Pünktlich zum Auftakt der Handball-Weltmeisterschaft 2025, bei der die deutsche Nationalmannschaft in Polen gegen den Gastgeber ins Turnier startet, richten sich die Scheinwerfer nicht nur auf das Team, sondern auch auf den Mann an der Seitenlinie: Bundestrainer Alfred Gislason. Der 64-Jährige, der als Trainer und Spieler unzählige Erfolge feierte, hat in den vergangenen Jahren nicht nur sportliche Höhen, sondern auch tiefe persönliche Schicksalsschläge erlebt.

Der Schicksalsschlag: Der Tod seiner Frau Kara
Gislason war seit seinem 16. Lebensjahr mit seiner Jugendliebe Kara-Gudrun verheiratet. Das Paar, das sich in Island kennenlernte, ging über vier Jahrzehnte gemeinsam durchs Leben. 2021 erlebte der gebürtige Isländer jedoch einen tragischen Verlust, als Kara nach kurzer, schwerer Krankheit an einem Gehirntumor verstarb.

„Es war ein Schock, wie schnell es ging“, erinnerte sich Gislason später in Interviews. Der Verlust stürzte den Bundestrainer, der damals gerade die deutsche Nationalmannschaft übernommen hatte, in eine tiefe Trauer. Dennoch hielt er an seinem Beruf fest – auch aus Respekt vor Karas Wunsch, dass er weiter das tun solle, was er liebt.
Ein neuer Lebensabschnitt: Seine neue Liebe Hrund
Nach einer langen Phase der Trauer fand Alfred Gislason schließlich wieder Glück – völlig unerwartet. Seine neue Lebensgefährtin, die 15 Jahre jüngere Filmemacherin und Unternehmerin Hrund Gunnsteinsdóttir, trat durch Zufall in sein Leben. „Es war überhaupt nicht geplant von mir, es passierte einfach“, erzählte er über das Kennenlernen.
Die beiden begegneten sich erstmals, als Hrund ihn um ein Interview bat. Im Gespräch entdeckten sie, dass Hrunds Vater einst Gislasons Co-Trainer bei einem seiner ersten Länderspiele war. „Danach habe ich sie gefragt, ob wir essen gehen wollen. Und es passte sofort“, verriet der Bundestrainer.
Mittlerweile steht Hrund fest an seiner Seite und unterstützt ihn, wo sie kann – auch wenn das Thema Handball bei ihnen zu Hause eher selten auf den Tisch kommt. „Darüber reden wir nicht so richtig“, sagt Gislason mit Augenzwinkern.
Vom „Diktator“ zum Familienmenschen
Privat zeigt Gislason heute eine weiche Seite, doch sportlich ist er für seine eiserne Disziplin bekannt. Mit dem THW Kiel gewann er das legendäre Triple 2012, führte den Verein zu unzähligen Meistertiteln und triumphierte dreimal in der Champions League. Diese Erfolge hatten jedoch ihren Preis: „Damals war ich ein ziemlicher Diktator“, gibt Gislason heute selbstkritisch zu.
Mittlerweile hat sich sein Führungsstil gewandelt. In einer ARD-Dokumentation, die Anfang des Jahres ausgestrahlt wurde, zeigte sich der Isländer von einer ganz anderen Seite: als fürsorglicher Familienmensch, der in seiner Heimat Island das Grab seiner Frau besucht und Zeit mit seinen Lieben verbringt.
Der Bundestrainer und die WM-Hoffnung
Seit 2020 steht Gislason an der Spitze der deutschen Nationalmannschaft und hat sich das Ziel gesetzt, das Team wieder an die Weltspitze zu führen. Nach Silber bei den Olympischen Spielen in Paris im Vorjahr sind die Erwartungen vor der WM 2025 groß, doch der erfahrene Trainer bleibt gelassen. „Wir haben ein starkes Team und sind bereit, alles zu geben“, betont er.
Privat wie beruflich hat Alfred Gislason gezeigt, dass er sich auch von den schwersten Rückschlägen nicht unterkriegen lässt. Mit seiner neuen Liebe und dem Blick nach vorne wirkt er stärker denn je – bereit, das nächste Kapitel seiner Karriere zu schreiben und die Handball-Weltmeisterschaft zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. ■