Ukrainischer Verein Vitsche

Zwei Jahre Ukraine-Krieg: In Berlin kämpfen sie für die Heimat

Die Exil-Ukrainerin Krista-Marija Läbe erklärt: „Im Kopf ist man immer auch irgendwie dort.“

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Die Aktivistin Krista-Marija Läbe ist Sprecherin des Vereins Vitsche.
Die Aktivistin Krista-Marija Läbe ist Sprecherin des Vereins Vitsche.Markus Wächter

Am Samstag vor zwei Jahren begann der völkerrechtswidrige russische Großangriff gegen die Ukraine – und wie schon 2022 und 2023 ruft die exilukrainische Organisation Vitsche für diesen 24. Februar zur Demonstration auf. Die Kundgebung in Berlin soll das Bewusstsein für den brutalen Krieg wachhalten.

Bei Menschen aus der Ukraine ist das ohnehin der Fall. „Im Kopf ist man immer auch irgendwie dort“, sagt Vitsche-Sprecherin Krista-Marija Läbe. Seit der ersten Kundgebung am 30. Januar 2022 – damals noch, um vor dem sich bereits abzeichnenden russischen Überfall zu warnen – hat Vitsche fast 100 Demonstrationen in Deutschland organisiert.

„Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Menschen interessiert und aktiv zu halten“, sagt Läbe. Sie wurde 1997 im westukrainischen Ternopil geboren und kam drei Jahre später mit ihren Eltern nach Deutschland.

Krieg in der Ukraine nicht mehr das Top-Thema

Den Tag des Überfalls erlebte Läbe in Berlin als „Schock, der tief steckt“. An diesem Gefühl habe sich seither wenig geändert, anderes schon. So ist ihr bewusst, dass für viele Deutsche der Krieg im Osten Europas „nicht mehr das Top-Thema“ sei wie vor zwei Jahren, als es „eine große Welle der Empathie“ gegeben habe.

Entsetzt ist Läbe, dass mit der AfD und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) „zwei Parteien offen russlandfreundlich sind“. Auch sei zu spüren, dass „russische Desinformation nach Deutschland hineinwirkt“. Gleichwohl ist die junge Frau überzeugt, dass „ein großer Teil der Bevölkerung in Deutschland die Ukraine weiter unterstützt“. Vielen Menschen sei klar, dass die imperialistische Politik Russlands „eine Gefahr für Deutschland ist“.

Die ukrainische Stadt Awdijiwka ist von den Russen eingenommen worden.
Die ukrainische Stadt Awdijiwka ist von den Russen eingenommen worden.Evgeniy Maloletka/AP

Auch die offizielle Unterstützung durch die Regierenden in Deutschland sieht Läbe insgesamt positiv. „Natürlich könnte man mehr tun“, verweist sie auf bisher unerfüllte ukrainische Bitten nach deutschen Taurus-Marschflugkörpern und auf fehlenden Munitionsnachschub. Gleichwohl müsse sie „den Wandel anerkennen“, sogar bei der lange russlandfreundlichen SPD. Angefangen habe es mit den bekannten „5000 gebrauchten Helmen“, heute sei Deutschland „einer der größten Unterstützer der Ukraine, auch militärisch“.

Kein Kontakt mit Russen in Berlin

Zu in Deutschland lebenden Russen bleibt Vitsche auf Distanz, selbst wenn diese vielleicht Machthaber Wladimir Putin kritisch gegenüberstehen. „Auch wer gegen Putin ist, ist nicht unbedingt gegen die imperiale Politik Russlands“, gibt Läbe zu bedenken.

Russland sei „ein Staat, der seine Energie aus Aggression zieht“, warnt die Aktivistin. Putins Ziel sei die Zersetzung der westeuropäischen Demokratien. Dabei reiche der lange Arm des Moskauer Regimes auch nach Deutschland. Läbe und andere Aktivisten von Vitsche melden sich daher nicht mit Namen am Telefon, Adressen werden vertraulich behandelt und „Troll-Attacken im Internet gehören zum Alltag“.

Eine Forderung von Vitsche ist, die im Ausland eingefrorenen rund 300 Milliarden Dollar russisches Staatsvermögen der Ukraine zur Verfügung zu stellen – das würde „uns beim Widerstand sehr helfen“. Zudem bemüht sich Vitsche um Aufmerksamkeit für das Schicksal der Zehntausenden nach Russland entführten ukrainischen Kinder. Hier könnten „Deutschland und andere Länder mehr unterstützen“, sagt Läbe, denn „die Zeit drängt“. ■