Kultur in Not

Dieter Hallervorden rüffelt Kollegen: Alle sparen, also zeigt euch solidarisch!

Auf einer Weihnachtsfeier in Berlin klinkt sich Dieter Hallervorden in die Spardebatte ein. Er fordert von seinen Intendantenkollegen mehr Solidarität.

Author - Karim Mahmoud
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Dieter Hallervorden vor seinem Schlosspark-Theater in Berlin. Er ist dort Intendant.
Dieter Hallervorden vor seinem Schlosspark-Theater in Berlin. Er ist dort Intendant.APress/imago

Es macht ihn nachdenklich, und das will was heißen. Dieter Hallervorden ist sonst nicht der Mann, der sich über Kollegen ärgert. Aber als wir ihn in Berlin-Mitte auf der Weihnachtsfeier der Nachtleben-Plattform „Am Ende des Tages“ (AEDT.de) von Stefan Krempl in der Eventlocation  „LaFlor“ treffen, macht der 89-jährige Schauspieler, Regisseur und Theaterchef seinem Ärger Luft. Es geht um die Sparpläne des Berliner Senats, eigentlich kein Thema für eine Weihnachtsfeier, aber Dieter Hallervorden ist eben nicht auf den Mund gefallen.

Im nächsten Jahr wird Dieter Hallervorden 90 Jahre alt, und er ist immer noch voll dabei. Ob im Theater oder auf Gesellschaftspartys, der Mann ist ein Ausbund an Power. Im „LaFlor“ steht „Didi“  mit seiner Frau Christiane mitten im Gewühl, die Luft ist zum Schneiden, aber er macht bella figura.

„Wissen Sie, wir haben zum ersten Mal eine Regierung, die das umsetzt, was sie vor der Wahl versprochen hat“, sagt Hallervorden mit Blick auf die schwarz-rote Senatskoalition zum Berliner KURIER. Niemand könne sich beklagen, dass jetzt geknausert wird. „Aber ich sage Ihnen auch eins: Wenn überall gespart werden muss, dann sollte die Kultur da mitmachen. Wenn alle sparen müssen, dann zeigt euch solidarisch und spart mit!“, so Hallervorden.

Gemeint sind seine Intendantenkollegen der Berliner Bühnen. Dort gibt es zurzeit einen Aufruhr, weil der Kultursenator Joe Chialo (CDU) die Sparpläne des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) umsetzen soll. Drei Milliarden Euro müssen die Berliner Senatsressorts im nächsten Jahr einsparen. Im Kulturbetrieb werden 130 Millionen Euro gestrichen.

Dieter Hallervorden weiß, wie man am Theater Erfolge feiert

Natürlich seien pauschal zehn Prozent viel zu viel, gibt „Didi“ zu bedenken. „Aber zwei oder drei Prozent müsste man doch abgeben können, wenn das Geld so knapp ist in Berlin. Die Theater müssen sich eben mal was einfallen lassen, damit die Einnahmen sprudeln.“

Dieter Hallervorden mit seiner Frau Christiane.
Dieter Hallervorden mit seiner Frau Christiane.Eventpress/Kochan/imago

Gefragt, wie er das selbst hinbekommt mit seinem Schlosspark-Theater, wo Hallervorden Intendant und Geschäftsführer ist, sagte er: „80 Prozent des Erfolgs eines Theaters hängen davon ab, welche Leute und welche Stücke du auf der Bühne hast.“ Natürlich würde es auch ihm die Beine weghauen, wenn er von jetzt auf gleich zehn Prozent abgeben müsste, trotzdem meint Hallervorden, sparen kann jedes Theater in der Stadt.

Er selbst will übrigens weitermachen, bis es nicht mehr geht: „So lange mich meine Beine tragen, stehe ich auf der Bühne“ – sagte es und verschwand mit seiner Frau Christiane, die eine lustige Weihnachtsmannmütze trug, im AEDT-Party-Gewühl, wo es überall funkelte und glitzerte und wo Promis wie Simone Thomalla, Karsten Speck, Andy Moor, Nanna Kuckuck, Arthur Abraham, Katrin Wrobel und Julian F. M. Stoeckel die Fleischtöpfe am Buffet umkreisten, als hätte es die Berliner Parole „Schnallt eure Gürtel endlich enger!“ nie gegeben.

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