Turbulenter Dialog

Angst vor Verkehrschaos: A100-Ausbau und Spreeparkeröffnung sorgen für Wut

Anwohner in Treptow sind besorgt: A100-Ausbau und Spreeparkeröffnung könnten zu einem noch größeren Verkehrschaos führen, als es dort jetzt schon ist.

Teilen
Eine Visualisierung zweigt den im Bau befindlichen 16. Bauabschnitt der A100, der vom Autobahndreieck Neukölln bis zur Anschlussstelle am Treptower Park gehen soll.
Eine Visualisierung zweigt den im Bau befindlichen 16. Bauabschnitt der A100, der vom Autobahndreieck Neukölln bis zur Anschlussstelle am Treptower Park gehen soll.dieautobahn.de

Treptow steht vor einer doppelten Herausforderung: Ab Juni wird die Stadtautobahn A100 bis zum Treptower Park verlängert, während Anfang 2027 der Spreepark wieder seine Tore öffnen soll. Zwei Großprojekte, die die Verkehrssituation in Treptow zusätzlich belasten könnten. Die Sorgen der Bürger sind groß, wie ein turbulenter Dialog im Rathaus zeigte, über den die Berliner Zeitung berichtet.

Ein Vater bringt es auf den Punkt: „Unsere Kinder müssen bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Sie würden sonst ständig zu spät kommen: Der Bus steht immer im Stau.“ Er fordert Lösungen, doch die Antworten aus der Verwaltung bleiben vage. Zwar wurden die Hürden für Busspuren in der Straßenverkehrsordnung gesenkt, doch auf Landesebene steckt die Umsetzung noch fest. Das Problem: Eine Busspur gibt es erst, wenn Busse im Dreiminutentakt fahren. Man sei da neulich vom Verwaltungsgericht Berlin eingefangen worden, erklärt ein Senatsmitarbeiter trocken.

A100-Ausbau und Spreeparkeröffnung besorgen die Anwohner in Treptow

Etwa 50 Bürger diskutierten mit Vertretern aus Verwaltung, Bezirkspolitik und Landesunternehmen. Während es an drei Themeninseln um ÖPNV, Radwege und den Spreepark ging, wurde schnell klar: Vieles hakt an Vorschriften und Geldmangel. Eine BVG-Vertreterin erläutert etwa, dass neue Wartehäuschen oft an vermeintlichen Kleinigkeiten scheitern: Leitungen im Boden oder zu wenig Platz zur Hauswand. Ihr Fazit: „Wir wollen Sie nicht mit Absicht im Regen stehen lassen.“

Die größte Sorge: Die verlängerte A100 mit dem im Bau befindlichen 16. Bauabschnitt, der vom Autobahndreieck Neukölln bis zur Anschlussstelle am Treptower Park führt, wird den Verkehrskollaps in Treptow verstärken. Ein Anwohner wünscht sich eine Fußgängerbrücke über die bald neunstreifige Bundesstraße. Doch Platz und Budget fehlen. „Die A100 kommt ja nun“, resigniert der Vater mit dem durchgestrichenen Autobahnsymbol auf dem T-Shirt. Die Vertreter der Autobahn GmbH, die Antworten liefern sollten, fehlten krankheitsbedingt.

Das Riesenrad im Berliner Spreepark ist schon von Weitem zu sehen. 2027 soll der Spreepark wiedereröffnet werden.
Das Riesenrad im Berliner Spreepark ist schon von Weitem zu sehen. 2027 soll der Spreepark wiedereröffnet werden.imago/Maria Gänßler

Auch die geplante Wiedereröffnung des Spreeparks birgt Konfliktpotenzial. Erwartet wird ein massiver Besucheransturm, doch Parkplätze und Verkehrskonzepte fehlen. Shuttlebusse seien das Mindeste, betonen Bürger. Ein Vertreter von Grün Berlin verweist auf geplante Schiffsshuttles vom Treptower Hafen zum Spreepark. Eine gute Idee, doch verkehrsplanerisch schwer umsetzbar: „Die Reeder lassen sich nur schwer für feste Taktzeiten gewinnen.“

Nur Lippenbekenntnissen rund um A100-Ausbau und Spreeparkeröffnung

Beim Dammweg durch den Plänterwald sorgt der geplante Ausbau für Unmut. Jahrzehntelange Bürgerproteste gegen eine Verbreiterung halfen wenig. Derzeit wird die Straße durch Schwerlasttransporte „massiv geschädigt“, so eine Verwaltungsangestellte. Sie schätzt, dass die neue Breite bei etwa 7,50 Metern liegen wird – genau kann sie es aber nicht sagen.

Trotz aller Differenzen bietet der Dialog auch Chancen. Die Menschen vor Ort kennen die Probleme am besten, liefern detaillierte Lösungsvorschläge – wenn auch nicht immer realistisch. Doch oft bleibt es bei Lippenbekenntnissen. „Alles wird mitgenommen“, heißt es häufig. Doch welche Veränderungen wirklich kommen, bleibt abzuwarten. In Treptow wächst der Frust – und mit der Eröffnung der A100 und des Spreeparks wohl auch das Verkehrschaos.