der DDR einweihte, sagte er: „Dieser Bau ist eine Errungenschaft der Werktätigen!“ Das stimmte zwar, aber nicht ganz. Denn einige Materialien mussten im kapitalistischen Ausland gekauft werden. Am 7. Oktober 1969 wurde das Bauwerk für das Volk eröffnet.
Und das verschlang viele Millionen und musste mit Devisen bezahlt werden. Die genauen Summen sind bis heute nicht bekannt. Sie wurden in einem undurchsichtigen Finanzdschungel auf verschiedene Fonds verteilt. Es bleibt ein Staatsgeheimnis für immer.
Die Kugel glitzert mit Edelstahl aus dem Westen

Was bekannt ist: Der Edelstahl der Außenhaut der glänzenden Kugel wurde bei Siegen von der Südwestfalen AG hergestellt, 120 Einzelteile. Stahlarbeiter des Stahlproduzenten aus der Bundesrepublik waren auch vor Ort. Das im Sonnenlicht glitzernde Kreuz, auch „Rache des Papstes“ genannt, war ein teurer Import aus dem anderen Teil Deutschlands. Auch an der elektronischen Infrastruktur im Turm waren Firmen aus der BRD beteiligt.
Zurück zur Kugel. Die DDR fand keinen Hersteller in den sozialistischen Bruderstaaten für die bronzegefärbten Scheiben des Tele-Cafes in rund 200 Meter Höhe. Die damals noch neuen Thermopenfenster mit Doppelverglasung wurden in Belgien hergestellt.
Fahrstühle aus Schweden
Die schwedische Firma ASEA-Graham bekam den Auftrag für die Fahrstühle und montierte ab 1967 die Lifte in den Rohbau. Auch die Klimaanlage kam aus dem skandinavischen Land.
Der sozialistische moderne Kunstbau war zum Teil auf die Innovation des Westens angewiesen. Die VEB-Betriebe glänzten mit anderem Einfallsreichtum. So wurden zum Beispiel die einzelnen Stahlgerüst-Segmente für die Kugel von einem Eisenbahnkran in die Luft gehievt. Dieser wurde extra in Leipzig vom VEB Schwermaschinenbau S.M. Kirow hergestellt.
Walter Ulbricht meinte bei seiner Festrede natürlich nur die Arbeiter der zahlreichen volkseigenen Betriebe aus der DDR, die am Bau beteiligt waren. Die Hilfe aus dem Westen verschwieg er, genau wie die Millionen an Kosten.