Sie sind so was wie das Lagerfeuer des deutschen Fernsehens: die „Tatort“-Krimis in der ARD. Hier versammelt sich noch die ganze Familie um den Fernseher, um gemeinsam Mord und Totschlag zu schauen. Aber jetzt hat der Einschaltquoten-Schwund auch die beliebte Krimiserie erreicht. In diesem Jahr schauten jede Folge ein paar Hunderttausend Zuschauer weniger als noch im Jahr zuvor.
Deutschlands populärste Fernsehreihe verliert weiter an Kraft: Die Zuschauerzahl des ARD-Quotenhits „Tatort“ ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr augenfällig zurückgegangen. Etwa 8,6 Millionen schalteten jede Erstausstrahlung durchschnittlich zwischen Neujahr und dem zweiten Advent ein. Damit sank die mittlere Reichweite im Vergleich zum selben Zeitraum 2022 um etwa 500.000 Zuschauer. Man muss bis 2011 zurückgehen, um einen niedrigeren Wert zu finden.
Ganz vorne liegen immer noch die „Tatort“-Folgen mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers
Mit etwa 28,6 Prozent Marktanteil im Schnitt für jeden neuen „Tatort“ kann sich die ARD nach wie vor aber zufrieden zeigen. Der gesellschaftliche Trend, dass insgesamt immer weniger Menschen linear fernsehen, kann bei geringerer Reichweite durchaus gleichbleibende oder sogar höhere Marktanteile (Quoten) als früher bedeuten.
In diesem Jahr kommt nur noch ein einziger neuer „Tatort“. Es ist am zweiten Weihnachtstag (26. Dezember) der Frankfurter Fall „Kontrollverlust“. Am kommenden Sonntag, dem dritten Advent (17. Dezember), läuft im Ersten ein „Polizeiruf 110“-Krimi. Der Sonntag danach ist Heiligabend, an dem das Erste ab 20.15 Uhr keinen „Tatort“ bringt, sondern den Weihnachtsfilm „Wenn das fünfte Lichtlein brennt“ ausstrahlt. Am Silvestertag, einem Sonntag, kommt im Ersten zur besten Sendezeit „Die große Silvester Show“ mit Francine Jordi und Hans Sigl.
Bei den bislang 34 „Tatort“-Fällen 2023 schwankte die Zuschauerzahl stark: Den Münster-Krimi am 5. März sahen fast 14 Millionen, den Wiener „Tatort“ am sehr sonnigen Pfingstmontag (29. Mai) oder den experimentellen „Tatort“ mit Ulrich Tukur im Oktober (22. Oktober) jedoch nur jeweils um die 6 Millionen.
Insgesamt sieben der bisherigen „Tatort“-Krimis landeten unter der 7-Millionen-Grenze, lediglich drei über der 10-Millionen-Grenze. Die erfolgreichsten Filme waren wie immer die aus Münster, wobei den zweiten Münster-Krimi des Jahres mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers am vergangenen Sonntag fast drei Millionen weniger sahen als den ersten Film. Es waren aber immer noch knapp über 11 Millionen, die einschalteten. Der dritte „Tatort“ mit mehr als 10 Millionen Zuschauern war der Köln-Krimi „Abbruchkante“ am 26. März.
Schon im Gesamtjahr 2022 erlebte der „Tatort“ einen leichten Zuschauerrückgang: Das durchschnittliche Publikum schrumpfte auf knapp unter 9 Millionen (Kalenderjahr 2021 noch fast 9,2 Millionen). Der ARD-„Tatort“ mit rund 20 verschiedenen Teams bleibt dennoch mit Abstand Deutschlands populärste TV-Reihe. Es gibt ihn seit 1970. Seitdem wurden 1253 Filme mit dem Label ausgestrahlt.
Besonders viel Echo erlebte der „Tatort“ in den Jahren 2014 und 2015. Damals wurde jede neue Folge im Schnitt von fast 10 Millionen im TV verfolgt.
Das ist die Hitliste der 34 bisherigen „Tatort“-Krimis 2023 und ihre Reichweite in Millionen Zuschauer
1. „MagicMom“ (Münster): 13,9 Mio. – 5. März
2. „Der Mann, der in den Dschungel fiel“ (Münster): 11,1 Mio. – 10. Dezember
3. „Abbruchkante“ (Köln): 10,1 Mio. – 26. März
4. „Vergebung“ (Stuttgart): 9,9 Mio. – 19. November
5. „Hackl“ (München): 9,8 Mio. – 12. März
5. „Totes Herz“ (Dresden): 9,8 Mio. – 8. Januar
7. „Des anderen Last“ (Köln): 9,6 Mio. – 3. Dezember
8. „Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“ (Kiel): 9,2 Mio. – 26. November
8. „Was ihr nicht seht“ (Dresden): 9,2 Mio. – 5. November
8. „Königinnen“ (München): 9,2 Mio. – 29. Oktober
8. „Love is pain“ (Dortmund): 9,2 Mio. – 23. April
8. „Was ist das für eine Welt“ (Wien): 9,2 Mio. – 26. Februar
8. „Lenas Tante“ (Ludwigshafen): 9,2 Mio. – 22. Januar
14. „Borowski und die große Wut“ (Kiel): 9 Mio. – 7. Mai
15. „Game Over“ (München): 8,9 Mio. – 21. Mai
15. „Schutzmaßnahmen“ (Köln): 8,9 Mio. – 1. Januar
17. „Verborgen“ (Hamburg): 8,8 Mio. – 16. April
17. „Unten im Tal“ (Schwarzwald): 8,8 Mio. – 12. Februar
19. „Bauernsterben“ (Wien): 8,7 Mio. – 15. Oktober
20. „Donuts“ (Bremen): 8,6 Mio. – 2. April
21. „Blinder Fleck“ (Zürich) 8,5 Mio. – 24. September

22. „Gold“ (Ludwigshafen): 8,4 Mio. – 3. September
23. „Die Kälte der Erde“ (Saarbrücken): 8,3 Mio. – 29. Januar
23. „Du bleibst hier“ (Dortmund): 8,3 Mio. – 15. Januar
25. „Das geheime Leben unserer Kinder“ (Schwarzwald): 7,8 Mio. – 14. Mai
26. „Aus dem Dunkel“ (Freiburg/Mainz): 7,6 Mio. – 8. Oktober
27. „Hochamt für Toni“ (Franken): 7,4 Mio. – 4. Juni
28. „Nichts als die Wahrheit (1)“ (Berlin): 6,9 Mio. – 9. April
29. „Die Nacht der Kommissare“ (Stuttgart): 6,8 Mio. – 18. Juni
30. „Nichts als die Wahrheit (2)“ (Berlin): 6,7 Mio. – 10. April
31. „Erbarmen. Zu spät.“ (Frankfurt): 6,4 Mio. – 10. September
31. „Seilschaft“ (Zürich): 6,4 Mio. – 30. April
33. „Murot und das Paradies“ (Wiesbaden): 6,1 Mio. – 22. Oktober