Nach der Bundestagswahl

AfD-Gewinne an der Ostsee – Stornierungswelle in den Hotels?

Ahlbeck, Binz und Zinnowitz - wer an der Ostsee bucht, macht eine Reise ins Blaue. Laufen an der Ost-Ostsee die Kunden davon?

Author - Stefanie Hildebrandt
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Blick auf die Seebrücke am Strand von Ahlbeck auf der Insel Usedom. Hier kam die AfD auf 54 Prozent der Wählerstimmen.
Blick auf die Seebrücke am Strand von Ahlbeck auf der Insel Usedom. Hier kam die AfD auf 54 Prozent der Wählerstimmen.Stefan Sauer/dpa

Der Osten Deutschlands war nach der Bundestagswahl in den Übersichten blau eingefärbt. Und auch in vielen Orten im Westen der Republik wählten die Menschen die AfD. In Deutschlands beliebtestem Tourismusziel, an der ostdeutschen Ostsee von Rügen bis Usedom, laufen nun die Diskussionen heiß: Berichte von Stornierungen wegen des Wahlergebnisses machen die Runde.

Auch auf Usedom gewannen die Rechten jede Menge Stimmen. Doch hat das nun, wie die Ostseezeitung berichtet, gleich Auswirkungen für die Tourismuswirtschaft vor Ort? Die Touristenorte an der Ostsee sehen sich einer Reihe von Stornierungen gegenüber. Der Grund für die Absagen: die AfD-Wähler, wie die Ostseezeitung berichtet.

Die AfD hat in Mecklenburg-Vorpommern 35 Prozent geholt und ist damit erstmals stärkste Kraft geworden. Gegenüber der Ostseezeitung bestätigt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) die Stornierungs-Welle: „Ich bekomme von den Mitgliedern jeden Tag Informationen, dass Gäste mit der Begründung ‚AfD‘ stornieren“, sagte Landeschef Lars Schwarz der „Ostseezeitung“. „Das ist ein Thema, das uns massiv umtreibt.“ Der CDU-Bürgermeister von Gnoien im Landkreis Rostock betreibt selbst ein Hotel.

Das Problem wühle die gesamte Tourismus-Branche auf. Im familiengeführten 3-Sterne-Hotel „Strandhus“ in Ahlbeck etwa würden seit Sonntag „seltsame“ Anrufe eingehen, wie Chef Bernd Herrgott der Zeitung sagte.

Lars Schwarz, Präsident des Dachverbandes der Unternehmensverbände in Mecklenburg-Vorpommern und CDU-Bürgermeister von Gnoien.
Lars Schwarz, Präsident des Dachverbandes der Unternehmensverbände in Mecklenburg-Vorpommern und CDU-Bürgermeister von Gnoien.Stefan Sauer/dpa

Eine Besucherin aus Lüneburg (Niedersachsen) habe geschrieben: „Was ist los in Ahlbeck? Wir wollten im März in unserem Lieblingshotel Urlaub machen. Leider ist uns jetzt die Lust vergangen. Wir müssen wohl auf Swinemünde bzw. die Ostsee in Schleswig-Holstein ausweichen.“ Andere Gäste mit dunkler Hautfarbe fühlen sich laut dem Bericht in Ahlbeck, wo die AfD 54 Prozent der Stimmen bekam, nicht mehr sicher.

Ostsee-Städte wählen AfD

Auch in anderen Ostsee-Orten bekam die AfD bei der Bundestagswahl 2025  viele Stimmen. Für die AfD stimmten 34,6 Prozent der Wählerinnen und Wähler in Binz. In Zinnowitz waren es 43,8 Prozent. Stralsund, Rostock, Greifswald, überall an der Ostsee siegte die AfD.

Ein Ehepaar aus Kiel erklärte der Ostseezeitung, man wolle dieses Jahr auf eine Reise an die Ostsee verzichten, um „ein kleines Zeichen zu setzen“. Auf der Plattform X schreiben User zudem, die Insel Rügen im Sommer meiden zu wollen. Andere sehen wiederum keinen Grund: „Es ist wunderschön, und ich fahre auch weiter dorthin“ oder „Ich liebe die Menschen da, mein Urlaub ist immer an der Ostsee“, heißt es in den Kommentaren. Auch nach vergangenen Wahlen, bei denen etwa die NPD ins Parlament kam, sei prophezeit worden, dass die Urlauber ausbleiben würden. Doch bisher sei und bleibe MV weiter Urlaubsziel Nummer 1 in Deutschland, so die Kommentare.

Wie sehen Sie das, würden Sie Ihr Urlaubsziel davon abhängig machen, wie die Menschen vor Ort wählen? Schreiben Sie uns an leser-bk@berlinerverlag.com