Arbeitsniederlegung umstritten

Stimmung kippt! Entschädigungen für Mega-BVG-Streik im Gespräch

Zwei Tage keine Busse, Trams und U-Bahnen in Berlin. Auch viele Mitarbeiter der BVG finden das unterirdisch. Die Stimmung könnte kippen.

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Mitarbeiter der BVG wollen am Donnerstag und Freitag wieder streiken.
Mitarbeiter der BVG wollen am Donnerstag und Freitag wieder streiken.dpa

Berlin steht vor einem massiven Verkehrschaos: Zwei Tage lang bleiben U-Bahnen, Straßenbahnen und die meisten Busse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im Depot. Die Gewerkschaft Verdi hat die rund 16.600 Mitarbeiter des landeseigenen Unternehmens dazu aufgerufen, am Donnerstag und Freitag die Arbeit niederzulegen. Das sorgt nicht nur für Unmut bei Pendlern, sondern auch für Kritik aus der Politik. Und auch in der BVG selbst knallt’s.

Die Fahrgastlobby zeigt sich besorgt über das Ausmaß des Streiks. Ein 48-stündiger Warnstreik stelle die Fahrgäste vor nicht überwindbare Herausforderungen, betont Christian Linow vom Fahrgastverband Igeb in der „Berliner Zeitung“. Auch Politiker äußern Bedenken.

Von Donnerstag, 3 Uhr, bis Sonnabend, 2.59 Uhr, stehen die Betriebshöfe der BVG still. Verdi hält das jüngste Angebot des Arbeitgebers für unzureichend und zieht die Streikmaßnahmen weiter durch. Nur S-Bahnen und Regionalzüge, die nicht zur BVG gehören, fahren weiter. Am Freitag plant Verdi dann auch noch eine Demonstration.

Forderung nach Entschädigung und Notfallplan für BVG-Streik

Der Fahrgastverband erkennt das Streikrecht an, aber die Länge des Arbeitskampfes stößt auf Widerstand. Sich auf zwei Tage Stillstand einzustellen, sei für viele Fahrgäste schlicht nicht möglich, so Linow zur „Berliner Zeitung“. Er fordert, dass die BVG über Entschädigungen nachdenkt und ein stadtweites Notangebot auf die Beine stellt – eine Praxis, die in Ländern wie Italien längst etabliert sei.

Außerdem appelliert die Fahrgastlobby an alle Beteiligten, schnellstmöglich an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Streiks seien ein wichtiges Mittel im Arbeitskampf, sollten aber nicht zur Regel werden, warnt Linow.

„Nicht zu bewältigen“: Fahrgastverband alarmiert wegen BVG-Streik

Die nächsten Verhandlungsrunden sind für den 26. Februar und den 21. März angesetzt. Bis dahin setzt Verdi der Arbeitgeberseite ein 40-Tage-Ultimatum. Sollte bis März kein akzeptables Angebot vorliegen, droht die Gewerkschaft mit einer Urabstimmung über einen unbefristeten Streik.

Streikende stehen während eines ganztägigen Verdi-Warnstreiks bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) vor einem Betriebshof in der Müllerstraße.
Streikende stehen während eines ganztägigen Verdi-Warnstreiks bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) vor einem Betriebshof in der Müllerstraße.Sebastian Gollnow/dpa

Auch CDU-Verkehrspolitiker Johannes Kraft mahnt zur Besonnenheit. Es sei nicht Aufgabe der Politik, sich in Tarifverhandlungen einzumischen, betont er gegenüber der „Berliner Zeitung“. Trotzdem findet er: Das jüngste BVG-Angebot wäre eine Verhandlungsgrundlage. Den langen Warnstreik hält er für fragwürdig.

Mitarbeiter uneinig – öffentlicher Rückhalt für BVG-Streik wackelt?

Unter den BVG-Beschäftigten gibt es unterschiedliche Meinungen. Während sich laut Verdi eine deutliche Mehrheit für den Streik ausspricht – 98,9972 Prozent der Befragten –, gibt es auch kritische Stimmen. Einige Mitarbeiter fürchten, dass der lange Streik den Unmut der Fahrgäste verstärken könnte. Viele unterstützen den Streik, aber 48 Stunden sind heftig. Man müsste damit rechnen, dass das Verständnis in der Bevölkerung kippt, erklärt ein Insider.

Gleichzeitig fordern andere BVG-Beschäftigte in sozialen Netzwerken sogar einen unbefristeten Streik – dieser wäre aber nur mit einer Urabstimmung und einer 75-Prozent-Mehrheit durchsetzbar. Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt spricht von einer neuen Eskalationsstufe.

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