Das nennt man wohl von 0 auf 100! Kevin Vogt (32) übernimmt keine 48 Stunden nach seinem Wechsel von der TSG Hoffenheim zum 1. FC Union Berlin das Kommando bei Köpenickern. Die bisher so löchrige Abwehr steht beim 0:0 in Freiburg dank des neuen Verteidigers viel stabiler. Kevin Vogt beim 1. FC Union: Kaum da, schon eisern!
Nicht nur die direkte Beförderung in die Startelf war ein Ausrufezeichen. Nein, Union-Trainer Nenad Bjelica machte Vogt bei seinem Union-Debüt auch direkt zum Abwehrchef. Der Neue übernahm die Position von Robin Knoche in der Mitte der Dreierkette, verdrängte den bisherigen Abwehrchef auf die rechte Seite, während Diogo Leite links verteidigte.
Bjelica ließ bereits vor dem Anpfiff keinen Zweifel daran, dass er keine Bauchschmerzen hatte, Vogt ins kalte Wasser zu werfen: „Er ist erfahren genug. Ich glaube nicht, dass er Probleme haben wird.“
Kevin Vogt mit starken Zahlen bei Union-Debüt
Und Vogt lieferte. Das beweisen auch die Zahlen: 84 Ballkontakte stellten den eisernen Spitzenwert im Breisgau. Dazu eine starke Zweikampfquote von 75 Prozent (sogar 100 Prozent in der Luft) und eine überragende Passquote von 92 Prozent.
Kurzum: Vogt leistete sich kaum einen Fehler und überzeugte auch läuferisch. Sowohl auf die Distanz (10,63 Kilometer) als auch mit seinem Tempo (31,5 km/h).

Was die Zahlen aber nicht zeigen: Vogt war auch sofort der dringend benötigte Anführer und Aufbauspieler. Mit der Erfahrung seiner 320 (!) Bundesliga-Einsätze dirigierte er seine Kollegen, forderte und verteilte Bälle.
Entsprechend happy ist Bjelica: „Ich bin sehr froh, dass Kevin Vogt bei uns ist. Er hat ein gutes Spiel gemacht.“ Und auch die Mitspieler begeisterte der Neue. Stürmer Kevin Volland lobt: „Er hat uns Stabilität gegeben. Er hat eine gute Ruhe am Ball. Er hat es heute schon super gemacht.“

Obwohl er sich sogar bereits mit einem Winterwechsel auskennt (Vogt verließ die TSG 2020 für ein halbes Jahr auf Leihbasis und half tatkräftig dabei mit, dass der SV Werder Bremen noch den Klassenerhalt schaffte), sein Blitz-Debüt ging auch am 1,94 Meter großen Hünen nicht spurlos vorbei. Vogt: „Auch wenn ich schon einige Bundesliga-Spiele auf dem Buckel habe, war das für mich ein großes Abenteuer.“
Kevin Vogt erklärt Wechsel zum 1. FC Union
Der Blondschopf über intensive 48 Stunden: „Morgens angeflogen, danach Training und direkt mit zum Spiel und in der Startelf. Der Trainer musste mich zwar nicht zur Seite nehmen und erklären, wie man in der Bundesliga spielt. Trotzdem war es speziell, weil wir in dieser Konstellation noch nie zusammengespielt haben.“
Einzig die Frage des Sky-Reportes nach Spielschluss ließ Vogt etwas verdutzt zurück. Warum er von einem Team im gesicherten Mittelfeld zu einer Mannschaft im Abstiegskampf gewechselt sei? Vogt: „Es ging mir darum, dass ich und meine Familie mal aus der Komfortzone kommen. Einen Schritt wagen, einen neuen Lebensabschnitt.“
Unions Kevin Vogt will nicht Abwehrchef genannt werden
Vogt ist nicht nur eine echte Kante, sondern auch ein Freund klarer Worte. Offensiv pariert der Verteidiger Nachfragen, ob er nun der neue Abwehrchef des 1. FC Union sei: „Chef ist ein Wort, das ich nicht brauche. Ich war Teil der Abwehr und ich finde, wir haben das für einen gemeinsamen Tag des Trainings gut gemacht. Mein Anspruch ist es, unserem Spiel noch mehr meinen Stempel aufdrücken zu können. Wir kennen uns einfach noch zu wenig, um zu wissen, was der jeweils andere denkt und für Ideen in seinem Kopf hat.“
Ganz klar: Kevin Vogt beim 1. FC Union – kaum da, schon eisern!