Ost-Musikgeschichte

Erinnern Sie sich noch an Andreas Holm? Was aus dem DDR-Schlagerstar wurde

„7 x Morgenrot, 7 x Abendrot“ waren im Osten große Hits. Nach der Wende arbeitete Andreas Holm in einem Imbisswagen, einer seiner besten Freude starb tragisch.

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Herz ist Trumpf: Andreas Holm bei einem Auftritt im Jahre 1988.
Herz ist Trumpf: Andreas Holm bei einem Auftritt im Jahre 1988.Matthias Wehnert/imago

Schon zu DDR-Zeiten war Karolinenhof ein ruhiges Fleckchen. In Köpenick, direkt am Ufer der Dahme gelegen, von Wäldern eingerahmt. Ein Bäcker, ein Fleischer, ein Gemüse- und ein Lebensmittelladen und eine Post und die Straßenbahnlinie 86, die den Ort teilte. In die Wald- und in die Wasserseite. Ein stiller Ort, auch bei Promis sehr beliebt. Der „Polizeiruf 110“-Star Jürgen Frohriep lebte hier bis zu seinem Tode, manch Politiker – und Andreas Holm. Ein Ort, der schon damals zu ihm passte. Auch zu DDR-Zeiten war der Schlagersänger nie einer der Lauten.

Hört man heute seine Schlager von damals, ohne sie zu kennen, kann man nicht heraushören, ob das Ost- oder Westschlager waren. Hits wie „Schau mir ins Gesicht“ oder „Lieber heute als morgen“ hätten auch in der ZDF-Hitparade funktioniert. 1965 nahm der damals 22-Jährige, der eigentlich Hans Joachim Hirschler heißt, beim DDR-Rundfunk seinen ersten Song („Das ist der Bikini-Shake“) auf, 1967 kam er gemeinsam mit Erika Janikowa auf Platz 2 beim DDR-Schlagerwettbewerb („Damit es keine Tränen gibt“).

Bis 1989 erschienen bei Amiga fünf Langspielplatten und 31 Singles

Sein sängerisches Talent zeigt Holm schon früh, mit 13 Jahren sang er im Knabenchor der Deutschen Staatsoper. Er war aber auch sportlich veranlagt, wurde Jugendmeister im Judo und lernte später, wie es in der DDR gerne gesehen war, erstmal einen „vernünftigen“ Beruf. Holm wurde nach der Schule Friseur und legte auch die Meisterprüfung ab. 

„Mit fast 14 fing ich in dem Salon meines Vaters in Berlin an“, sagte Andreas Holm vor einem Jahr im KURIER-Interview. „Mit 17, 18 war ich Geselle, musste zum Volontieren zum Schaufrisieren der Berliner Friseure. Da traf ich Birgit, die damals 15 oder 16 und Friseur-Lehrling war. Es hat sofort zwischen uns gefunkt.“ Im Mai 2023 feierten Andreas und Birgit Diamantene Hochzeit – 60 Jahre große Liebe. 

Seit 61 Jahren verheiratet: Andreas Holm und seine Ehefrau Birgit
Seit 61 Jahren verheiratet: Andreas Holm und seine Ehefrau BirgitScherf/imago

Die Liebe hielt, doch seine Karriere als Friseur wurde durch seine Erfolge als Schlagersänger beendet. Statt Dauerwellen zu legen, war seine Musik nun dauerhaft auf allen Wellen zu hören. Der Westen hatte einen Holm (Michael), der Osten hatte einen Holm (Andreas). Und seine Lieder wie „7 x Morgenrot, 7 x Abendrot“, „Varadero“ oder „Ein Mädchen wie dich“ gehörten bald zum beliebten Schlager-Kanon der DDR. Bis 1989 erschienen bei Amiga fünf Langspielplatten und 31 Singles.  

Die Wende bremste dann auch die Schlagerkarriere des Köpenickers aus. Ost-Künstler waren nicht mehr so beim Publikum gefragt. Auch Andreas Holm war davon betroffen. „Ich nehme das auch niemanden übel. Nun kamen die internationalen Stars, die man ja nun auch sehen wollte“, sagt er. Seine Frau Birgit übernahm das Geldverdienen, machte in Neukölln einen Imbisswagen auf – und Schlagerstar Andreas Holm war sich nicht zu schade, dabei mitzuhelfen.

Gemeinsam feierten sie ein Comeback: Andreas Holm (li.) und Thomas Lück.
Gemeinsam feierten sie ein Comeback: Andreas Holm (li.) und Thomas Lück.Scherf/imago

Doch auch die Musik kam zu Andreas Holm zurück. In der TV-Sendung „Wiedersehen macht Freude“ von Uwe Jensen feierte er 1997 ein Comeback – gemeinsam mit seinem Freund und Schlager-Kollegen Thomas Lück („Wo kommt der Schnee auf dem Kilimandscharo her?“).

Andreas Holm wieder auf Tour: Zwei Konzerte im September

Als Duo „Holm & Lück“ blieben beide ein Dreamteam des DDR-Schlagers, gingen jahrelang gemeinsam auf Tour, produzierten gemeinsame Alben, viele der Titel stammten aus der Feder von Andreas Holm. Bis bei Thomas Lück im Frühjahr 2019 die Kräfte nachließen, er sich wegen Hautkrebs von der Bühne zurückzog und wenige Monate später starb.

Immer noch auf der Bühne: Andreas Holm bei einem Konzert vor drei Jahren.
Immer noch auf der Bühne: Andreas Holm bei einem Konzert vor drei Jahren.Matthias Wehnert/imago

Seit 2019 tourt Andreas Holm nun wieder als Solist durch das Land, einige der Duette, die er für sich und Thomas schrieb, hat er noch immer im Bühnenprogramm. Holm war nie einer der Lauten, er macht keine große Werbung, aber seine treuen Fans finden ihn auch so. Am 6. September singt der Schlagersänger in Freital am „Windbergfest“, einen Tag später steht er in Hohenmölsen beim „Herbstmarkt“ auf der Bühne. ■