Vor zwei Monaten ausgebüxt

Flucht aus Erich Honeckers Jagdrevier: Elch Olga – wo bist du?

Wo einst der DDR-Staatschef Hirsche jagte, schleicht jetzt die Elchkuh Olga gut getarnt durch Brandenburg – oder ist sie schon in Schweden?

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Seit vergangenen Jahr fehlt von der Brandenburger Elchkuh jede Spur! Wo einst der DDR-Staatschef Erich Honecker Hirsche jagte, will Olga wohl nicht bleiben.
Seit vergangenen Jahr fehlt von der Brandenburger Elchkuh jede Spur! Wo einst der DDR-Staatschef Erich Honecker Hirsche jagte, will Olga wohl nicht bleiben.IMAGO/imagebroker, dpa

Die Elchkuh Olga ist nach ihrer Flucht aus dem Wildpark Schorfheide noch immer auf freiem Huf. Weder Zäune noch Mauern scheinen ihr Einhalt zu gebieten! Eine Rückkehr in die Schorfheide wird es wohl nicht geben. 

Der Ausbruch von Olga sei ziemlich genau zwei Monate her, sagte Wildpark-Chefin Imke Heyter. Zuletzt war der rund 200 Kilogramm schwere Elch Ende Januar gesichtet worden – in der Uckermark, etwa 20 Kilometer vom Wildpark entfernt. Olga meint es ernst. Sie ist wohl auf dem Weg gen Nordosten, vermutlich in Richtung polnische Ostseeküste. Will Olga vielleicht weg aus dem einstigen Jagdrevier von Erich Honecker?

Denn in der Schorfheide hatte sich der DDR-Staats- und Parteichef in den 70er- und 80-Jahren mit seinen Jagdgenossen ausgetobt. Vor allem auf Hirsche soll Honecker es im größten Staatsjagdgebiet abgesehen gehabt haben. Nach der Pirsch wurden Trophäen von erlegten Tieren dann im Beisein des Generalsekretärs vermessen, fotografiert und beurkundet. Kein Wunder, dass da die Olga Reißaus nimmt!

Eingesperrt in Honeckers Staatsjagdgebiet? Nee, Elchkuh Olga schleicht sich!

„Ich habe nicht mehr viel Hoffnung, dass wir sie noch finden“, erklärte Heyter. Immerhin habe das Tier hervorragende Überlebenschancen – auch in freier Wildbahn. Olga findet in Brandenburg tolle Biotope mit reichlich Nahrung vor. Elche ernähren sich von Blättern, Rinde, Zweigen, Knospen und Wasserpflanzen. Da diese Ressourcen in den Brandenburger Wäldern ausreichend vorhanden sind, hätte Olga theoretisch genügend Nahrung.

Die Jagd war die große Leidenschaft von Erich Honecker, hier nach einer Pirsch in der Schorfheide 1976.
Die Jagd war die große Leidenschaft von Erich Honecker, hier nach einer Pirsch in der Schorfheide 1976.dpa

Elch Olga, wo geht’s denn hin? Komm zurück!

Schlimmer wäre es, wenn die Elchkuh in Bottrop ausgebüxt wäre. In einem dichteren Siedlungsraum gibt es viel größere Probleme für das Tier. Da Elche groß und schwer sind, können sie eine erhebliche Gefahr für den Straßenverkehr darstellen. In Ländern wie Schweden gibt es spezielle Wildzäune und Warnsysteme.

Elche verstecken sich gut

Wie Olga sich mit einer Schulterhöhe von rund zwei Metern so gut verstecken kann, ist auch für Heyter verblüffend. „Elche haben Tarnkappen“, sagte sie zu den wenigen Sichtungen seit ihrem Verschwinden. Sie werde aber die Hoffnung noch nicht aufgeben, so Heyter. Man gehe glaubhaften Hinweisen seit langem nach und versuche das Tier einzufangen. Sollte das nicht klappen, mache sie sich aber kaum Sorgen um Olga, erklärte Heyter. „Ihre Überlebenschancen sind sehr, sehr hoch.“

Die Elchkuh Lillesol (kleiner Sonnenschein) liegt in ihrem Gehege im Wildpark Schorfheide. Ihre neue Elchfreundin Olga hat sie nur wenige Stunden nach ihrem Einzug in das Gehege verlassen und streunt seither durch Brandenburg. Ein Leben auf der Flucht.
Die Elchkuh Lillesol (kleiner Sonnenschein) liegt in ihrem Gehege im Wildpark Schorfheide. Ihre neue Elchfreundin Olga hat sie nur wenige Stunden nach ihrem Einzug in das Gehege verlassen und streunt seither durch Brandenburg. Ein Leben auf der Flucht.Patrick Pleul/dpa

Elchkuh Olga sollte Mitte Dezember im Wildpark Schorfheide einziehen, war aber nach nur 17 Stunden über dessen Zäune gesprungen und ausgebrochen. Zahlreiche Medien berichteten über den Vorfall, so auch der KURIER.

Olga auf Paarhufer-Mission: Will sie etwa nach Schweden?

In Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern gibt es immer wieder Elchsichtungen. Zwar kommen Elche in Deutschland nicht natürlich in stabilen Populationen vor, aber einzelne Tiere wandern gelegentlich aus Polen oder Tschechien ein – und Brandenburg-Elch Olga wandert eben wieder aus.

Vielleicht ist sie ja auf dem Heimweg und will über die Landroute in den hohen Norden und in die ewigen Wälder von Schweden ziehen. Denn bleibt Olga noch länger in der Wildnis, könnte sie tatsächlich offiziell zum Wildtier erklärt werden. Wir vom KURIER wünschen Olga jedenfalls weiterhin eine gute und trittsichere Reise! ■