Für alle Berliner, die mit Bussen, U- und Straßenbahnen in der Stadt unterwegs sind, fängt das neue Jahr nicht gerade gut an. Das liegt keinesfalls nur an den Fahrscheinen, die ab 1. Januar 2025 durchschnittlich um 7,5 Prozent teurer werden. Es drohen zum Jahresanfang auch noch Warnstreiks, die insgesamt bis zu sechs Wochen den Verkehr zeitweise bei den Berliner Verkehrsbetrieben lahmlegen sollen.
Über 300 Millionen Menschen fahren jährlich mit der BVG. Doch in den vergangenen Monaten häuften sich die Klagen der Fahrgäste. Vor allem die Fahrgäste, die die U-Bahn benutzten waren sauer. Die Züge kamen entweder zu spät oder fielen aus. Mangelndes Personal und veraltete Züge waren die Gründe. Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit – da gab es schon bei der BVG bessere Zeiten.
Und diese erhoffen sich die Berliner für 2025. Doch daraus wird wohl nichts. Denn die Gewerkschaft Verdi will nun zusätzlich ab Jahresbeginn dafür sorgen, dass Busse und Bahnen der BVG zeitweise gar nicht oder nur eingeschränkt fahren – durch Warnstreiks!
Diese sollen schon im Januar beginnen. Bereits vor zwei Monaten kam seitens der Gewerkschaft die Kampansage. Und die Warnstreiks werden nicht nur ein kurzes Intermezzo werden. „Verdi geht davon aus, dass die Tarifauseinandersetzung ähnlich intensiv wird wie 2008“, sagte damals Verhandlungsführer Jeremy Arndt der Berliner Zeitung. „Damals haben wir die BVG in mehreren Wellen insgesamt rund sechs Wochen lang bestreikt.“
Das ist nicht nur so daher gesagt. Der Gewerkschaft ist es ernst und es geht um sehr viel Geld. Verdi geht mit einer klaren Ansage in die Tarifrunde mit der BVG. 750 Euro mehr pro Monat sollen es für die über 16.000 Mitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe sein. Außerdem will Verdi ein 13. Monatsgehalt, eine Fahrdienstzulage in Höhe von 300 Euro sowie eine Schichtzulage von 200 Euro erstreiten.
Hohe Lohnforderungen und Streiks bei der BVG: Die Zeche zahlen am Ende die Fahrgäste
Der lange Forderungskatalog der Gewerkschaft dürfte die BVG wohl kaum erfüllen wollen und vor allem auch können. Denn als landeseigenes Unternehmen müssen sich auch die Berliner Verkehrsbetriebe den drastischen Sparmaßnahmen des Senats beugen.

Allein fünf Millionen Euro wurden im Bereich der Planungen für Neubauvorhaben gekürzt. So soll laut einem Beschluss die Straßenbahn-Erweiterungen Alexanderplatz bis Potsdamer Platz/Kulturforum und Johannisthal bis Gropiusstadt gestrichen werden.
Klar, dass die BVG schon wegen der Sparmaßnahmen nicht auf die Forderungen der Gewerkschaft sofort eingehen wird. Die Tarifverhandlungen dürften ungemütlich werden. Und die Zeche zahlen am Ende auch die Fahrgäste.
Nicht nur, dass sie es sind, die bei den Warnstreiks auf der Strecke bleiben, wenn in Berlin Bahnen und Busse der BVG nicht fahren. Sie müssen auch die Lohnerhöhungen mittels den Fahrpreisen mittragen, die Verdi fordert und die es am Ende des wohl lange dauernden Arbeitskampfes auch garantiert irgendwie geben wird.

Dabei werden ab 1. Januar 2025 die Fahrscheine im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg im Schnitt um 7,5 Prozent teurer, zu dem auch die BVG und die S-Bahn Berlin gehört. Für eine Einzelfahrt im Berliner Stadtgebiet (Bereich AB) sind das 30 Cent mehr. Sie kostet dann 3,80 Euro. In Potsdam steigt der Preis für den Einzelfahrausweis AB um 20 Cent auf 2,80 Euro.
Trifft auch die BVG-Nutzer: Fahrkartenpreise steigen im Schnitt um 7,5 Prozent
Die Vier-Fahrten-Karten für den Berliner Tarifbereich AB wird 80 Cent teurer und kostet nun 11,60 Euro. Der Preis für die Tarifzone ABC, die auch das Berliner Umland einschließt, erhöht sich um 30 Cent auf 4,70 Euro. Auch die meisten Zeit- und Abo-Karten werden teurer.
Mehr als das Doppelte kostet bald das Berliner Sozialticket. Zum 1. April soll der Preis nach einem Beschluss des Senats von 9 auf 19 Euro steigen. Der Preissprung ist Teil der Haushaltssanierung des Senats. Aus dem gleichen Grund fällt das 29-Euro-Ticket komplett weg. Das Jahresabo für das Berliner Stadtgebiet ist schon seit Mitte Dezember nicht mehr zu kaufen.
Der tiefe Griff in die Geldbörse der BVG-Fahrgäste macht allerdings die BVG nicht zuverlässiger. Vor allem der BVG-Fuhrpark bei der U-Bahn ist teilweise veraltet. Wie gesagt: Die Folge sind Verspätungen und Zugausfälle. Und das wird im neuen Jahr nicht auf Anhieb besser.
Die bitternotwendige Verjüngung des BVG-Fuhrparkes: Erst im September 2025 sollen die seit langem bestellten, aber immer wieder verzögerten neuen U-Bahnzüge in Betrieb gehen – zunächst auf der Linie U3. Dort sollen dann vor allen längere Züge mit acht statt bisher sechs Wagen fahren.
Bis Ende des Jahres sollen insgesamt 140 bestellte U-Bahnen im schmaleren sogenannten Kleinprofil auf den Linien U1 bis U4 unterwegs sein. Erst 2026 folgt die Auslieferung von weiteren 236 Wagen im Großprofil der Linien U6 bis U9. ■