Frust statt Freude

Fans sauer: Der 1. FC Union kostet plötzlich Geld!

Die Eisernen zeigen ihre ersten Spiele im Livestream – verlangen dafür neuerdings aber Geld. Einige Fans fühlen sich in der Vorbereitung abgezockt.

Author - Sebastian Schmitt
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Viele Fans pilgerten nach Ahrensfelde, um das Testspiel des 1. FC Union zu sehen. Wer nicht nach Brandenburg fuhr und Union sehen wollte, musste im Internet für den Livestream bezahlen.
Viele Fans pilgerten nach Ahrensfelde, um das Testspiel des 1. FC Union zu sehen. Wer nicht nach Brandenburg fuhr und Union sehen wollte, musste im Internet für den Livestream bezahlen.Nordphoto/imago

Der Ball rollt wieder beim 1. FC Union. Doch die Vorfreude ist bei so manchem Fan in Köpenick schnell verflogen. Denn wer die ersten Union-Testspiele live sehen wollte, musste plötzlich zahlen – für Freundschaftskicks gegen zwei Sechsligisten aus Brandenburg. 

Nur ein paar Tage nach dem Start in die Saisonvorbereitung testete der 1. FC Union gleich zweimal: gegen den Brandenburger SC Süd und den SV Grün-Weiß Ahrensfelde. Für viele Fans eine gute Gelegenheit, die neuen Gesichter und das Team von Trainer Steffen Baumgart zum ersten Mal in Aktion zu erleben. Entweder live vor Ort oder im gewohnten Livestream.

Fans ärgern sich über den 1. FC Union

Doch dann die Enttäuschung: Die Spiele waren nur über das vereinseigene Angebot AFTV+ zu sehen – für 3,95 Euro im Monat. Kein Einmalzugang, kein Gratis-Spiel zur Einstimmung. Ein Abo muss her – auch für ein Testspiel in Ahrensfelde.

„Wochenenden sind für Fußball da“, schreibt Union auf X. Doch in den Kommentaren brodelt es. „Dann macht’s doch wenigstens gratis“, „Freundschaftsspiel – und wir sollen zahlen?“, oder „Niemand zahlt für ein Testspiel gegen Ahrensfelde“ – der Fan-Ärger ist groß. Der Preis scheint dabei so manchen Fan gar nicht zu stören: „Ein Monatsabo ist billiger als ein Stadionbier – aber Freundschaftsspiele sollten für alle sein.“

Auch Union-Testspiele in Österreich nur gegen Geld

Kurzum: Statt Nähe zum Verein fühlen sich viele Fans in der Vorbereitung plötzlich wie zahlende Kunden. Und das ausgerechnet bei Testspielen, die traditionell eher zum Reinschnuppern als zum Abkassieren da sind.

14 Tore schossen die Profis des 1. FC Union in den beiden Testspielen in Brandenburg. Zu sehen gab es diese nur live vor Ort oder gegen Geld auf AFTV.
14 Tore schossen die Profis des 1. FC Union in den beiden Testspielen in Brandenburg. Zu sehen gab es diese nur live vor Ort oder gegen Geld auf AFTV.Moritz Eden/City-Press

Fakt ist: Noch in der vergangenen Saison übertrug Union alle Testspiele kostenlos – obwohl es AFTV+ bereits gab.

Hertha BSC überträgt Testspiele live und kostenlos

Dass es auch anders geht, beweist ausgerechnet Hertha BSC. Unions Rivale, der ebenfalls exklusiven Inhalt hinter eine Bezahlschranke packt, zeigt alle Vorbereitungsspiele kostenlos im Stream – und freut sich über fünfstellige Zuschauerzahlen. Bei Union bleibt dagegen offen, wie viele Fans überhaupt eingeschaltet haben – der Klub kann derzeit keine genauen Zahlen nennen.

Auf KURIER-Nachfrage erklärt der 1. FC Union, dass die Übertragung sehr aufwendig und mit erheblichen Kosten verbunden sei. Mehrere Kameras und ein Kommentator seien im Einsatz. Außerdem verweisen die Köpenicker auf den niedrigen Preis und darauf, dass bei AFTV+ während der Saison alle Union-Spiele nach Abpfiff in kompletter Länge abrufbar sind sowie Interviews und Zusammenfassungen angeboten werden.

Vorerst kein öffentliches Union-Training wegen Neubau

Fest steht: Am neuen Kurs in Köpenick wird sich nichts ändern. Auch bei den kommenden Testspielen in Österreich werden nur gegen Geld zu sehen sein.

Diskussionen gibt es auch, weil Union die gesamte Woche unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert. Allerdings nicht, um sich abzuschotten. Schuld seien die Bauarbeiten für die Modernisierung des Geländes rund um die Alte Försterei. Der bisherige Zuschauerbereich am Trainingsplatz an der Hämmerlingsstraße muss für den Neubau eines Sportfunktionsgebäudes weichen. Ein neuer Bereich wird dafür gegenüber geschaffen, sodass Fans nach der Rückkehr aus dem Trainingslager in Herzogenaurach (23. Juli bis 1. August) und vor dem Pflichtspielstart wieder beim Training zuschauen können – zumindest einmal die Woche.