Sie können es also doch noch! Der 1. FC Union zieht sich aus dem Loch und gewinnt nach fast drei Monaten wieder ein Fußballspiel. Das 2:1 gegen Mainz lässt alle in Köpenick aufatmen. Trainer Steffen Baumgart macht für ein Ende der Krise auch vor unbequemen Entscheidungen nicht halt. Sogar die Häuptlinge Rani Khedira und Christopher Trimmel werden beim 1. FC Union zu Härtefällen!
Wie viel Druck auf dem eisernen Kessel lag, spürte man am Sonntag bereits vor dem Anpfiff rund um die Alte Försterei. Nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn auch das dritte Spiel unter Baumgart innerhalb kürzester Zeit in die Hose gegangen wäre. Die Fragen, ob der Trainerwechsel und die Trennung von Bo Svensson wirklich nötig gewesen waren, wären immer lauter geworden. Alles geschenkt.
Union rückt zusammen, auf den Rängen, vor allem aber auf dem Platz. Die Eisernen zeigen gegen Mainz endlich wieder ihre Prinzipien: Laufen, kratzen, beißen und somit eklig sein bis der Arzt kommt. Baumgart erleichtert: „Den Druck hat jeder gespürt. Gut, dass jede Serie mal beendet wird und vielleicht eine neue anfängt.“
XXL-Rotation unter Baumgart beim 1. FC Union
Dabei schien Union im Vergleich zur 0:2-Pleite gegen den FC Augsburg nur vier Tage zuvor wie ausgewechselt. Während vor allem die Defensivleistung unter der Woche einem Offenbarungseid glich, kämpfte Union gegen Mainz nicht nur um jeden Grashalm, sondern erspielte sich endlich mehr als nur ein paar Torchancen. Baumgart am Sky-Mikrofon: „Für einen Arbeiter wie mich war es genau das richtige Kampfspiel. Du kommst nur durch diese Eigenschaften ins Spiel.“

Glücklich war Baumgart, weil sich seine Mannschaft nicht nur für den Aufwand belohnte, sondern sich auch nicht durch den prompten Ausgleich aus der Ruhe bringen ließ. Geholfen hat dabei, dass Union erstmals unter Baumgart im alten Svensson-System spielte, also mit einer Dreierkette in der Abwehr. Dazu änderte der neue Cheftrainer seine Startelf auf gleich sechs Positionen – und drückte damit offenbar genau die richtigen Knöpfe.
Baumgart erklärt Verzicht auf Trimmel und Khedira
Apropos Rotation: Insgesamt hat Baumgart in nur drei Spielen stolze 22 Spieler eingesetzt. Die eiserne Rotation macht dabei auch nicht vor erfahrenen Kräften – ja sogar vor den Häuptlingen – halt. Kapitän Trimmel (37) und Vize Khedira (30) flogen gegen Mainz aus der Startelf und kamen erst in der Schlussphase zum Einsatz.
Baumgart redet gar nicht um den heißen Brei herum und erklärt seine prominenten Härtefälle so: „Ich finde, wenn du als Trainer neu zu einer Mannschaft kommst, geht es ja nicht nur ums Verwalten, sondern darum, immer mal wieder zu gucken, was möglich ist.“ Baumgart probiert zu besänftigen, wird dabei jedoch deutlich: „Klar ist, dass Rani und Trimmi extrem wichtig sind, auch als Personen. Aber wir sollten gucken, wer frisch ist und im Moment in einer guten Form – und wer nicht.“
Viele Härtefalle: Kader des 1. FC Union ist verdammt groß
Ob die beiden Häuptlinge sich vorerst an die Plätze auf der Ersatzbank gewöhnen müssen oder bereits am Sonntag beim FC St. Pauli wieder in der Startelf stehen, lässt Baumgart offen. „Wichtig ist für uns, dass wir mit den Jungs klar sind. Ich habe mit beiden gesprochen. Sie bleiben wichtig, werden wieder ins Spiel kommen und die Situation annehmen.“
Fakt ist: Unions Kader ist mit 29 Spielern verdammt groß. Härtefälle – wie unter Svensson, die Stürmer Ivan Prtajin (28) und Andrej Ilic (24) lassen grüßen – wird es auch unter Baumgart jedes Wochenende geben. Kevin Volland (32), Yorbe Vertessen (24) und Abwehrchef Kevin Vogt (33) haben das bereits erlebt. Genau wie Woo-Yeong Jeong (25). Die Leihgabe des VfB Stuttgart schaffte es gegen Mainz nicht mal ins Aufgebot, nachdem der Südkoreaner in den ersten beiden Spielen unter Baumgart noch in der Startelf gestanden hatte. ■