Au Backe, Kevin Behrens! Wolfsburgs Stürmer erlebt bei seiner Rückkehr nach Köpenick einen Abend zum Vergessen. Behrens wird beim 1:0-Sieg des 1. FC Union von den Fans weder euphorisch begrüßt noch wild beschimpft – und schmort fast 90 Minuten auf der VfL-Bank. Als er dann doch noch randarf, verpasst er aus nächster Nähe den Ausgleich – und überreicht damit ein verspätetes Abschiedsgeschenk an den 1. FC Union.
Nach dem Spiel schaute Behrens noch einmal kurz bei den Ex-Kollegen in der Union-Kabine vorbei. In den Katakomben der Alten Försterei wechselte er ein paar Worte und schob auf dem Rückweg ein gequältes Lächeln über den Flur. Ob sich der eine oder andere Unioner beim Plausch für sein unfreiwilliges Geschenk kurz vor Abpfiff bedankte, ist nicht überliefert – ausschließen kann man es nicht.
Kevin Behrens trifft das leere Union-Tor nicht
Denn was sich in der 89. Minute abspielte, ist an Kuriosität kaum zu überbieten. Wolfsburg kam noch einmal gefährlich vor das Union-Tor. Alles war bereit für das 1:1. Nur Behrens nicht. Statt die Kugel aus nicht mal einem Meter Entfernung über die Linie zu drücken, hob er sie fast artistisch über die Latte. Eine Szene für die Fußball-Archive – Slapstick pur.
Jerome Roussillon (32), sein früherer Teamkollege, hatte vorher noch entscheidend gestört – und feierte seine Rettungstat wie ein Tor. Aus Union-Sicht darf man Behrens’ Bock mit einem Augenzwinkern als verspätetes Abschiedsgeschenk verbuchen. Behrens selbst dagegen stand nur da: fassungslos, Blick ins Leere – vielleicht auch mit einem Schuss Wehmut im Gesicht.
Fans des 1. FC Union juckt Kevin Behrens nicht mehr
Denn der Nachmittag begann für ihn schon seltsam. Zur Begrüßung gab es keine Pfiffe, keine Sprechchöre – immerhin das an der Wuhle obligatorische „Fußballgott“ war bei seiner Namensnennung zu hören, das jeder Ex-Spieler bekommt, der an den Alten Försterei aufkreuzt. Noch im Februar 2024, kurz nach seinem Wechsel, sah das ganz anders aus. Grund war ein Interview, in dem Behrens Wolfsburgs „professionellere Strukturen“ lobte – was bei den Union-Fans nicht gut ankam. Die Reaktion damals: eisig. Behrens zeigte sich danach durchaus überrascht – und betroffen.

Diesmal blieb es still. Selbst als Behrens in der zweiten Halbzeit zum Warmlaufen Richtung Waldseite an der Alten Försterei trabte, passierte – nichts. Auch bei seiner Einwechslung in der 85. Minute: kein gellendes Pfeifkonzert, kein wohlwollender Applaus, nicht mal ein leises Raunen. Genau das war vielleicht das deutlichste Zeichen dafür, dass die Union-Fans mit ihrem einstigen Kult-Stürmer abgeschlossen haben.
Kevin Behrens war mal Liebling der Union-Fans
Keine Emotionen – dafür ein fast schon tragischer Kurzauftritt. Und so zeigt sich an diesem Sonntag auch: Der oft bemühte Satz „Einmal Unioner, immer Unioner“ gilt eben nicht für alle. Dabei war Behrens mal genau das, was Union verkörpert: Kampf, Kopfball, Kante zeigen. Ein Malocher, der auf dem Platz bei seinem 105 Pflichtspielen für den 1. FC Union alles gab.
Die eiserne Gleichgültigkeit ist für den einstigen Fan-Liebling vielleicht noch schmerzhafter. Denn was ist schlimmer als Ablehnung? Wenn es den Leuten einfach egal ist. ■