Wunden lecken an der Wuhle! Der 1. FC Union fährt den ersten Bundesliga-Matchball voll gegen die Wand, präsentiert sich beim 3:4 (0:3) im Kellerduell gegen den VfL Bochum in der ersten Halbzeit wie ein Absteiger. Trainer Nenad Bjelica (52) glaubt trotz Köpenicker Krise weiter an den Klassenerhalt, auch wenn bereits Nachfolger gehandelt werden. Die wahre Bjelica-Bilanz: Wer kann den 1. FC Union jetzt noch retten?
„Unsere Situation war aussichtsloser, als ich gekommen bin. Das gibt mir Hoffnung. Wir können mit jedem mithalten. Gemeinsam schaffen wir es, die Klasse zu halten“, erklärt Bjelica nach dem Desaster gegen Bochum selbstbewusst. Der Kroate weiter: „Mut machen mir die Spiele unter meiner Leitung und die zweite Halbzeit. Wir haben mehr geleistet als davor.“ Stimmt! Aber jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. Doch der Reihe nach.
1. FC Union: Bjelica dreimal besser als Fischer, aber ...
Tatsächlich stabilisierte Bjelica den 1. FC Union nach der Trennung von Urs Fischer (58). Der einstige Erfolgstrainer holte in den ersten elf Liga-Spielen dieser Saison im Durchschnitt nur noch magere 0,55 Punkte. Bjelica kommt dagegen bisher auf 1,47 Zähler pro Partie. Eine Ausbeute, die reichen würde, um die Klasse in den verbleibenden zwei Spielen zu halten. Alles gut also? Mitnichten!
Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass sich der 1. FC Union unter Bjelica erneut im freien Fall befindet. Das beweisen die Zahlen. Blickt man nur auf die vergangenen elf Spiele, um die aktuelle Krise mit der Horror-Hinrunde und der nicht enden wollenden Sieglos-Serie unter Fischer zu vergleichen, holte Fischers Nachfolger nur noch 0,82 Punkte pro Spiel (zwei Siege, drei Remis, sechs Pleiten). Ein Schnitt, der reichen könnte, um nicht direkt abzusteigen, aber den 1. FC Union wohl in die Relegation führen würde. Die Chance auf den Klassenerhalt wäre noch gegeben. Alles halb so wild also? Mitnichten!
1. FC Union: Trend spricht gegen Nenad Bjelica

Denn geradezu düster wird es, wenn man auf den aktuellen Trend blickt. Zwei Punkte aus sechs Spielen ist die Bilanz eines Absteigers. An Bjelica geht das nicht spurlos vorbei. Seine Spieler schützt der Kroate trotz des Offenbarungseids in den ersten 45 Minuten gegen Bochum: „Ich bin glücklich und stolz, die Jungs zu trainieren. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Es war eine mentale Blockade. Vielleicht hat alles, was in die Öffentlichkeit gekommen ist, eine Rolle gespielt.“
Gemeint ist die Trainerdiskussion. Vizekapitän Rani Khedira (30) hatte bereits zugegeben, dass die Spekulationen um Bjelicas Zukunft sehr wohl Thema in der Kabine waren. Zuvor hatte Union-Präsident Dirk Zingler (59), Bjelicas größter Fürsprecher, genau das Gegenteil behauptet. Sei’s drum. Angesichts der (fehlenden) Entwicklung unter Bjelica stellt sich die Frage: Wer kann Union retten?
Trainerdiskussion: Wer kann den 1. FC Union retten?
Bo Svensson (44): Der Däne wird vom Kicker ins Spiel gebracht, der ja über das beschlossene Aus von Bjelica im Sommer berichtete und ein klares Dementi von Union kassierte. Dass Svensson als Retter sofort einspringt und seinen Ex-Klub Mainz 05, bei dem er im November unter Tränen zurücktrat, in die Zweite Liga bugsiert, ist praktisch unvorstellbar.
Marco Grote (51) und Marie-Louise Eta (32): Die U19-Trainer sprangen nach der Trennung von Fischer ein. Grote und Eta stoppten den Negativlauf (1:1 gegen Augsburg), bevor Bjelica übernahm. Besonders Eta, seitdem Co-Trainerin bei den Profis, genießt hohes Ansehen bei Union. Dass das Duo aber zwei Spieltage vor Schluss einspringt und die Mission Klassenerhalt im Kölner Hexenkessel startet, ist schwer vorstellbar.
Braucht der 1. FC Union einen Feuerwehrmann?
Felix Magath (70) und Raul (46): Der Trainer-Dino will unbedingt zurück ins Geschäft und hätte wohl als Partner Ex-Weltklasse-Stürmer Raul an der Angel, der ja – laut Kicker – bereits kurz davor war, bei Union aufzuschlagen. Im Ernst: Dass Magath es weiterhin kann, bewies er bei seiner Hertha-Rettung. Eine Zusammenarbeit mit Zingler ist aufgrund von Magaths Machtanspruch aber kaum vorstellbar.
Mister X: Kandidaten gibt es genug, davon kann selbst der FC Bayern ein Lied singen. Wenn aber nicht Mister X auftaucht, müssen Union und Bjelica den Karren selbst aus dem Dreck ziehen. ■