Horst Heldt (55) kennt die Bundesliga in- und auswendig. Als Spieler und als Manager hat der Rheinländer fast alles erlebt – sodass ihn im Bundesliga-Business eigentlich nichts mehr wirklich überraschen kann. Bis er beim 1. FC Union seinen Job als Geschäftsführer Sport antritt. Heldt schwärmt über die Eisernen, das Leben in Köpenick – und ist längst infiziert: mit dem Union-Virus.
„Ich bin dankbar und froh, hier zu sein. Ich fühle mich wohl und finde es herausragend gut hier“, sagt Heldt nach seinem ersten Jahr als Manager des 1. FC Union. Ein Satz, der nach lässigem Wohlgefühl klingt, aber tief blicken lässt. Denn was ihn wirklich beeindruckt, ist nicht nur das Sportliche – sondern das Drumherum. Der Verein. Die Menschen. Die Mentalität.
Horst Heldt macht Union-Fans Mega-Kompliment
Heldt nennt auf KURIER-Nachfrage ein Beispiel, das Union für ihn in einem Satz erklärt: „Wir verlieren gegen Kiel (0:1 am 2. März gegen den damaligen Tabellenletzten; Anm. d. Red.), und das Erste, was stattfindet, ist, dass alle Fanklubs eine Idee entwickeln. Ohne dass es vom Verein gewünscht ist, entscheiden die Menschen, die uns begleiten, dass sie gemeinsam hinter der Mannschaft stehen. Nicht Tage, sondern Stunden später. Wie eine Selbstverständlichkeit. In einer Intensität, die bemerkenswert ist.“

1. FC Union: Horst Heldt lobt Vertrauen und Tempo
Statt zu pfeifen oder Frust abzulassen, reagierte das Union-Umfeld am Tiefpunkt der Saison mit Solidarität. Heldt: „Es wäre leicht gewesen, draufzuhauen. Alle waren am Boden. Aber die Fans sind die Ersten, die vorangehen. Das unterscheidet Union von anderen Vereinen – ohne anderen etwas absprechen zu wollen.“
Doch nicht nur die Fans, auch die internen Abläufe machen Heldt die Arbeit leicht. Nach Jahren in der Bundesliga-Welt, durchzogen von Machtspielen und Verwaltungsapparaten, erlebt er in Berlin etwas anderes: keine Bürokratie – stattdessen Vertrauen und Tempo. Heldt: „Hier sind es kurze Wege, um Entscheidungen zu treffen. Es gibt nicht 28.000 Gremien, die mitreden wollen, aber von Tuten und Blasen keine Ahnung haben.“
1. FC Union lebt Fußball mehr als andere Klubs
Die sportliche Verantwortung liegt bei ihm und Präsident Dirk Zingler (60). Fertig. Kein Filter, kein Politikum, kein endloses Absegnen. Entscheidungen treffen, Verantwortung tragen, weitermachen – das ist Union.