Danish Dynamite

Svenssons Trainershow beim 1. FC Union: Das hatte nicht mal Fischer drauf!

Vom ruhigen Zeitgenossen zum emotionalen Vulkan. In Köpenick geht es an der Seitenlinie jetzt ganz anders zu.

Author - Sebastian Schmitt
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Union-Trainer Bo Svensson (45) tigerte in Mainz fast das gesamte Spiel durch seine Coachingzone und feuerte seine Mannschaft immer wieder lautstark an. 
Union-Trainer Bo Svensson (45) tigerte in Mainz fast das gesamte Spiel durch seine Coachingzone und feuerte seine Mannschaft immer wieder lautstark an. Fotostand/imago

Bo Svensson (45) soll beim 1. FC Union eine neue Ära prägen. Am besten eine so erfolgreiche wie unter Ex-Trainer Urs Fischer (58). Nach dem Bundesliga-Start und dem Spiel in Mainz ist klar: Svensson, dem in Köpenick ähnlich wie Fischer die Sympathien nur so zufliegen, ist zumindest an der Seitenlinie ein ganz anderer Typ. Svenssons Trainershow beim 1. FC Union: Das hatte nicht mal Fischer drauf!

Viele Höhenpunkte gab es in Mainz auf dem Platz nicht. Dafür steppte der Bär an der Seitenlinie. Und das mal so richtig. Svensson und sein Landsmann Bo Henriksen (49) lieferten sich in ihren Coachingzonen ein verdammt hitziges Duell. Es wurde gemeckert und gebrüllt, gestichelt und höhnisch gelacht. Zwischendurch wurde der andere sogar als Heulsuse verspottet.

Bo Svensson liefert sich wildes Duell mit Bo Henriksen

Dabei fielen auch einige nicht zitierfähige Sätze. „Ich glaube, es ist gut, dass Sie kein Dänisch verstehen“, erklärte der Mainzer Trainer nach dem 1:1 auf Nachfrage mit breitem Grinsen. Henriksen, laut eigener Aussage auch „sehr gut im Schreien“, über das Pyscho-Duell mit Svensson:  „Sie (Unions Trainerteam, d. Red.) haben probiert, in unsere Köpfe zu kommen. Wir haben dann das Gleiche getan. Das macht Spaß und gehört zum Fußball dazu.“

Da lacht sogar der Kameramann: Unions Cheftrainer Bo Svensson (45) legte sich in Mainz gleich mehrmals mit seinem Landsmann und Mainz-Coach Bo Henriksen (49) an.
Da lacht sogar der Kameramann: Unions Cheftrainer Bo Svensson (45) legte sich in Mainz gleich mehrmals mit seinem Landsmann und Mainz-Coach Bo Henriksen (49) an.Thomas Frey/imago

Während sich die Mainzer bereits in der vergangenen Saison an ihren Bo gewöhnt haben, befinden sich die Unioner mit ihrem Bo noch in der Kennenlernphase. Doch nach bereits zwei Pflichtspielen ist klar: Svensson tickt ganz anders als seine Vorgänger. Vor allem ganz anders als Union-Liebling Urs Fischer.

1. FC Union: Urs Fischer war viel ruhiger als Bo Svensson

Der Schweizer stand für den 1. FC Union mehr als fünf Jahre an der Seitenlinie und behielt dabei fast immer die Fassung. Über sich selbst sagte Fischer während seiner Union-Zeit: „Als Trainer will ich der Mannschaft eine gewisse Ruhe vermitteln, auch wenn es hektisch ist. Ich bin eher ein ruhiger Zeitgenosse.“

Urs Fischer (58) konnte impulsiv sein. An der Seitenlinie probierte der Schweizer beim 1. FC Union jedoch Ruhe auszustrahlen. 
Urs Fischer (58) konnte impulsiv sein. An der Seitenlinie probierte der Schweizer beim 1. FC Union jedoch Ruhe auszustrahlen. Jan Huebner/imago

Das kann man über Svensson nicht sagen. Unions neuer Cheftrainer kommt zwar abseits des Feldes ebenfalls besonnen rüber und ähnelt mit seiner empathischen Art sogar Fischer. Sobald der Ball rollt, mutiert Svensson aber zum Vulkan.

1. FC Union: Bo Svensson wird an der Seitenlinie zum Vulkan

Über seine Trainershow in Mainz und die Scharmützel mit Henriksen muss er lachen: „Wir probieren beide mit allen Mitteln zu gewinnen und unsere Mannschaft zu pushen. Er ist ein emotionaler Typ. Ich bin ein emotionaler Typ. Es ist verbal heiß zur Sache gegangen. Das ist ein Stück weit normal.“  

Wichtig: Für beide Bos war alles im Eifer des Gefechts Gesagte nach dem Spiel völlig egal. „Wir reden, wir schreien, wir lachen. Das ist kein Problem für mich. Nach dem Spiel ist das aber alles vergessen“, erklärte Henriksen. Und auch für Svensson war nach dem Schlusspfiff und seiner emotionalen Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte wieder alles gut gewesen.

1. FC Union: Bo Svensson kann ein Stadion anzünden

Klar ist: Emotionen sind ein ganz wichtiger Teil von Svenssons Coaching an der Seitenlinie. Mit seiner Art kann er ein ganzes Stadion anzünden. So wie es die Fans des 1. FC Union regelmäßig in der Alten Försterei tun.

Auf die neue eiserne Symbiose zwischen Trainer und Fans und die daraus resultierende Stimmung darf man also gespannt sein, wenn am Freitag, um 20.30 Uhr, der FC St. Pauli zum Flutlichtspiel und Svenssons erstem Heimspiel in Köpenick aufschlägt. ■