Wie halten es die Berliner mit dem Feuerwerk? Na, ran an die Bulletten, was sonst? Bereits Stunden vor Ladenöffnung warteten die ersten Kunden – geduldig, ausgestattet mit eigenen Stühlen und fest entschlossen, die besten Feuerwerksartikel zu ergattern. Offiziell durfte der Verkauf erst am 28. Dezember beginnen, doch die Nachfrage war enorm. Viele standen sich schon nachts die Füße platt.
Besonders begehrt waren am Samstag Premium-Sets aus deutscher Produktion, die als Raritäten gelten. Manch ein Kunde ließ sich den Jahreswechsel ordentlich etwas kosten und investierte mehrere Tausend Euro in das spektakuläre Himmelsleuchten.
Auch im Geschäft an der Bergmannstraße herrschte am Samstagvormittag Hochbetrieb, berichtet die „Berliner Zeitung“. Die beiden Betreiber, Tim Mehringer und Jack Savelsberg, füllten pausenlos die Regale nach. Für die beiden sei das Silvester-Geschäft ein saisonales Highlight, das in nur wenigen Tagen Umsätze in sechsstelliger Höhe verspricht, so das Blatt. Deutschlandweit wurden zuletzt rund 180 Millionen Euro mit Feuerwerk umgesetzt, und die Zeichen stehen auch dieses Jahr auf Erfolg.
Nach den pandemiebedingten Einschränkungen der letzten Jahre erlebt die Branche einen erneuten Aufschwung. Vor allem Berlin mit seinen zahlreichen Shops und temporären Verkaufsstellen zeigt sich feuerwerksfreudig.
Auch das Geschäft von Mehringer und Savelsberg in einem ehemaligen Apothekenlokal profitiert davon. Trotz strenger Kontrollen durch das Ordnungsamt – inklusive Prüfung von Lagerabständen und sogar den Toilettenräumen – läuft der Verkauf reibungslos.
Kenner lassen 3000 Euro im Böller-Paradies
Die Kundschaft sei bunt gemischt, schreibt die „Berliner Zeitung“. Durchschnittlich geben Käufer zwischen 120 und 140 Euro aus, bei Vorbestellungen sind es oft sogar 200 Euro. Familien halten sich mit kleineren Sets für etwa 80 Euro zurück, während Kenner mit Pyro-Schein auch schon mal für 3000 Euro einkaufen. Diese Lizenz erlaubt den Erwerb von Feuerwerkskörpern der Kategorie F3 und F4, die sonst Profis vorbehalten sind.
Pyrotechnik wird in vier Kategorien unterteilt: F1, freigegeben für Kinder ab zwölf Jahren, umfasst harmlose Produkte wie Wunderkerzen und Knallbonbons. F2, die klassische Silvesterkategorie, beinhaltet Raketen, Batterien und Böller. Die höheren Klassen F3 und F4 erfordern spezielle Lizenzen und sind für den privaten Gebrauch meist tabu. Verkauft werden dürfen Artikel ab F2 ausschließlich in autorisierten Ladengeschäften.

Doch trotz aller Sicherheitsvorkehrungen bleibt Feuerwerk ein riskantes Vergnügen. Verletzungen gehören zur Silvesternacht dazu, und die Berliner Kliniken stellen sich bereits auf eine arbeitsreiche Nacht ein. Besonders gefährlich sind illegale Knallkörper, die unter dem Begriff „Polenböller“ bekannt sind. Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen, viele Opfer verlieren Finger, manche Unfälle enden sogar tödlich.
Böller-Paradies warnt vor Gefahren
Im vergangenen Jahr hatte ein Kunde, ein Chirurg, nach seinem Einkauf im Laden verstörende Fotos von Feuerwerksverletzungen gezeigt. Solche Bilder bleiben den meisten erspart, doch sie sind ein drastischer Hinweis auf die Gefahren von unsachgemäßer Nutzung.
In Berlin gelten auch in diesem Jahr wieder Verbotszonen für Feuerwerk – unter anderem am Alexanderplatz, in Teilen Neuköllns und rund um das Brandenburger Tor. Organisationen wie die Deutsche Umwelthilfe fordern längst ein generelles Verbot privater Silvesterknallerei, doch bisher ohne Erfolg.
Trotz dieser Debatten bleibt die Nachfrage hoch. Viele Eltern kommen mit ihren Kindern in den Laden, oft übersteigt der Wunschzettel der Kleinen das Budget der Großen. In solchen Fällen greifen die Verkäufer beratend ein und empfehlen kleinere Sets.
Ein weiteres Problem könnte sich allerdings noch durch geopolitische Entwicklungen ergeben. Die Öffnung des chinesischen Binnenmarkts für Feuerwerk sowie die angespannten Verhältnisse rund um den Suezkanal sorgen für Verzögerungen und feuchte Ware – beides denkbar ungünstig für empfindliche Pyrotechnik.
Hinter den Kulissen des Knallergeschäfts sorgt, laut „Berliner Zeitung“, ein Wachmann für Sicherheit. In einem separaten Lagerraum stapeln sich Kartons voller Nachschub. Noch ein paar Stunden, dann können die Betreiber endlich durchatmen. Am Sonntag wurde kein Feuerwerk verkauft, doch am heutigen Montag geht das Geschäft weiter – und eines steht bereits fest: Es wird ein voller Erfolg. ■