Endlose Bauarbeiten

Ostkreuz: Hier soll noch ein gigantischer ICE-Bahnhof entstehen

Seit Jahrzehnten wird am Berliner Ostkreuz gebuddelt und gebaut. Jetzt wurde ein Dach eingeweiht. Und bald stoppen hier wohl auch noch ICEs.

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Das Schild am Bahnhof Ostkreuz weist auf das Modernisierungsprogramm hin.
Das Schild am Bahnhof Ostkreuz weist auf das Modernisierungsprogramm hin.Hannes P. Albert/dpa

Am Ostkreuz floss der Kaffee in Strömen – allerdings nur für geladene Gäste. In der Ringbahnhalle wurde eine Torte, verziert mit einem Foto vom unteren Regionalbahnsteig, feierlich angeschnitten und verspeist.

Der Grund für die Feier? Ein Dach! Ja, tatsächlich – auch dieser Bahnsteig hat jetzt ein Dach bekommen, woran lange niemand geglaubt hat. Doch das war nur der Anfang. Ganze 50 weitere Stationen sollen jetzt mit insgesamt 228 Millionen Euro aufgemotzt werden. Und das Ostkreuz? Soll möglichst schnell noch zum Fernbahnhof umgebaut werden, berichtet die Berliner Zeitung.

„Das Ostkreuz hat es geschafft“, zitiert die Berliner Zeitung Alexander Kaczmarek, den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn (DB) für Berlin. „Es ist zu einer Ikone des Bahnverkehrs geworden.“ Was einst als „Rostkreuz“ verschrien war, erstrahlt jetzt für rund eine halbe Milliarde Euro in neuem Glanz.

Am Ostkreuz steigen täglich mehr als 250.000 Menschen um.
Am Ostkreuz steigen täglich mehr als 250.000 Menschen um.Emmanuele Contini/imago

Tagtäglich stürmen 253.000 Menschen den Bahnhof, der sogar den berühmten Bahnhof Friedrichstraße in den Schatten stellt. Gemessen an der Anzahl der Zughalte ist das Ostkreuz jetzt Deutschlands Nummer eins. Doch der marode Charme des alten Turmbahnhofs ist dahin. Rund 2000 Bäume mussten weichen, und auch das alte Kleinpflaster und die urigen Stufen sind Geschichte.

Ärger um den Wetterschutz am Ostkreuz

Die Freude war aber nicht immer ungetrübt. Bund und Bahn knauserten beim Wetterschutz an Gleis 13 und 14, wo der Flughafen-Express zum BER hält. Statt einer Halle gab es nur ein Dach.

An den Gleisen 1 und 2 der Frankfurter Bahn gab es ursprünglich gar nichts. Fahrgäste sollten sich unter die Ringbahnhalle quetschen – aber die schützt nur einen 48 Meter langen Abschnitt vor Regen.

Alexander Kaczmarek, DB-Konzernbevollmächtigter für Berlin, und Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde feiern das neue Ostkreuz-Dach.
Alexander Kaczmarek, DB-Konzernbevollmächtigter für Berlin, und Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde feiern das neue Ostkreuz-Dach.Hannes P. Albert/dpa

Das neue, moderne Dach sei ein Plus für alle Fahrgäste, erklärt Verkehrssenatorin Ute Bonde. Das Land Berlin hat 2,85 Millionen Euro in das Projekt gesteckt.

Was kommt als Nächstes am Ostkreuz?

Trotz der Hauptbauarbeiten, die 2018 abgeschlossen wurden, gibt es noch viel zu tun. Das Dach ist zwar fertig, aber andere wichtige Themen stehen noch an, meint der SPD-Abgeordnete Sven Heinemann. Sein Herzensprojekt: der Fernverkehr. S-Bahnen und Regionalzüge halten längst am Ostkreuz, aber auch einige Fernzüge. Dazu gehören Intercity-Züge nach Cottbus und Warschau. Doch Heinemann will mehr – alle Fernzüge sollen hier stoppen. Bisher düsen die ICE-Züge, die nach Hannover, Dortmund, Düsseldorf und Köln fahren, noch an dem Knotenpunkt vorbei.

Der alte Wasserturm am Ostkreuz

Ein weiteres Sorgenkind: der alte Wasserturm. Die Bahn verkaufte das markante Gebäude von 1912 für eine sechsstellige Summe an den Berliner Investor Uwe Fabich.

Doch seither hat sich wenig getan. Die Oberlichter sind schadhaft, Tauben nisten im Dach. Ideen für eine gemischte Nutzung – vielleicht ein Restaurant oder Café – gab es viele. Aber passiert ist nichts. Heinemann will das ändern: „Ich werde mit dem Denkmalschutz sprechen“, kündigt er an. Das Ostkreuz bleibt also spannend – und wer weiß, vielleicht gibt es bald wieder Grund zu feiern – mit Kaffee und Kuchen. ■