Stürmer packt aus

Ilic-Abrechnung beim 1. FC Union: „Glücklich, als Bo Svensson weg war“

Unter Steffen Baumgart ist Andrej Ilic derzeit Mittelstürmer Nummer eins. Zuvor schob er nur Frust – und saß bereits auf gepackten Koffern.

Author - Sebastian Schmitt
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Im Abseits: Stürmer Andrej Ilic spielte NIE für den 1. FC Union unter Ex-Trainer Bo Svensson.
Im Abseits: Stürmer Andrej Ilic spielte NIE für den 1. FC Union unter Ex-Trainer Bo Svensson.Contrast/imago

Die Leidenszeit von Andrej Ilic (25) beim 1. FC Union ist vorbei. Unter Trainer Steffen Baumgart (53) ist der Stürmer endlich gefragt und zeigt, dass er seinen Torriecher nicht verloren hat. Denn unter Baumgart-Vorgänger Bo Svensson (45) spielte er überhaupt keine Rolle. Jetzt spricht der vom OSC Lille ausgeliehene Serbe zum ersten Mal über seine bittere Zeit in Köpenick – und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.

„Die Hinrunde war hart, vielleicht die schlimmste Phase meiner Karriere“, sagt Ilic. Sein Gefühl deckt sich mit den Zahlen: Ilic durfte unter Svensson keine Minute spielen, stand nie im Kader. Eine Ohrfeige, die Wirkung hinterließ: „Wenn du nicht spielst und nicht weißt, warum – das ist hart für den Kopf.“

Union-Stürmer Ilic über Svensson: „Ich war sehr wütend“

Denn Ilic verrät auch, dass Svensson nie mit ihm gesprochen hat. Er selbst suchte das Gespräch mit Co-Trainer Babak Keyhanfar. Doch auch der nannte ihm keine Gründe, sodass Ilic nicht mal wusste, woran er arbeiten sollte, um endlich eine Chance zu bekommen. Entsprechend groß war der Frust: „Ich probierte, keine Probleme zu machen. Weder im Training noch in der Kabine. Aber ich war sehr wütend, weil niemand mit mir geredet hat.“

Während Svensson ihn ignorierte, bekam Ilic Zuspruch von anderen: „Die Leute im Klub haben mir gesagt: ‚Wir glauben an dich, wir wollen dich hier. Es sieht zwar nicht gut aus im Moment, aber du wirst sehen.‘“

1. FC Union: Andrej Ilic freut sich über Svensson-Rauswurf

Trotz der warmen Worte war Ilic bereit, Union schon im Winter zu verlassen – nachdem ihn Manager Horst Heldt erst am Deadline Day, dem letzten Tag der Transferperiode im Sommer, aus Lille ausgeliehen hatte. „Zu 90 Prozent wäre ich gegangen“, verrät Ilic. Doch dann kam alles anders. Svensson wurde kurz nach Weihnachten entlassen. Für Ilic ein echtes Geschenk: „Ich war glücklich, als er weg war.“

Bis auf den Handschlag zur Begrüßung soll Ex-Trainer Bo Svensson (45) Stürmer Andrej Ilic (25)  komplett ignoriert haben.
Bis auf den Handschlag zur Begrüßung soll Ex-Trainer Bo Svensson (45) Stürmer Andrej Ilic (25) komplett ignoriert haben.Matthias Koch/imago

Die Freude war berechtigt. Baumgart sprach nicht nur mit ihm über das, was er sehen wollte – er setzte auch auf ihn. Und Ilic zahlte es zuletzt mit drei Toren in sieben Spielen zurück. „Ich probiere, das umzusetzen, was er will – Bälle halten, Luftduelle gewinnen und Tore schießen.“

1. FC Union zittert vor Leverkusen um Andrej Ilic

Das war auch sein Auftrag gegen Wolfsburg. Doch ein Zweikampf und ein Schlag aufs Knie sorgten für eine frühzeitige Auswechslung. Ob er für das nächste Spiel in Leverkusen (Sonnabend, 15.30 Uhr, Sky) rechtzeitig fit wird, ist offen. „Es wird besser, viel besser als vor drei Tagen. Ich hoffe, es reicht – aber im Moment weiß ich es noch nicht.“

Was für den 1. FC Union in Leverkusen drin ist? Nach zehn Punkten aus den letzten vier Spielen ist die eiserne Brust breit. Ilic scherzt: „Bei uns ist alles möglich. Wir verlieren gegen Kiel, gewinnen in Frankfurt und Freiburg und holen einen Punkt gegen Bayern.“

Kaufoption: Andrej Ilic offen für Union-Verbleib

Fakt ist: Durch den Trainerwechsel blüht Ilic auf. So sehr, dass bereits jetzt diskutiert wird, ob Union im Sommer die Kaufoption für ihn in Höhe von rund fünf Millionen Euro zieht. „Das liegt nicht in meiner Hand. Ich weiß auch nicht mehr. Gespräche wurden noch nicht geführt.“

Aber: Ilic selbst kann sich nach seiner persönlichen Wandlung einen Verbleib sehr gut vorstellen – und sagt einen Satz, den er vor wenigen Wochen so wohl nicht gesagt hätte: „Mir gefällt es hier wirklich. Ich mag die Atmosphäre im Klub, die Union-Fans, die Bundesliga.“ ■