Seit Anfang des Monats gilt in Deutschland eine strengere Abfallverordnung: Biotonnen dürfen nicht mehr als drei Prozent Fremdstoffe enthalten, darunter ein Prozent Kunststoffe. Dazu zählt auch Bioplastik, aus dem unter anderem Tüten für Biomüll hergestellt werden. Eine bessere Alternative sind Papiertüten. Doch ist es überhaupt okay, sie in die Biotonne zu werfen?
In unserem vierköpfigen Haushalt kaufen wir regelmäßig Brot und Backwaren beim Bäcker. In manchen Läden und auch beim Bäckerwagen, der über die Dörfer fährt, ist es üblich einen Stoffbeutel über die Theke zu reichen. Meist aber landen Brötchen, Croissants und Brot in einer Papiertüte. Viele dieser Tüten sammeln sich bei uns, sodass ich angefangen habe, den Biomüll, der ebenfalls in Mengen anfällt, in den Bäckertüten zu sammeln. Ist das erlaubt?
Darf man den Biomüll in Bäckertüten entsorgen, oder schadet das bedruckte Papier in der Biotonne?
Viele Bekannte legen ein Stück Zeitung in den Biomüll-Behälter, um Feuchtigkeit aufzufangen, die unweigerlich entsteht. Das scheint gängige Praxis zu sein. Und tatsächlich antwortet auf die besorgte Frage eines Biomüll-Sammlers, wie ich einer bin, die Stadtverwaltung in Ludwigshafen so:
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„Solange sich kein Kunststoffeinsatz in den Papiertüten befindet, können Sie diese gerne in den Bioabfall geben. Bäckereitüten eignen sich sehr gut zum Sammeln von Küchenabfällen. Auch die Druckerschwärze auf Zeitungen hat heutzutage keine schädlichen Auswirkungen mehr auf die Umwelt und sie stören den Verarbeitungsprozess des Bioabfalls zu Kompost nicht. Das gilt auch für starkes Küchenkrepp. Daher dürfen beide gerne den Weg in die Biotonne antreten.“
Plastik darf nicht in die Biotonne
Was aber gar nichts in der Biotonne zu suchen hat, ist Plastik. Besonders Plastikbeutel, die als „biologisch abbaubar“ verkauft werden, sind oftmals keine gute Wahl. Gibt man diese zum Kompostieren mit in die Tonne, bleiben am Ende bleiben oft größere Plastikstücke übri„g. Selbst wenn der Abbau weitergeht, heißt das oft nur, dass die Partikelgröße reduziert wird. Die Norm verlangt, dass 90 Prozent des Materials kleiner als zwei Millimeter sind“, sagt Nachhaltigkeitsexperte Torsten Müller in einem Interview mit der Zeit.
Die Entsorgungsunternehmen appellieren: Auch wenn auf Mülltüten steht, sie seien kompostierbar, sollte man sie nicht in den Bioabfall geben. Die Beutel verrotten in den Kompostieranlagen viel zu langsam und müssen als Störstoffe aufwendig und teuer aussortiert werden. Wenn Reste im Kompost bleiben, gelangen sie im ungünstigsten Fall sogar als Plastik auf den Acker.
Auch in anderen Verwaltungen setzt man daher auf Papier, am besten solches, das eh schon vorhanden ist und schon öfter genutzt wurde.
„Nutzen Sie stattdessen Zeitungspapier oder alte Bäckertüten. Wickeln Sie Ihren Biomüll darin ein. Kleiden Sie die Biotonne mit Zeitungspapier aus; Feuchtigkeit in der Tonne bindet man am besten durch Eierkartons auf dem Tonnenboden. So bleiben Tonne und Biomüll sauber. Und: Sie helfen mit, aus dem Biomüll wertvollen Kompost und Energie herzustellen.“
Auch in Berlin rät man Verbrauchern zum Sammeln in altem Papier oder Zeitungspapier: „Zeitungspapier kann auch direkt in die Biotonne gelegt werden, das reduziert Gerüche. In der Küche einfach eine Lage Zeitungspapier ausbreiten, Bioabfall darin sammeln, zusammenknüllen und alles zusammen in die Biotonne werfen. Auch alte Brötchentüten (ohne Plastikeinsatz) eignen sich zum Sammeln.“
Übrigens: In Berlin spart man zwölf Prozent Müllgebühren, wenn man Biomüll abholen und die Hausmülltonne dadurch nur noch alle vier Wochen leeren lässt.
Was kommt rein in die Biotonne?
Essensreste, auch Gekochtes (ggf. eingewickelt in Zeitungspapier), alte Lebensmittel (ohne Verpackung), Obst-/Gemüsereste, Schalen, auch von Zitrusfrüchten, Kaffeesatz, -filter, Tee, Teebeutel, Eierschalen, Küchenpapier, Grün-/Strauchschnitt, Laub, Blumen dürfen in der Biotonne entsorgt werden.

Kunststoffe, Verpackungen, Folien, Tüten, Plastiktüten, kompostierbare Plastiktüten, kompostierbare Kaffeekapseln, kompostierbares Besteck etc., Metalle, Alufolien, Dosen, Hygieneartikel, Windeln, Staubsaugerbeutel, Textilien, Leder, Katzen- und Kleintierstreu, behandeltes Holz, Asche, Erde, Sand, Kies, Steine haben nichts in der Biotonne verloren.
Übrigens: Die Biotonne in regelmäßigen Abständen reinigen, verhindert den lästigen Geruch und Maden. Außerdem gibt es wirklich Biotonnen-Deo. Gemahlenes Kaffeepulver oder Essig können als „Geruchskiller“eingesetzt werden. Einfach zwei kleine Tassen des natürlichen Neutralisators zum Ausschrubben der Tonne nehmen. Die Berliner BSR empfiehlt: Mischen Sie Salz, Essigessenz sowie Wasser und geben Sie die Mischung in die Mülltonne. Nach entsprechender Einwirkzeit lassen Sie die Tonne gut an der Luft trocknen.
Viele Abfallwirtschaftsbetriebe wie auch die BSR bieten zudem den Austausch des Behälters oder auch eine Tonnenreinigung an.
Für alle gilt, ab demnächst wird noch genauer hingeschaut. Tonnen können, wenn sie falsch befüllt sind, stehen gelassen werden, wenn zu viele Fremdstoffe drin sind, oder es gibt Strafgebühren. Wer falsch trennt, zahlt mehr oder bekommt die Biotonne nicht geleert. ■