Irrer Schock-Moment für Außenministerin Annalena Baerbock in der Ukraine! Während eines Besuches in der Stadt Mykolajiw schwebte plötzlich eine russische Aufklärungsdrohne über der Ministerin. Ein Raketenschlag drohte. Die Grünen-Ministerin musste den Besuch abbrechen. Ihr Konvoi wurde jedoch von der Drohne verfolgt!
Ukrainische Sicherheitsleute hatten zuvor eine russische Aufklärungsdrohne gesichtet, ausgerechnet als Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Sonntag die frontnahe ukrainische Stadt Mykolajiw besuchte. Die Situation war mehr als brenzlig, den die Ukrainer wissen: Auf solche russischen Aufklärungsdrohnen folgt in der Regel ein direkter russischer Luftangriff.
Annalena Baerbock muss Ukraine-Besuch wegen Russen-Drohne abbrechen
Baerbock brach deshalb den Besuch sofort ab. Doch damit war es nicht getan! Die Russen-Drohne folgte der Kolonne der Ministerin noch eine ganze Weile - erst später drehte sie ab.
Die brenzlige Situation zeigt einmal mehr, wie gefährlich es in der Ukraine weiterhin ist - besonders in der Nähe zur Front oder an der Grenze zu Russland und Belarus. Anders als Baerbock können die Ukrainer dem russischen Terror hingegen kaum entfliehen. Die Gefahr ist im Alltag der Ukrainer ständig präsent. Genau darüber hatte Baerbock kaum 60 Minuten zuvor gesprochen, als sie den zerstörten Verwaltungssitz von Mykolajiw im Süden der Ukraine besuchte.
„Der blanke Terror des russischen Präsidenten setzt auf Zermürbung“, sagte Baerbock. „Er setzt darauf, dass die Furchtbarkeit dieses Krieges irgendwann dazu führt, dass die Menschen hier vor Ort resignieren oder die internationale Gemeinschaft resigniert - und genau das werden wir nicht tun.“

Russische Drohne verfolgte Kolonne der Grünen-Ministerin in Mykolajiw
Baerbocks Worte hallen nach, als ihre Kolonne mit hohem Tempo im Visier der russischen Drohne die Stadt verlässt. Schlaglöcher rattern unter den Rädern der tonnenschweren, gepanzerten SUVs. Die Fahrzeuge bringen die Ministerin und ihre Delegation zur ukrainischen Grenze nach Moldau. In einer solchen Situation sei es die „sicherste Option“, in Bewegung zu bleiben, heißt es zur Begründung. Warnsirenen fordern derweil die Bewohnerinnen und Bewohner von Mykolajiw auf, umgehend Schutz im Bunker zu suchen.
Am Samstagnachmittag war Baerbock zu einem vorab nicht angekündigten Besuch in der südukrainischen Hafenstadt Odessa eingetroffen. Die Ministerin zeigt viel Mitgefühl bei ihren Terminen vor Ort, sie verspricht weitere deutsche Hilfe - und weiß doch, dass sie ihre Gastgeber enttäuschen muss. Denn die Ukraine ist im Abwehrkampf gegen Russland in die Defensive geraten und braucht dringend mehr Waffen.
„Natürlich ist all das, was wir liefern, zu wenig“, sagt Baerbock in Odessa. „Wir zerbrechen uns intensivst den Kopf, wie wir davon mehr bekommen könnten, auch von weit reichenden Waffensystemen.“ Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hält dem Westen beim Treffen mit Baerbock vor, nicht schnell genug zu handeln: Hätte der Westen nach der russischen Invasion sofort Waffen geliefert, hätte der Krieg verkürzt werden können.
Russland greift die Ukraine weiter stark an
Die militärische Lage sieht aktuell also nicht gut aus für die Ukraine. Bereits am Samstagabend hatte Baerbock in Odessa den Kriegsalltag hautnah mitbekommen: Wegen eines Luftalarms hatte sie rund 15 Minuten im Luftschutzbunker ihres Hotels Schutz suchen müssen. Am Sonntag schoss Russland eine Gleitbombe auf den Bahnhof der Stadt Kostjantyniwka in der Ostukraine. Die Stadt, die nicht weit von der von Russland eroberten Stadt Bachmut liegt, ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in der Ukraine.
Mit ihrem Besuch in Mykolajiw wollte Baerbock eigentlich einen hoffnungsvollen Schlusspunkt unter ihren Besuch zum zweiten Jahrestag des russischen Überfalls setzen. Denn für die Ukraine sind Mykolajiw und seine Bevölkerung zum Symbol für den Widerstand gegen die russische Invasion geworden.
Zu Beginn des russischen Angriffskriegs vor zwei Jahren war die strategisch wichtige Hafenstadt eines der ersten Ziele, das von Raketen getroffen wurde. Trotz massiver Angriffe hat sich die Stadt erfolgreich gegen eine russische Eroberung verteidigt.
Baerbock besuchte in Mykolajiw ein mit deutscher Hilfe errichtetes Wasserwerk, das mit Solarenergie Meerwasser entsalzt und zum Trinkwasser für rund 200.000 Menschen aufbereitet - denn Russlands Armee hatte nach Kriegsbeginn das alte Wasserwerk zerstört. Erneuerbare Energien, deutsches Know-how mit zivilem Nutzen, ein Termin wie gemacht für eine Grünen-Ministerin. Doch dann tauchte die russische Drohne auf - und erzwang die überstürzte Abreise aus Mykolajiw. ■