Trainerwechsel in Köpenick

Letzter Trumpf des 1. FC Union: Jugendtrainer Marco Grote soll Profis retten!

Nenad Bjelica muss keine 24 Stunden nach der Pleite gegen Bochum gehen. Auf seinen Nachfolger wartet maximal schwere Arbeit.

Author - Sebastian Schmitt
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U19-Trainer Marco Grote (51) sprang bereits nach der Trennung von Urs Fischer für ein Spiel ein und soll jetzt den 1. FC Union vor dem Abstieg retten.
U19-Trainer Marco Grote (51) sprang bereits nach der Trennung von Urs Fischer für ein Spiel ein und soll jetzt den 1. FC Union vor dem Abstieg retten.Beautiful Sports/imago

Lange herrschte am Montag rund um die Wuhle verdächtiges Schweigen. Am Nachmittag machte der 1. FC Union dann offiziell, was viele bereits ahnten. Die Eisernen ziehen einen Tag nach dem 3:4 gegen den VfL Bochum die Reißleine und trennen sich nach nicht mal sechs Monaten von Cheftrainer Nenad Bjelica (52). Der Nachfolger steht bereits fest und ist Unions letzter Trumpf: Jugendtrainer Marco Grote soll Profis retten!

Es scheint die einzige sinnvolle Option zu sein. Der 1. FC Union setzt im Abstiegskampf alles auf eine Karte und vor allem auf ganz viel eiserne Mentalität. Kein Feuerwehrmann von außen soll den Klub vor dem Absturz in die Zweite Liga bewahren, sondern ein Trainerteam aus den eigenen Reihen. Eiserne Wagenburgmentalität vom Feinsten.

1. FC Union: Kehrtwende nach Debakel gegen Bochum

Nenad Bjelica winkte nach dem Vormittagstraining noch mal in die Kamera. Kurz darauf wurde der Kroate beim 1. FC Union gefeuert.
Nenad Bjelica winkte nach dem Vormittagstraining noch mal in die Kamera. Kurz darauf wurde der Kroate beim 1. FC Union gefeuert.Matthias Koch/imago

Boss Dirk Zingler, der keine 24 Stunden zuvor, allerdings auch vor dem desolaten Auftritt gegen Bochum, Bjelica noch den Rücken stärkte, ist überzeugt davon, dass Grote die Profis endlich wieder in die Spur bekommt: „Wir brauchen im Kampf um den Verbleib in der Bundesliga die Kraft des gesamten Vereins und natürlich auch die unserer Mannschaft. Marco Grote und seinem Team trauen wir zu, unsere Spieler wieder an ihre Leistungsgrenze zu führen, um die verbleibenden Partien bis zum Saisonende erfolgreich zu gestalten.“

Zingler dankt Bjelica, mit dem viele Unioner seit seiner Amtsübernahme von Urs Fischer (58) bis zuletzt fremdelten, für seine Arbeit: „Es ist ihm gelungen, die Mannschaft in einer äußerst schwierigen Situation zu stabilisieren, mit dem Ergebnis, dass wir den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen können.“

So erklärt Union-Manager Ruhnert das Bjelica-Aus

Union-Manager Oliver Ruhnert erklärt das Bjelica-Aus so: „Wir setzen für unsere Mannschaft noch einmal einen frischen Impuls. Die Spieler wollen mit Union in der Bundesliga bleiben, davon bin ich absolut überzeugt. Dafür möchten wir ihnen die volle Unterstützung geben und bauen dabei auf ein Trainerteam, das unseren Klub bestens kennt und für diese Aufgabe brennt.“

Das Gute: Bis auf die Winter-Zugänge kennen alle Profis Grote bereits. Im November übernahm er nach der Trennung von Fischer für ein Spiel (1:1 gegen Augsburg), bevor Bjelica auf den Chefsessel rückte. Grote, der damals bereits den Eindruck vermittelte, durchaus Lust auf die Aufgabe des Cheftrainers zu haben, brennt auf die erneute Aufgabe: „Ich bin überzeugt, dass uns der Klassenerhalt gelingen wird. Unsere Mannschaft kenne ich gut und weiß, dass wir mit vereinten Kräften in der Lage sind, die nötigen Punkte zu holen.“

Auf Marco Grote wartet beim 1. FC Union viel Arbeit

Wie schon im Herbst erhält Grote (51) Unterstützung. Co-Trainerin Marie Louise Eta (32), die mit ihm bereits bei der U19 zusammenarbeite und nach dem Interimsjob im Herbst unter Bjelica bei den Profis blieb, bleibt an Bord. Und: Sebastian Bönig (42), einst Co-Trainer unter Fischer, kehrt auf den Trainingsplatz zurück. Der Fan-Liebling kümmerte sich nach einer Auszeit zuletzt um Unions Leihspieler. Jetzt will er mit Grote und Eta den 1. FC Union retten.

Ganz viel Union-DNA hin oder her: Das Trio erwartet eine verdammt schwere Aufgabe. Bereits am Sonnabend geht es in den Hexenkessel des 1. FC Köln, der gegen Union nach dem letzten Strohhalm im Kampf um den Klassenerhalt greift und alles in die Waagschale werfen wird. Holen Grote, Eta und Bönig mindestens ein Remis, ist zumindest der Relegationsplatz sicher. Verpufft der erneute Trainerwechsel und sollte Union in Köln verlieren, wäre sogar der direkte Abstieg noch denkbar. ■