Die gute Nachricht: Bei der S-Bahn wird es erst einmal keine Streiks geben. Die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG haben sich am Sonntag auf einen Tarifvertrag für über 190.000 Beschäftigten geeinigt. Doch bei der BVG gibt es in dieser Woche den insgesamt dritten Warnstreik in Berlin. Und er wird länger dauern als bisher – genau 48 Stunden.
Am Montagnachmittag fiel die Entscheidung bei der Verdi-Tarifkommission. Über soziale Medien wie Facebook wurde kurz nach 16 Uhr ein Streikaufruf veröffentlicht.

Wenige Minuten später teilte die BVG mit: „Die Gewerkschaft Verdi will die BVG nach ihrer heutigen Ankündigung am 20. und 21. Februar bestreiken. Fahrgäste müssen während des Verdi-Streiks damit rechnen, dass in dieser Zeit alle U-Bahnen und Straßenbahnen sowie die meisten Buslinien ausfallen.“
Das sind keine schönen Aussichten: Eisige Kälte in Berlin bis voraussichtlich Donnerstag (20. Februar) wurde von Wetterdiensten vorausgesagt. Da macht es keinen Spaß draußen zu sein und zur Arbeit zu kommen, wenn Busse, Straßen- und U-Bahnen nicht fahren. Um 3 Uhr früh geht der Warnstreik am Donnerstag los, endet am Sonnabend (2.59 Uhr).
Am 10. Februar hatten wir gerade den zweiten Warnstreik erlebt. Zur Erinnerung: Die Gewerkschaft Verdi fordert mindestens 750 Euro monatlich mehr für die etwa 16.000 BVG-Beschäftigten. Heißt: Das sind 25 Prozent mehr Gehalt! Dazu kommen noch Zulagen für Fahrer von Bussen, Straßen- und U-Bahnen. Weihnachtsgeld wird als 13. Gehalt gefordert.
Ganz wichtig: Die Forderungen sollen nur für eine kurze Vertragslaufzeit gelten, damit die Löhne schneller nachverhandelt werden können. Das will aber die Arbeitgeberseite nicht.

Die Chefs der BVG hatten allerdings ihr Angebot in der dritten Verhandlungsrunde (11. Februar) nachgebessert: Statt 15 Prozent mehr Lohn wurden nun im Schnitt 17,6 Prozent geboten. Mit der Zahlung vin Wechselschicht- und Fahrerzulagen von jeweils 200 Euro/Monat entsprach man sogar den Verdi-Forderungen.
Von dem Angebot würden vor allem die BVG-Fahrer profitieren, so die BVG. Diese hätten monatlich 325 Euro mehr in der Lohntüte – ein Plus von 19,2 Prozent. Allerdings: Der Tarifvertrag mit diesem Angebot würde bis Ende 2028 laufen.
Neuer BVG-Warnstreik: „Wir warten schon seit drei Jahren auf eine Lohnerhöhung!“
Das macht Verdi nicht mit. „Eine Laufzeit von fast vier Jahren ist für uns weiterhin völlig ausgeschlossen“, sagt Verhandlungsführer Jeremy Arndt. So sehen es auch die Mitarbeiter der BVG und der Verkehrsbetriebe-Tochter BT.
„Obwohl die Preise für Lebensmittel oder Energie explodiert sind, warten wir, die Kolleginnen und Kollegen der BVG und BT jetzt schon seit drei Jahren auf eine Lohnerhöhung, die den gestiegenen Preisen gerecht wird“, sagt Sven Globig, Mitglied der Verdi-Tarifkommission.

Über das Angebot der BVG-Arbeitgeberseite wird nun seit Tagen in den Reihen der BVG-Beschäftigten, die in der Gewerkschaft sind, diskutiert. Um 12 Uhr endete am heutigen Montag die Befragung. Am späten Nachmittag gab die Verdi-Tarifkommission das Ergebnis der Abstimmung bekannt geben: Es wird an zwei Tagen gestreikt!
Eigentlich sollte diese Entscheidung schon am vergangenen Freitag fallen. Doch aufgrund des Anschlages in München, bei dem ein afghanischer Asylbewerber mit einem Auto in eine Verdi-Demonstration fuhr und bei dem zwei Menschen starben, wurde das geplante Treffen der Tarifkommission auf Montag vertagt.
Neuer BVG-Warnstreik: Er kann auch bei eisigen Temperaturen stattfinden
Mit den Streiks am 20. und 21. Februar nutzt Verdi noch die Berlinale (läuft bis 23. Februar) für den Arbeitskampf aus. Ein Streik während der Filmfestspiele sorgt bestimmt im Ausland für Berichterstattung in den Medien. Für Streikende und für alle anderen Berliner wird vor allem der erste Streiktag nicht so schön werden. Wetterdienste sagen für den Donnerstag Tiefsttemperaturen um die – 5 Grad Celsius am Morgen voraus.
Das wird dann ganz schön frostig für diejenigen, die etwa am Stadtrand an den Haltestellen stehen, um einen der nach Notfahrplan fahrenden Busse zu ergattern, die einen zu nächsten S-Bahnhof bringen. Denn die S-Bahn-Züge fahren. ■