Eiserner Taktgeber

Vorsicht, 1. FC Union: Aljoscha Kemlein lässt viele Herzen höherschlagen!

Der rasante Aufstieg des Mittelfeldspielers geht weiter: Das Köpenicker Eigengewächs steht erstmals im Aufgebot der U21-Nationalmannschaft.

Author - Sebastian Schmitt
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Hinterlässt auch beim DFB Eindruck: Aljoscha Kemlein (20), Eigengewächs des 1. FC Union, ist erstmals bei der U21-Nationalmannschaft dabei.
Hinterlässt auch beim DFB Eindruck: Aljoscha Kemlein (20), Eigengewächs des 1. FC Union, ist erstmals bei der U21-Nationalmannschaft dabei.Eibner/imago

Aus der Jugend des 1. FC Union zum deutschen A-Nationalspieler? Aljoscha Kemlein (20) steht kurz davor, den Traum von Präsident Dirk Zingler (60) wahr werden zu lassen. Das eiserne Eigengewächs krönt mit der Berufung in die U21-Nationalmannschaft seinen rasanten Aufstieg und lässt mittlerweile nicht nur die Herzen beim 1. FC Union höherschlagen.

Kemlein befindet sich gefühlt in einer Zeitmaschine. Jedenfalls erreicht der Mittelfeldspieler des 1. FC Union gerade einen eisernen Meilenstein nach dem anderen. Als Ersatzspieler unter Trainer Bo Svensson (45) in die Saison gestartet, erzielte er in den vergangenen Wochen nicht nur sein erstes Bundesliga-Tor, sondern wurde aufgrund seiner starken Leistungen vom Ersatz- zum Stammspieler befördert. Ja, teilweise ist er sogar schon zum Taktgeber im eisernen Mittelfeld geworden. Eine Entwicklung, die in ganz Deutschland genau wahrgenommen und auch belohnt wird.

„Er ist eine ganz tolle Persönlichkeit und ein sehr guter Spieler, der seinen Weg gehen wird. Ich finde, dass er in dieser Saison bemerkenswert gute Bundesligaspiele gemacht hat. Wir sind total stolz auf ihn. Er ist jemand, der mit seiner Entwicklung noch nicht fertig ist. Da kann noch viel kommen“, lobt Hannes Wolf (43), U20-Trainer und Nachwuchsdirektor beim DFB in Personalunion.

1. FC Union: Aljoscha Kemlein vor U21-Debüt

Wolfs Problem: Kaum war Kemlein Kapitän seiner U20, da ist er auch schon wieder weg. Ab sofort hört der gebürtige Berliner, der seit mehr als acht Jahren das Union-Trikot trägt, auf die Kommandos von U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo (45). „Es wird bald ein wichtiges Turnier gespielt. Da kann man schon stolz sein, jetzt hier dabei zu sein“, freut sich Kemlein.

Aljoscha Kemlein (20), Mittelfeld-Hoffnung des 1. FC Union, lief zuletzt als Kapitän der U20-Nationalmannschaft auf und ließ dabei gleich zwei Italiener stehen.
Aljoscha Kemlein (20), Mittelfeld-Hoffnung des 1. FC Union, lief zuletzt als Kapitän der U20-Nationalmannschaft auf und ließ dabei gleich zwei Italiener stehen.ABACAPRESS/imago

Im Test gegen Dänemark (3:0) wurde er eingewechselt (65.), am Dienstag gegen Frankreich (18.15 Uhr, Pro7 Maxx) sollen weitere Minuten folgen. Kemlein drängt sich mit seinem Können für die U21-EM im Sommer 2025 auf.

Aljoscha Kemlein dirigiert beim 1. FC Union

Beim 1. FC Union beweist er eindrucksvoll, über welche Voraussetzungen er verfügt – am Ball, aber auch im Kopf. Seine Technik hilft ihm im Mittelfeld, wo oft nicht viel Zeit bleibt, um eine Entscheidung zu treffen. Seine Spielintelligenz ist sichtbar: Kemlein dirigiert die Kollegen, geht in die Tiefe, wenn er Räume sieht, oder lässt sich fallen, wenn er das Spiel beruhigen will.

Das funktioniert seit fünf Spielen so gut, dass Kemlein stets in der Startelf stand und in der Zentrale neben Vizekapitän Rani Khedira (30) gar nicht mehr wegzudenken ist. Klar ist: Verstecken muss sich Kemlein vor niemandem mehr – auch nicht vor Bayern-Star Leon Goretzka (29), von dessen Wechsel zum 1. FC Union Manager Horst Heldt (54) träumt.

1. FC Union auf den Spuren von Hertha BSC

Apropos Traum: Union-Boss Zingler machte im Sommer deutlich, was ihm besonders am Herzen liegt: „Es ist ein klarer Wunsch des Präsidiums, ihn in die erste Männermannschaft zu integrieren – nicht im Sinne eines Stammplatzes, aber im Sinne einer Ausrichtung.“ Deshalb legte Zingler diesen Sommer auch ein Veto ein, als es darum ging, Kemlein nach seiner halbjährigen Leihe zum FC St. Pauli erneut an den Kiezklub zu verleihen.

Was Zingler als Prozess sah, ist mittlerweile Fakt. Wie bei Hertha BSC, wo der eigene Nachwuchs nicht erst seit grauen Zweitliga-Tagen im Profiteam eine große Rolle spielt, hält Kemlein als Erster aus der eisernen Talentschmiede bei den Profis die Fahne hoch.

Das Gute: Kemlein, der neben der Profikarriere ein BWL-Studium begonnen hat, zeigt immer mehr sein gesteigertes Selbstvertrauen. Gleichzeitig macht er nicht den geringsten Eindruck, aufgrund des Erfolgs abzuheben. Vielmehr bewahrt er wie auf dem Platz einen kühlen Kopf. So ließ er sich auch nicht von Zinglers Spruch verrückt machen. „Am Ende stellt der Trainer auf, nicht der Präsident.“ Stimmt, Kemlein spielt trotzdem. ■