Manchmal genügt ein kleiner Schnappschuss, um im Berliner Fußballkosmos ein leichtes Beben auszulösen. So geschehen am Sonntag in Köpenick. Der 1. FC Union schlägt Wolfsburg mit 1:0 – ein wichtiger Sieg im Abstiegskampf, bei dem das Team von Trainer Steffen Baumgart endlich wieder mit ganz viel eisernen Tugenden auftritt. Und dennoch spricht mancher Fan nach dem Spiel nicht nur über die drei Punkte. Sondern über ein Foto. Genauer: ein Selfie. Noch genauer: ein Union-Fan – Arm in Arm mit Pal Dardai.
Ja, dem Pal Dardai (49). Rekordspieler und Identifikationsfigur von Unions Stadtrivalen Hertha BSC. Dass der Ungar sich in der Alten Försterei blicken lässt, ist leicht zu erklären. Dass er aber mit einem Union-Fan posiert – das ist dann doch eine Geschichte. Aber der Reihe nach.
Roter Schal enttarnt Union-Fan beim Selfie mit Pal Dardai
Dardai war nicht aus sportlichem Interesse am 1. FC Union vor Ort, sondern in Familienangelegenheiten unterwegs. Sein Sohn Bence, der noch begabter sein soll als seine älteren Brüder Palko (25) und Marton (23), die beide weiterhin bei Hertha BSC unter Vertrag stehen, spielt seit dem Sommer für den VfL Wolfsburg. Der 19-Jährige saß beim Spiel in Köpenick allerdings über 90 Minuten auf der Bank, ohne eingewechselt zu werden. Fürs Familienalbum reichte es dennoch: Vor dem Anpfiff gab’s ein Küsschen von Mama Monika, Papa Pal ließ sich mit ein paar Fans ablichten.

Zunächst könnte man denken: Vielleicht ein neutraler Fußballfan, der sich über einen Schnappschuss mit einem Berliner Urgestein freut. Doch wer das Foto genauer betrachtet, erkennt unter der Jacke ein auffälliges Rot. Und nicht irgendein Rot – das Union-Rot.
Hertha-Legende Pal Dardai kann sich bei Union blicken lassen
Was den eisernen Fan dazu bewogen hat, darüber kann jetzt im Freundeskreis diskutiert werden. Blau-weißes Kulturgut auf dem roten Handy? Da werden Fragen gestellt – und die ersten Sprüche sind mit Sicherheit schon gefallen. Zwischen ironischer Distanz und liebevoller Häme dürfte wohl alles dabei sein.
Das Schöne: Dardai kann sich bei aller Rivalität zwischen den beiden Klubs offenbar ganz entspannt in Köpenick blicken lassen.
Union-Fans kostet Dardai-Selfie Nerven
Während Dardai vor dem Spiel noch strahlte, dürfte ihm während der Partie die gute Laune vergangen sein. Sohn draußen, Wolfsburg harmlos, Union voll da. Laufstark, wach und endlich wieder mit unbändigem Willen zum Sieg.
Was bleibt, sind drei ganz wichtige Punkte, mit denen die Eisernen einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt machen. Und für den Union-Fan auf dem Foto eine kleine Anekdote, die er sich in Zukunft wohl häufiger anhören darf. Wer ausgerechnet mit einer Hertha-Legende auf Selfie-Jagd geht, braucht im rot-weißen Freundeskreis gute Nerven – oder eben richtig viel Humor. ■