Keine Frage, da haben sich zwei gefunden. Trainer Steffen Baumgart (53) und Stürmer Benedict Hollerbach (23) verstehen sich beim 1. FC Union prächtig. Dabei flogen vor gar nicht allzu langer Zeit fast die Fetzen. Und auch nach dem so wichtigen 2:1-Sieg gegen Mainz ist trotz des eisernen Befreiungsschlags und Hollerbachs starker Leistung längst nicht alles in Butter.
„Wenn ich eine Entscheidung treffe, dann stehe ich auch dazu und habe es nicht so gerne, wenn Jungs dann nach ihrem Gefühl entscheiden“, rüffelt Baumgart seinen Angreifer, nachdem Hollerbach sich in der 24. Minute den Ball geschnappt hatte, um den fälligen Elfmeter selbst zu schießen, nachdem er im Strafraum gefoult worden war und Union zuvor mit 1:0 in Führung gebracht hatte. Doch die Rechnung hatte der Stürmer ohne seinen Cheftrainer gemacht.
Baumgart und Hollerbach: Da war doch was
Baumgart intervenierte, indem er wie wild an der Seite gestikulierte und Hollerbach die klare Ansage machte, dass Robert Skov schießen sollte. Der Däne übernahm und traf zum 2:1. Baumgart: „Deswegen gibt es klare Entscheidungen, die so festgelegt wurden, und deswegen wird das auch so gemacht. Ich hoffe, dass die Jungs sich weiter dranhalten.“

Schaute man dem Rostocker dabei tief in die Augen, hätte man meinen können, dass der 1. FC Union gerade nicht den Bann gebrochen und nach zehn Spielen ohne Sieg den ersten Dreier unter Baumgart eingefahren hatte. Erinnert man sich zudem an die Vorgeschichte zwischen Hollerbach und Baumgart, könnte man meinen: Das Duo funktioniert einfach nicht.
Baumgart ägerte sich über Hollerbachs Union-Wechsel
Zur Erinnerung: Baumgart reagierte im Sommer 2023 als Trainer des 1. FC Köln mehr als verschnupft, als sich Hollerbach nach seiner starken Drittliga-Saison entgegen erster Meldungen nicht für einen Wechsel an den Rhein, sondern an die Wuhle entschied. „Der Spieler hat uns abgesagt, nachdem wir uns einig waren. Dazu habe ich eine klare Meinung“, ärgerte sich Baumgart und stichelte sogar in Richtung Köpenick, als sich der Transfer noch etwas in die Länge zog: „Und dass es mit Union hakt, das hätte ich vorher sagen können.“ Hollerbach, der vor 13 Monaten beim 2:0-Sieg des 1. FC Union gegen Köln traf und damit indirekt für die Entlassung Baumgarts sorgte, bestritt dessen Version damals vehement: „Das stimmt so nicht. Ich gab damals keine Einigung.“
Dank des schnelllebigen Fußballgeschäfts ist das alles Schnee von gestern. Seit dem 2. Januar trainiert Baumgart nun den 1. FC Union und damit auch Hollerbach. Und das nicht nur endlich erfolgreich, sondern auch ziemlich harmonisch. Hollerbach, der seinen Trainer bereits für dessen Umstellung auf das alte Svensson-System lobte, schwärmt: „Wir sind uns vom Charakter sehr ähnlich. Er ist auch sehr extrovertiert und emotional – genau wie ich. Er weiß mich da auch zu schätzen beziehungsweise weiß, mich zu nehmen, wie ich bin.“
Beim 1. FC Union harmonieren Baumgart und Hollerbach
Die beiden schätzen sich – und helfen sich. Mehrfach holte Baumgart Hollerbach während des Spiels gegen Mainz zu sich und gab ihm Anweisungen. Hollerbach verrät, dass auch er das Gespräch sucht: „Ich bin so, dass ich mit ihm ganz offen kommuniziere. Wenn etwas auf dem Feld nicht funktioniert, renne ich sofort raus und frage nach einer Lösung.“
Baumgart bleibt aber auch nach seinem ersten Sieg im dritten Spiel Baumgart und hat für seinen Matchwinner einen guten Rat: „Holler ist immer ein Spieler, der sehr emotional dabei ist. Er versucht aber manchmal zu sehr, Trainer zu sein. Ich sage ihm dann, dass er Spieler ist und ich Trainer.“