Union-Kolumne

Laszlo Benes: Der neue Turbo-Mann des 1. FC Union

Schneller als der Slowake, sowohl als neuer Spieler wie als Joker, hat für den 1. FC Union in der Bundesliga noch niemand getroffen.

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Augen zu, die Wangen aufgeblasen Unions Laszlo Benes schießt in Mainz das Tor zum 1:1. 
Augen zu, die Wangen aufgeblasen Unions Laszlo Benes schießt in Mainz das Tor zum 1:1. Torsten Silz/dpa

So etwas, das Bo Svensson bei seinem Punktspieldebüt mit dem 1. FC Union in Mainz gelungen ist, nennt man gern mal ein glückliches Händchen. Der Trainer hat, so der übliche Duktus, durch Laszlo Benes und Tim Skarke das 1:1 eingewechselt und mit den Eisernen im Liga-Alltag damit einen passablen Einstand hingelegt. Das Glück, das wissen die Köpenicker nicht erst seit dem letzten Spieltag der vergangenen Saison, als sie in buchstäblich letzter Minute erst den Klassenerhalt sicherten, spielt nicht selten eine mitentscheidende Rolle.

Svensson ist zum Start in die 62. Bundesligasaison nicht allein mit seinem glücklichen Händchen und Benes damit nicht der einzige Joker, der getroffen hat. Fünf der 30 Treffer des ersten Spieltages kamen auf das Konto von eingewechselten Spielern. Zudem hat jeder der Joker mit seinem Tor zumindest für einen Punkt gesorgt, der Dortmunder Jamie Gittens mit seinem Doppelpack beim 2:0 über Eintracht Frankfurt und der Leipziger Antonio Nusa mit seinem goldenen Treffer über den VfL Bochum sogar für zwei (einen hätte es bei einem 0:0 ja sowieso gegeben). Wie bei Benes hat auch das Tor des Bremers Justin Njinmah bei Werders 2:2 in Augsburg für einen Auswärtspunkt gereicht.

Bo Svensson gelingt beim 1. FC Union der perfekte Wechsel

Auffällig ist, dass sich die Joker allesamt nicht lange haben bitten lassen. Gittens hat nach 13 Minuten das erste Mal getroffen, und auch Njinmah hat es in dieser Zeit geschafft. Nur vier Minuten dagegen hat Nusa benötigt. Sie alle wurden indes übertroffen von Benes. Keine 120 Sekunden waren er und Vorlagengeber Skarke dabei, schon klingelte es. Das ist dann mal ein perfekter Wechsel.

Seit dem goldenen 1:0 von Mario Götze im WM-Finale 2014 gegen Argentinien haben Tore durch Einwechselspieler in Deutschland ohnehin einen besonderen Wert. Nur war der Siegtorschütze von Rio – um Gottes Willen, das ist keine Kritik – vergleichsweise langsam. 25 Minuten hat er für seinen goldenen Schuss („Mach ihn! Mach ihn! Er macht iiiiihhhhnnnn!“) benötigt. Andererseits war das in jenem Spiel keine Sekunde zu spät und auch keine zu früh.

Laszlo Benes (2.v.l.) jubelt nach seinem Treffer zum 1:1 für den 1. FC Union in Mainz mit Janik Haberer (l.) und Robin Gosens (r.). 
Laszlo Benes (2.v.l.) jubelt nach seinem Treffer zum 1:1 für den 1. FC Union in Mainz mit Janik Haberer (l.) und Robin Gosens (r.). Torsten Silz/dpa

Das Tor von Benes für den 1. FC Union gehört in die Kategorie sehr wichtig

Größere Präsenz, als der entscheidende Treffer in einem WM-Endspiel zu sein, kann kein anderes Tor für sich beanspruchen, schon klar. Trotzdem darf Benes seinen Debüt-Treffer für die Eisernen gleichfalls in die Kategorie „sehr wichtig“ einstufen. Erstens: Ein Punkt bei einem Gegner, den man insgesamt auf Augenhöhe wähnt, ist immer Gold wert. Zweitens: Benes und auch Skarke (im Vorjahr mit acht Saisontoren bester Schütze in Darmstadt) haben gezeigt, dass auf die Bank Verlass ist. Drittens: Das Selbstvertrauen des gesamten Teams hat durch den Punktgewinn einen Schub erhalten. Viertens: Es ist nie verkehrt, auswärts einen Rückstand aufgeholt zu haben. Das ist den Köpenickern im Vorjahr in fremden Stadien nur zweimal und da auch lediglich zwischenzeitlich gelungen: beim 1:2 in Wolfsburg und beim 2:4 in Dortmund.

So ganz nebenbei stellte Benes mit seiner blitzgescheiten Aktion gleich zwei Union-Rekorde für die Bundesliga auf: den einen für das schnellste Joker-Tor und den anderen für das schnellste eines neuen Spielers. Im ersten Jahr schaffte es Marius Bülter am 3. Spieltag beim 3:1-Heimsieg über Dortmund, es war der erste Dreier des 1. FC Union in der Bundesliga; 2020 gelang es Nico Schlotterbeck in Runde 2 beim 1:1 in Mönchengladbach; wieder ein Jahr später war Andreas Voglsammer am 5. Spieltag beim 2:4 in Dortmund erfolgreich; 2022 traf Jordan Siebatcheu zwar wie Benes gleich zum Start, einem 3:1 gegen Hertha BSC, nur brauchte er dafür genau eine halbe Stunde länger als mit dem Slowaken nun sein jetziger Mitspieler; vor einem Jahr wiederum war Robin Gosens beim 4:1 in Darmstadt am 2. Spieltag der erste Neue, der in jener Saison für die Eisernen einnetzte.

Andererseits hat das noch nicht viel zu sagen. Die ersten Pflaumen sind, wie man oft schon erfahren musste, madig. Wie überschwänglich wurde vor zwölf Monaten nämlich Kevin Behrens nach seinem Kopfball-Dreierpack ebenfalls gegen Mainz gefeiert, um in weiteren 23 Pflichtspielen bis zu seiner Nacht-und-Nebel-Flucht nach Wolfsburg genau ein weiteres Törchen draufzupacken. Auch das gibt es und auf der Waldseite darf man den Namen des jetzigen VfL-Angreifers kaum noch ungestraft aussprechen.

Kann alles passieren. Aber erst einmal schwebt Laszlo Benes nach seinem blitzsauberen Einstand garantiert auf Wolke sieben. ■