Sieben Jahre Pech – es gibt kaum jemanden, der davon nicht weiß. Auch soll es gar nicht wenige geben, die das verflixte siebte Jahr erlebt und durchlitten haben. Zudem waren da mal die sieben Schwaben, der erste war der Herr Schulz, der zweite der Jaeckli, der dritte der Marli, der vierte der Jergli … Helden wollten sie sein und stehen doch seit zweihundert Jahren als Sinnbild für alles Tölpelhafte in der deutschen Erzählwelt. Dabei gilt die Sieben als magische, hierzulande als heilige (sieben Tage der Schöpfungsgeschichte), mystische (sieben Farben hat der Regenbogen) und harmonische (sieben Töne hat die Tonleiter) Zahl. Möge sich jeder das für ihn Typische herausnehmen.
1. FC Union: Mit dem VfB Stuttgart schließt sich ein Kreis
Aberglaube hin, Klischee her: Der 1. FC Union Berlin muss damit seine eigene Erfahrung machen, denn am vierten Sonnabend im August starten die Eisernen in ihr siebtes (!) Bundesligajahr. Dass es zu Anfang gegen die Schwaben geht, ist ausgemachter Zufall. Dass die sich tölpelhaft anstellen könnten, eher Wunschdenken und nach den vergangenen zwei Jahren, als der VfB Stuttgart erst die Qualifikation für die Champions League schaffte und zwölf Monate danach Pokalsieger wurde, keinesfalls zu erwarten.

Das siebte Spieljahr also für die Eisernen in Deutschlands Eliteliga – wer hätte das am Anfang dieser Reise auch nur zu träumen gewagt!? Was als waghalsiges Unternehmen begonnen hatte, als lupenreines Abenteuer, hat sich fast schon zum Dauerbrenner entwickelt und ist aus einem Mosaiksteinchen zu einem festen Bestandteil des deutschen Elitefußballs geworden. In Norddeutschland und im Breisgau, im Rheinland und in Bayern wissen sie jetzt, wie es klingt, wenn aus vielen tausend mitgereisten Kehlen das „Eisern Union!“ erschallt.
Kaum ein Klub so stark wie der 1. FC Union
Was hat es in den bisherigen sechs Jahren mit seinen 204 Spielen nicht alles gegeben! Zunächst die Gefahr, nach einem schon legendären 0:4 zur Premiere (wer war noch mal der Gegner?) als Leichtgewicht enttarnt und gnadenlos zurückgeschickt zu werden. Immer wieder aber die Gewissheit, sich Mal um Mal zu behaupten und spätestens am letzten Spieltag wie verrückt zu jubeln.

Natürlich haben andere Teams in ihren sechs ersten Jahren mehr Siege und mehr Tore verbucht, auch, alle Spielzeiten nach der Drei-Punkte-Regel hochgerechnet, mehr Zähler eingefahren. Köln, vor 61 Jahren der erste Titelträger in der Bundesliga und Borussia Dortmund. Danach die Bayern und auch Borussia Mönchengladbach, die beiden Super-Aufsteiger von 1965. Aber schon nicht mehr der Hamburger SV und schon lange nicht Bayer Leverkusen, der Aufsteiger von 1979. Die Werkself hatte sogar massig Dusel, dass es nach dem Spieljahr 1981/82 erstmals eine Relegation gab und Bayer sich als Drittletzter der Bundesliga im Nachsitzen gegen den Zweitligadritten Kickers Offenbach behauptete.
Auch später gab es kaum ein Team, das in seinen ersten sechs Spieljahren in der Summe besser war als die Eisernen. Nicht Hoffenheim, obwohl als Aufsteiger gleich mal Siebter, auch nicht Wolfsburg, wenn auch nur hauchdünn, erst recht nicht Augsburg. Die meisten anderen haben ihr siebtes Jahr am Stück gar nicht erreicht. Dafür, so viel Ehrlichkeit sollte sein, waren diejenigen in ihren ersten sechs Jahren besser, die den Eisernen ihre erste Niederlage zugefügt haben. Für den wahren Union-Fan zählt das jedoch aus gewissen Gründen nicht.
1. FC Union muss auf dem Boden bleiben
Welch Ansehen sich die Eisernen mit ihrem bisherigen Abschneiden erworben haben, machen manche Aussagen deutlich, die Christopher Trimmel und Rani Khedira, Frederik Rönnow und Danilho Doekhi, Diogo Leite und Janik Haberer schmeicheln. Nachdem der Wechsel von Oliver Burke nach Köpenick feststand, stichelten die Bremer, dass es an der Wuhle bessere Möglichkeiten gäbe als an der Weser. Und nachdem nach sieben (!) Spielzeiten in der Zweiten Liga die Rückkehr des Hamburger SV nach oben feststand, meinte HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz („Das ist nun einmal die Realität“), dass der einstige Bundesliga-Dino aktuell weit entfernt sei von Erstligakonkurrenten wie Mainz, Augsburg und – Union Berlin!
Umso mehr heißt es für die Köpenicker, auf dem Boden zu bleiben. Und zwar mit beiden Beinen. Gerade im siebten Jahr. Auf dass es alles wird, nur kein verflixtes.