Gegen Dänemark hat es zwar nicht gereicht: Die Übermannschaft der letzten Jahre (dreimal in Folge Weltmeister, einmal Olympiasieger) hat uns in der Neuauflage des Olympia-Endspiels mit 30:40 geschlagen. Aber alles ist bei der Handball-WM noch drin. Unsere Handballer begeistern Deutschland weiterhin, da ändert auch die Niederlage nicht dran. Schon am Sonntag schauten über 6,3 Millionen im Fernsehen zu, als David Späth & Co. die Tschechen mit 29:22 in die Knie zwangen. Mit Tempo und Treffsicherheit (in der zweiten Halbzeit), mit Körperlichkeit und Kampf. Handball ist wohl die härteste Ballsportart. Körperlich sind viele Handballer am Ende ihrer Karriere kaputt – doch finanziell lohnt sich das für viele nicht.
Denn großen Unterschied zwischen Handballern und Fußballern bringt ein Satz auf den Punkt. Handballer spielen öfter, trainieren mehr – verdienen aber viel weniger. Training: Handballer trainieren täglich, oft auch an Spieltagen und kommen auf acht bis zwölf Trainingseinheiten pro Woche. Fußballprofis trainieren fünf- bis sechsmal wöchentlich, dazu kommt oft aber noch individuelles Training. Spiele: Profis, die sowohl Europapokal als auch in der Nationalmannschaft spielen, können auf rund 80 Spiele pro Saison kommen. Spitzen-Fußballer kommen auf gut 60 Spiele. Stars wie Musiala werden von ihren Trainern auch mal geschont.
Jeder Bayern-Fußballer verdient ein Vielfaches
Die größten Unterschiede aber gibt es bei der Bezahlung. Der bestbezahlte deutsche Handball-Nationalspieler (Torwart Andreas Wolff) verdient im Jahr rund 60 Prozent weniger als am schlechtesten bezahlte Spieler beim FC Bayern München. Das sind die beiden Ersatztorwarte Daniel Peretz und Sven Ulreich mit rund 1,4 Mio. Euro. Spitzenverdiener in München: Harry Kane mit 24 Mio. pro Jahr vor Manuel Neuer, Leroy Sane und Joshua Kimmich (je 20 Mio.).
Das sieht es bei unseren Handballern ganz anders aus. Nur zwei Spieler kommen pro Jahr auf ein Gehalt, das über 500.000 Euro liegt. Andreas Wolff (THW Kiel) mit 600.000 Euro und Kapitän Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt) mit 576.000 Euro. Am Ende der Gehaltsliste rangiert der erst 19-jährige Rückraumspieler Marko Grgic (ThSV Eisenach) mit 156.000 Euro.
Viele Handballer studieren deshalb nebenbei oder absolvieren eine Ausbildung, um nach dem Handball über die Runden zu kommen. Sogar Andreas Wolff studiert – Internationales Management. Julian Köster (VfL Gummersbach hat ein BWL-Studium abgeschlossen, Lukas Zerbe (THW Kiel) ist gelernter Bankkaufmann und studiert jetzt BWL.
Einem Bericht zufolge zahlen in der Bundesliga die Vereine MT Melsungen, der THW Kiel und der SC Magdeburg die höchsten Gehälter. Einige Klubs zahlen lediglich Bruttogehälter, andere locken mit Sonn- und Feiertagszuschlägen oder steuerfreien Zahlungen, etwa zu Fahrkosten.
So viel verdienen unsere Handballhelden
Das ist die komplette Gehaltsliste – laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Mit den Gehältern pro Monat.
50.000 Euro: Andreas Wolff (THW Kiel)
48.000 Euro: Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt)
32.000 Euro: Timo Kastening (MT Melsungen)
28.000 Euro: Juri Knorr (Rhein-Neckar Löwen), Julian Köster (VfL Gummersbach)
23.000 Euro: Renars Uscins (TSV Hannover-Burgdorf)
22.000 Euro: Lukas Zerbe (THW Kiel), Justus Fischer (TSV Hannover-Burgdorf)
20.000 Euro: David Späth (Rhein-Neckar Löwen), Rune Dahmke (THW Kiel), Franz Semper (SC DHfK Leipzig), Christoph Steinert (HC Erlangen).
18.000 Euro: Lukas Mertens (SC Magdeburg), Lukas Stutzke (TSV Hannover-Burgdorf), Luca Witzke (SC DHfK Leipzig)
16.000 Euro: Nils Lichtlein (Füchse Berlin)
13.000 Euro: Marko Grgic (ThSV Eisenach)
Selbst bei den WM-Prämien gibt es große Unterschiede zwischen unseren Handballern. Als Weltmeister bei der WM in Katar (2022) hätten Kimmich & Co. 400.000 Euro bekommen – natürlich pro Spieler. Gewinnen die Handballer am 2. Februar das WM-Finale in Oslo gibt 475.000 Euro – für alle Spieler zusammen. „Das ist eine Mannschaftsprämie, keine Pro-Kopf-Prämie wie beim Fußball“, sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann.

Für Silber gibt es einem RND-Bericht zufolge 350.000 Euro, für Bronze 250.000 Euro, für Platz vier 125.000 Euro und für das Erreichen des Viertelfinals (Platz 5 bis 8) 60.000 Euro. Verhandelt wurden die Prämien im Trainingslager in Hamburg zwischen dem Vorstand Sport Ingo Meckes und dem Kapitän Johannes Golla. „Anschließend wurden die Prämien per Zirkularbeschluss vom Präsidium bestätigt – und das einstimmig“, bestätigt Michelmann. Der Staff wird nicht aus dem Team-Topf bezahlt. Bundestrainer Alfred Gislason hat eine Extra-Regelung, wie es heißt. ■