Trotz Pfeifkonzert

Wie bitte? Mainz-Star Nadiem Amiri schwärmt plötzlich von Union-Fans!

Der Mittelfeldmann gilt in Köpenick wegen seines Rassismus-Vorwurfs als Staatsfeind und wird beim 2:1-Sieg gegen Mainz massiv ausgepfiffen. Versöhnliche Worte findet er danach trotzdem.

Author - Sebastian Schmitt
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Nadiem Amiri ließ es sich nach seinem Treffer zum 1:1 nicht nehmen, die Fans des 1. FC Union zu grüßen. Nach dem Spiel findet er aber versöhnliche Worte.
Nadiem Amiri ließ es sich nach seinem Treffer zum 1:1 nicht nehmen, die Fans des 1. FC Union zu grüßen. Nach dem Spiel findet er aber versöhnliche Worte.HMB-Media/imago

Nein, eine Liebesbeziehung wird das zwischen den Fans des 1. FC Union und Nadiem Amiri (28) nicht mehr! Doch der Mittelfeldspieler des 1. FSV Mainz 05 stimmte nach dem 2:1-Sieg der Eisernen gegen die Rheinhessen bemerkenswert versöhnliche Töne an – obwohl er zuvor das gesamte Spiel über im Stadion An der Alten Försterei mal wieder ausgepfiffen wurde. Wie bitte? Mainz-Star Amiri schwärmt von Union-Fans!

Es war fast auf den Tag genau vier Jahre her – und doch vor allem bei den Fans des 1. FC Union offenbar sehr präsent. Am 16. Januar 2021 gastierte Amiri mit Bayer Leverkusen beim 1. FC Union und erhob nach dem hitzigen 1:1 schwere Vorwürfe gegen Florian Hübner (33). Unions damaliger Verteidiger soll Amiri rassistisch beleidigt haben. Hübner bestritt das, gab aber zu, sich unsportlich verhalten zu haben. Er bekam letztlich eine Zwei-Spiele-Sperre und eine Geldstrafe vom DFB aufgebrummt.

1. FC Union: Nadiem Amiri hat Respekt vor Verein und Fans

Wirklich aufgeklärt wurde die ganze Angelegenheit nie – und so gilt Amiri bei vielen Fans des 1. FC Union vielleicht auch deswegen bis heute als Persona non grata, also als unerwünschte Person. Das bekam der Mainzer Mittelfeldmann jedenfalls zu spüren. Pfiffe hagelte es von Beginn an bei jeder Ballberührung Amiris. Und als der Deutsch-Afghane direkt vor der Waldseite, wo die eingefleischtesten Unioner und die Ultras stehen, durch einen verwandelten Foulelfmeter zum zwischenzeitlichen 1:1 traf und beim anschließenden Torjubel den Finger auf seine Lippen legte, flogen ihm – zum Glück keine Feuerzeuge –, aber doch der ein oder andere Becher entgegen.

Am 16. Januar 2021 gerieten Nadiem Amiri und Unions damaliger Verteidiger Florian Hübner aneinander. Trotz Strafe wurde der Vorfall vom DFB nie richtig aufgeklärt.
Am 16. Januar 2021 gerieten Nadiem Amiri und Unions damaliger Verteidiger Florian Hübner aneinander. Trotz Strafe wurde der Vorfall vom DFB nie richtig aufgeklärt.Matthias Koch/imago

Amiri nahm es trotz seines Ärgers über die 1:2-Niederlage locker: „Das gehört zum Fußball dazu. Den Fans macht das Spaß, zu pfeifen, und mich spornt das an“, erklärte er am Dazn-Mikrofon, nachdem er auf die ständigen Pfiffe angesprochen worden war. Und Amiri ging sogar noch einen Schritt weiter und lobte die Atmosphäre in der Alten Försterei: „Ich habe Respekt vor dem Verein und den Fans. Es ist immer geil, hier zu spielen.“

Ärger mit Union-Fans: Nadiem Amiri gießt kein Öl mehr ins Feuer

Dabei schien Amiri genau zu wissen, dass die Union-Fans ihn wegen des damaligen Spiels, des Vorfalls und der Vorwürfe auf dem Kieker haben. Öl ins Feuer will er nicht mehr gießen. Im Gegenteil. Amiri stellte klar: „Ich habe nichts gegen Union. Alles ist gut.“

Amiri war nicht der einzige Mainzer Spieler, der den 1. FC Union lobte. Verteidiger Stefan Bell erklärte: „Die Unioner haben es geschafft, ekliger zu sein und vor allem besser – besser in den Zweikämpfen. Wir haben zu viele verloren, vor allem in der ersten Halbzeit. Die Zweikampfhärte des Gegners war ein Schlüssel.“