Horror-Bilanz bei den Öffis

Ausfälle ohne Ende: DAS muss die BVG tun, um wieder pünktlich zu sein!

2024 war für die BVG kein gutes Jahr. Es gab mehr Ausfälle und Verspätungen. Tausende Kilometer wurden nicht gefahren. Millionen-Strafen drohen.

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Dichtes Gedränge auf dem Bahnhof. Viele Ausfälle und Verspätungen gab es bei der BVG im Jahr 2024.
Dichtes Gedränge auf dem Bahnhof. Viele Ausfälle und Verspätungen gab es bei der BVG im Jahr 2024.imago

In der aufgeheizten Tarifdiskussion bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) dürfte diese Nachricht einschlagen wie eine Granate: Berlins Nahverkehr stand im vergangenen Jahr vor erheblichen Herausforderungen. Besonders bei der U-Bahn mussten Fahrgäste mit deutlich mehr Ausfällen rechnen. Die Zahl der nicht gefahrenen Kilometer stieg auf das Zweieinhalbfache an, wie aus aktuellen Senatszahlen hervorgeht.

Die brisanten zahlen hatte der SPD-Abgeordnete Tino Schopf abgefragt, schreibt die „Berliner Zeitung“. Auch die Straßenbahn war demnach betroffen, während sich der Busverkehr stabilisierte und eine verbesserte Zuverlässigkeit aufwies.

Jährlich lässt Schopf Daten zur Qualität des Nahverkehrs zusammentragen, um eine fundierte Diskussion über dessen Zustand zu ermöglichen. Schließlich sind Busse und Bahnen für Berlin genauso unverzichtbar wie der Autoverkehr. Ein schwächelndes Netz hat unmittelbare Auswirkungen auf Wirtschaft und Alltag.

Die U-Bahn der BVG lieferte das alarmierendste Ergebnis, so die „Berliner Zeitung“ (Bezahlschranke): 2023 fielen über 523.000 bestellte Kilometer aus, im vergangenen Jahr waren es bereits 1,34 Millionen. Besonders dramatisch war die Lage im September, als fast 228.000 Kilometer nicht gefahren wurden. Gleichzeitig sank die Pünktlichkeit: 2021 lag sie bei 99 Prozent, 2023 waren es noch 98,26 Prozent.

Im Busbereich zeigte sich eine positive Entwicklung. Während 2023 noch 4,4 Millionen Kilometer ausfielen, reduzierte sich dieser Wert im vergangenen Jahr auf 1,7 Millionen. Und doch blieb die Pünktlichkeitsquote mit 87,97 Prozent leicht hinter früheren Jahren zurück.

Auch die Straßenbahn kämpfte mit Ausfällen. 2024 summierten sich diese auf 770.000 Kilometer – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 503.000 Kilometern im Vorjahr. Die Pünktlichkeit sank geringfügig auf 86,75 Prozent. Vor drei Jahren lag sie noch bei 90,8 Prozent.

Graffiti an Fahrzeugen und Bahnhöfen großes BVG-Problem

Ein weiteres wachsendes Problem stellt die Zunahme von Graffiti an Fahrzeugen und Bahnhöfen dar. Die Kosten für die Reinigung explodierten von 414.400 Euro im Jahr 2022 auf 758.000 Euro im vergangenen Jahr. Gleichzeitig nahmen die besprühten Flächen um 45 Prozent zu, während die Kosten für Reinigungsdienstleister um 28 Prozent stiegen.

Die Busse der BVG fuhren 2024 pünktlicher als im Jahr zuvor.
Die Busse der BVG fuhren 2024 pünktlicher als im Jahr zuvor.dpa

Neben infrastrukturellen Problemen bleibt auch der Personalmangel eine Herausforderung. Während es im Busbereich ausreichend Fahrer, aber zu wenige Werkstattmitarbeiter gibt, ist der Personalbestand bei der U-Bahn sowohl im Fahrdienst als auch in der Technikabteilung unzureichend. Bei der Straßenbahn fehlt es an Fahrpersonal, während die Werkstattbesetzung stabil ist.

Die BVG könnte durch eine bessere Ampelpriorisierung und separate Fahrstreifen Effizienzgewinne erzielen. Interne Berechnungen zeigen, dass niedrigere Durchschnittsgeschwindigkeiten den Personalbedarf erheblich steigern.

S-Bahn besser als Tram und U-Bahn der BVG

Im Busbereich müssten 65 zusätzliche Fahrer eingestellt werden, was 3,4 Millionen Euro jährlich kostet. Bei der Tram wären es 27 Fahrer mit Mehrkosten von 1,4 Millionen Euro. Momentan sind zwölf Maßnahmen geplant oder in Umsetzung, um den Verkehrsfluss zu optimieren.

Die S-Bahn, die nicht zur BVG, sondern zur Deutschen Bahn gehört, schnitt im Vergleich leicht besser ab. Die Pünktlichkeit verbesserte sich minimal, lag jedoch immer noch unter Idealwerten. Wenn Züge bis zu vier Minuten verspätet sind, gilt eine Quote von 93,76 Prozent als pünktlich, bei sechs Minuten steigt sie auf 96,78 Prozent.

Für unzureichende Leistungen kann das Land Berlin finanzielle Abzüge vornehmen. 2023 wurden etwa 39,7 Millionen Euro an Strafzahlungen fällig. Dieses Jahr dürfte dieser Betrag weiter steigen – Schätzungen zufolge auf 49,7 Millionen Euro.

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