Vom Wessi zum Winner

Fast 300 Tage beim 1. FC Union: Erste Boss-Ansage von Horst Heldt!

Erst belächelt, jetzt gefeiert – der neue Manager etabliert sich als starker Mann in Köpenick. Doch bereits im Sommer wartet die nächste Bewährungsprobe.

Author - Sebastian Schmitt
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Manager Horst Heldt (55) hat sich beim 1. FC Union nach viel Kritik freigeschwommen und jubelt immer häufiger mit Trainer Steffen Baumgart (53).
Manager Horst Heldt (55) hat sich beim 1. FC Union nach viel Kritik freigeschwommen und jubelt immer häufiger mit Trainer Steffen Baumgart (53).Matthias Koch/imago

Er kam als Wessi, wurde kritisch beäugt – und steht nach fast 300 Tagen plötzlich als Macher da. Horst Heldt (55) hat beim 1. FC Union nicht alles richtig gemacht, aber vieles besser, als manch einer ihm zugetraut hatte. Von der Doekhi-Verlängerung über den Jordan-Transfer bis zur Baumgart-Wende: Der Geschäftsführer Sport liefert. Jetzt setzt er ein Ausrufezeichen – und macht klar, wer in Köpenick das sportliche Sagen hat. Doch die nächste Herausforderung wartet schon.

Horst Heldt spürte in Köpenick Gegenwind

Ein „Wessi“ an der Wuhle – das fanden viele in Köpenick zunächst gar nicht witzig. Als Heldt im Sommer 2024 als Manager beim 1. FC Union einstieg, war das Misstrauen groß. Kein Wunder: Der einzig verbliebene Ost-Klub der Bundesliga, der etwas anders tickt, wird plötzlich von einem klassischen Funktionär, der das Bundesliga-Establishment verkörpert, gemanagt. Für viele Anhänger ein eiserner Traditionsbruch.

Knapp 300 Tage später hat sich die Stimmung gedreht. Und das liegt nicht etwa daran, dass sich die Fanbasis plötzlich mit Karneval und Kölsch versöhnt hätte – sondern an Heldt selbst. Der hat geliefert. Still, aber effektiv. Und das, obwohl ihm bereits der Gegenwind ins Gesicht blies.

Doekhi-Deal: Heldt verhindert Super-GAU bei Union

Heldts erste Transferperiode? Durchwachsen. Kein neuer Stürmer im Sommer, dafür am Deadline Day das ewige Gosens-Poker – mit dem bitteren Ende: Robin ging. Und dann auch noch Wunschtrainer Bo Svensson (45), der kam, sah – und sang- und klanglos wieder verschwand. Die Rufe nach einem Heldt-Aus wurden lauter.

Doch der Manager blieb ruhig. Und traf Entscheidungen, die Wirkung zeigten. Allen voran: die Vertragsverlängerung mit Danilho Doekhi (26). Ein dickes Ausrufezeichen. Der Abwehrchef und wertvollste Unioner wäre im Sommer ablösefrei zu haben gewesen – für Union ein sportlicher und wirtschaftlicher Super-GAU. Heldt verhinderte das, als er Doekhi Ende Oktober langfristig band.

Baumgart wirkt – und Jordan bringt Union Millionen

Noch wichtiger: die Trainerentscheidung. Mit Steffen Baumgart (53) kam ein emotionaler Antreiber, der die Mannschaft nach und nach auf Kurs brachte. Der 1:0-Sieg gegen Wolfsburg war mehr als nur drei Punkte wert – er war in der Art und Weise, wie Union wieder Fußball spielt.

Fehlgriff: Bo Svensson (45, r.) war auch der Wunschtrainer von Horst Heldt (55). Dennoch wurde der Däne bereits kurz nach Weihnachten entlassen.
Fehlgriff: Bo Svensson (45, r.) war auch der Wunschtrainer von Horst Heldt (55). Dennoch wurde der Däne bereits kurz nach Weihnachten entlassen.Matthias Koch/imago

Und dann war da noch der Poker um Angreifer Jordan (28): Im Winter verkaufte Heldt den Null-Tore-Stürmer nach Frankreich zu Stade Reims – für mehr als vier Millionen Euro und damit deutlich über Marktwert. Ein Deal, der in Köpenick intern wie extern als Verhandlungscoup gefeiert wird.

1. FC Union: Ruhnert zurück – aber Heldt nun der Boss

Mitten in diese Stabilisierung kehrte jüngst ein altbekanntes Gesicht zurück: Oliver Ruhnert (53). Der langjährige Macher, der eigentlich in den Bundestag wollte, ist wieder als Chefscout dabei. Für Heldt kein Problem – im Gegenteil. Der gibt sich diplomatisch, aber auch eindeutig: „Ich bin froh, dass Olli wieder da ist. Es ist immer wichtig, Menschen mit Qualität an seiner Seite zu haben“, sagt er, stellt aber auch klar: „Dennoch bleibt es so: Die Entscheidungsgewalt liegt bei mir.“

Im Sommer teilte sich Horst Heldt (55, l.) den Posten des Geschäftsführers noch mit Oliver Ruhnert (53, r.). Jetzt ist Heldt nach Präsident Dirk Zingler (60) der starke Mann beim 1. FC Union.
Im Sommer teilte sich Horst Heldt (55, l.) den Posten des Geschäftsführers noch mit Oliver Ruhnert (53, r.). Jetzt ist Heldt nach Präsident Dirk Zingler (60) der starke Mann beim 1. FC Union.Matthias Koch/imago

Und falls noch jemand zweifelt, wer bei Union sportlich die Marschrichtung vorgibt, liefert Heldt eine Boss-Ansage zum Einrahmen: „Ich bin Geschäftsführer Sport. Der Präsident steht über mir. So ist das Ranking. Ich entscheide gemeinsam mit dem Präsidenten.“

1. FC Union: Auf Horst Heldt wartet viel Arbeit

Klarer kann man’s nicht sagen. Aus dem skeptisch beäugten „Wessi“ ist längst ein Strippenzieher im Hintergrund geworden. Einer, der ohne große Show arbeitet – aber bisher stets zur richtigen Zeit liefert.

Apropos: Zeit, sich auf dem Erreichten auszuruhen, bleibt Heldt nicht. Auch wenn er selbst nicht viel vom Begriff Umbruch hält – fest steht: Im Sommer steht Union ein personeller Kraftakt bevor. Verträge laufen aus, Baustellen im Kader sind sichtbar. Der Klassenerhalt ist greifbar – aber das Fundament für die nächste Saison muss neu gegossen werden. Und als klassischer Funktionär weiß Heldt nun mal bestens, dass er nur daran gemessen wird. ■