Montag BVG-Streik

Dieser BVG-Fahrer wird streiken – und zwar aus diesem Grund

Die Freude an der Arbeit werde zunehmend von Frust und Belastungen überlagert, sagt der Straßenbahnfahrer der BVG. Es muss sich was ändern!

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BVG-Mitarbeiter und Straßenbahnfahrer Manuel von Stubenrauch spricht über den angedrohten Streik.
BVG-Mitarbeiter und Straßenbahnfahrer Manuel von Stubenrauch spricht über den angedrohten Streik.Peter Neumann

Manuel von Stubenrauch ist 43 Jahre alt und er liebt seinen Job als Straßenbahnfahrer bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Doch die Freude an der Arbeit werde zunehmend von Frust und Belastungen überlagert, schreibt die Berliner Zeitung in ihrem Porträt über ihn. Wie so viele seiner Kollegen steht auch er vor einer schwierigen Entscheidung: Streiken oder weiterkämpfen?

Die Lage bei der BVG spitzt sich zu. Seit Jahren steigen die Anforderungen im Fahrdienst, während die Bezahlung und Arbeitsbedingungen hinter den Erwartungen vieler Beschäftigter zurückbleiben. Kein Wunder, dass die Gewerkschaft Verdi jetzt Druck macht.

Eine Gehaltserhöhung von bis zu 30 Prozent fordert sie für die Angestellten – ein Sprengsatz in der Tarifrunde, die gerade begonnen hat. Doch wer täglich unter Dauerstress steht, sieht diese Forderung als längst überfällig.

Von Stubenrauch kennt die Probleme aus erster Hand. Überlange Schichten, knapp bemessene Pausen und steigender Arbeitsdruck gehören zum Alltag. Der Verkehrsfluss in Berlin macht den Straßenbahnfahrern das Leben schwer. Baustellen und Ampelschaltungen, die keine Rücksicht auf den Nahverkehr nehmen, sorgen für Verspätungen und wachsenden Unmut bei den Fahrgästen. Die Fahrer seien die Ersten, die den Ärger abbekommen, erklärt er der Berliner Zeitung.

Dabei ist der Beruf nicht nur stressig, sondern auch gefährlich. Täglich retten BVG-Fahrer Leben – durch ständige Wachsamkeit. Radfahrer, Kopfhörer tragende Fußgänger und frei laufende Hunde sorgen immer wieder für gefährliche Situationen. Wer hier arbeitet, braucht starke Nerven und ein schnelles Reaktionsvermögen.

Die Fluktuation im Fahrdienst ist entsprechend hoch. Viele Neueinsteiger halten den Belastungen nicht lange stand. Das merkt auch von Stubenrauch: Von den Kollegen, mit denen er einst die Ausbildung absolvierte, sind nur noch wenige dabei. Etliche wechseln in Berufe, die weniger Stress und bessere Arbeitsbedingungen bieten – etwa ins Handwerk.

BVG-Leute im Ausstand. So könnte es bald wieder aussehen, wenn gestreikt wird.
BVG-Leute im Ausstand. So könnte es bald wieder aussehen, wenn gestreikt wird.Manngold/imago

Trotz allem hält der 43-Jährige seinem Arbeitgeber die Treue. Die BVG sei ein guter Arbeitgeber, findet er. Doch auch er sieht dringenden Handlungsbedarf. Die Bezahlung, so sagt er, müsse steigen, um den Job attraktiver zu machen und Wertschätzung zu zeigen. Verdi unterstützt diese Forderung mit Nachdruck.

BVG-Streik schon am Montag

Für die Berliner könnte ein ganz grfoßer Streik gravierende Folgen haben. Rund drei Millionen Fahrgäste sind täglich auf die U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen der BVG angewiesen. Fällt der Nahverkehr aus, ist das Chaos programmiert. Von Stubenrauch ist sich der Brisanz bewusst. Doch er betont: Aussitzen könne man das nicht. Darum gibt es jetzt am Montag auch den befürchteten Streik.

Wenn der Streik am Montag losgeht, wird er nicht in Dienstkleidung unterwegs sein. Zu groß ist das Risiko, angepöbelt zu werden. Doch eines ist klar: Seine Arbeit liegt ihm am Herzen. Er kennt viele seiner Fahrgäste persönlich, winkt Kindern zu und wird von einer blinden Frau am Prerower Platz sogar „Schatzi“ genannt. ■